Reichenbach. Zwar war Hochwasserschutz schon immer ein Thema im Lautertal – das jüngste Hochwasser gab es im Jahr 2007, bei dem nicht zuletzt der Netto-Markt und Edeka-Jakobi unter Wasser standen. Jedoch hat die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal das Thema noch einmal mehr ins Gedächtnis der Bürger gerückt. Das wissen Bürgermeister Andreas Heun, Gemeindebrandinspektor Bernd Röder und sein Kollege und Stellvertreter Peter Degenhardt.
„Klar ist, dass man Hochwasser nicht verhindern und auch nicht versichern kann, dass im Ernstfall alles klappt, wie geplant“, erklärte Heun in kleiner Runde im Rathaus in Reichenbach. „Aber man kann sensibilisieren und sich für den Fall der Fälle vorbereiten. Und wir sind sehr gut aufgestellt“, wie der Rathauschef aus einem Vorgespräch mit den beiden Stellvertretern der Feuerwehr berichtet. „Die Mitglieder der Feuerwehr, die übrigens alle ehrenamtlich arbeiten, sind an dem Thema dran.“ Von der Vorbereitung über die Warnung bis hin zum Ablauf im Ernstfall sind die Ehrenamtlichen engagiert.
„Wir werden beispielsweise die Sirenenstandorte im Lautertal von einer Fachfirma überprüfen lassen“, so der Gemeindebrandinspektor. Entscheidend seien hier die Neubaugebiete, bei denen gemessen werden soll, ob sie von der Beschallung im Ernstfall ausreichend erreicht werden. Anhand des Baujahres der Sirenen werden so der Schallpegel und die Schallabstrahlung überprüft. In Elmshausen und Beedenkirchen gibt es bereits zwei neue, elektrische Hochleistungssirenen. „Allerdings haben wir damit noch nicht all zu viel Erfahrung gesammelt, da die Sirenen bei uns – glücklicherweise – nicht so oft heulen.“ Da die Gemeinde immer an dem Thema Sirenen dran geblieben sei, sei Lautertal diesbezüglich gut aufgestellt und die Verantwortlichen müssten nicht bei Null anfangen.
Digitale Sirenen
Im Laufe des Jahres stehe außerdem auf dem Programm, die bestehenden, analogen Sirenen auf digitale Alarmierung umzustellen. Denn es sei wichtig, im Ernstfall alle Lautertaler auf diesem Wege zu erreichen. Schließlich gebe es auch viele, die kein Smartphone besitzen. Außerdem könne das Netz einmal gestört sein und einige Bürger schalten in der Nacht ihr Handy ganz aus und könnten dann über entsprechende Warn-Apps nicht erreicht werden. „Die Sirenen funktionieren in der Regel. Sie sind mit einer Batterie gepuffert, so dass sie auch bei Stromausfall funktionstüchtig sind“, erklärt Degenhardt.
Flyer mit Infos für den Ernstfall
Sobald alle Informationen zur Alarmierung im Ernstfall vorliegen, soll – voraussichtlich zum Jahreswechsel oder Anfang des kommenden Jahres – ein Flyer erstellt und unter anderem im Rathaus erhältlich sein, damit sich alle Bürger informieren können. Auch kam im Zusammenhang mit dem Thema Hochwasser erneut das Wasserrückhaltebecken in Reichenbach zur Sprache. Dort findet am kommenden Samstag eine Bürgerversammlung zum Thema statt. Das Problem sei hierbei jedoch nicht die Lauter, sondern die Nebenbäche, die in sie fließen. „Bei dem Hochwasser im Jahr 2007 hatten wir das Problem – bis auf die Sandsäcke – im Griff.“
Eine Füllmaschine anschaffen sei keine Lösung, denn was im Erstfall fehle, sei vielmehr trockener Sand. Und den könne man dann aus dem Ried bekommen, genauer aus Lampertheim. Dort werde Sand in einer Halle trocken gelagert. Damals, 2007, seien es 50 bis 60 Liter auf den Quadratmeter gewesen. „300 will man sich gar nicht vorstellen“, so Röder.
Wichtig sei, dass Anlieger an Bachläufen Warnungen durch die Presse und Wetterdienste ernst nehmen, und Unrat entfernen, um einer Verstopfung der Kanalisation und Brücken vorzubeugen. Letztlich sei Katastrophenschutz aber Kreissache. Dieser erstelle Katastrophenschutzpläne. Und bereits vor der Katastrophe im Ahrtal habe es Gespräche gegeben, die Pläne zu prüfen.
Neueinsteiger willkommen
Generell seien die Feuerwehren im Lautertal „relativ gut ausgerüstet“, so die beiden Vertreter. „Möglicherweise benötigen wir noch Tauchpumpen. Denn die, die wir haben, sind nicht so leistungsstark.“ Mit einer herkömmlichen Pumpe könne man rund 400 Liter pumpen, bei einer höheren Leistung seien bis zu 2000 Liter möglich.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch noch einmal für die Feuerwehr werben“, betonte Heun. Zwar laufe die Rekrutierung Ehrenamtlicher im Lautertal noch verhältnismäßig gut, jedoch freue sich die Feuerwehr immer über Einsteiger. „Wir haben Profis an der Spitze, die großartige Arbeit leisten und jeder, der möchte, kann sie unterstützen.“
Gerade das Felsenmeer sei durch die vielen Einsätze eine zusätzliche Belastung – denn immer wieder gehen Kletterer mit ungeeignetem Schuhwerk auf die Felsen und lösen dadurch Einsätze aus. Derzeit gebe es rund 180 Aktive bei den Wehren im Lautertal. Wer Interesse hat, bei der Feuerwehr mit anzupacken, der könne sich an den örtlichen Wehrführer wenden.
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