Kunstfreunde Bensheim - Trio mit Martin Helmchen, Antje Weithaas und Marie-Elisabeth Hecker überzeugte im Parktheater

Begeisternde Leidenschaft für Dvorák im Bensheimer Parktheater

Von 
Klaus Ross
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Antje Weithaas (Violine), Marie-Elisabeth Hecker (Cello) und Pianist Martin Helmchen waren am Samstag zu Gast im Parktheater. © Zelinger

Bensheim. Besonderes trug sich bereits vor dem fünften Saisonkonzert der Kunstfreunde Bensheim zu: Vereinsvorsitzende Anne Dingler dankte in ihrer kurzen Begrüßung den gut 200 Besuchern, die für ein auflagengerecht ausverkauftes Parktheater sorgten und damit ein ermutigendes kulturelles Hoffnungssignal sendeten.

Besonderes bot auch das prominent besetzte Ensemble mit dem Pianisten Martin Helmchen, seiner Ehefrau Marie-Elisabeth Hecker am Violoncello und der Geigerin Antje Weithaas: Hier waren drei renommierte Solisten vereint, deren schon lange gemeinsam gepflegter Kammermusik-Enthusiasmus höchste künstlerische Ausgewogenheit garantierte. Außergewöhnlich erschien nicht zuletzt das Programm, das in der ersten Hälfte gleich drei entdeckenswerte Raritäten parat hielt.

Fein ausbalanciertes Spiel

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Als ideales Präludium erwies sich „D’un matin de printemps“ (1917) der tragisch früh verstorbenen Französin Lili Boulanger (1893 – 1918), die ausweislich dieses sprühend pikanten Miniaturpoems wohl allemal an ihre Vorbilder Debussy und Ravel hätte herankommen können.

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Mozarts einziges größeres E-Dur-Werk ist das 1788 komponierte Klaviertrio KV 542, dessen eigentümlich farbdelikater Ton im fein ausbalancierten Spiel der Gäste all seine Leuchtkraft entfaltete. Dies galt für die nuancenreich belebten Ecksätze und erst recht für das berückend kantable „Andante grazioso“ (A-Dur), das der wunderbar geschmeidige Pianist und seine ebenbürtig klangkultivierten Partnerinnen als einen der schönsten langsamen Mozart-Sätze überhaupt in Erinnerung riefen.

Schumanns Fantasiestücke opus 88 entstanden als erster Beitrag zum Triogenre zwar bereits in seinem sehr ergiebigen „Kammermusikjahr“ 1842, wurden aber erst 1850 nach den beiden explizit so bezeichneten Klaviertrios opus 63 (d-Moll) und opus 80 (F-Dur) veröffentlicht. Damit wurde die Gattung erstmals um eine Sammlung echter Charakterstücke bereichert, was deren konzertante Vernachlässigung umso bedauerlicher macht.

Helmchen, Weithaas und Hecker jedenfalls ließen am individuellen Rang und Charme der unverwechselbaren Pretiosen keinerlei Zweifel. Schumanns typisch kauziger Witz etwa wirkte in der ausgedehnten F-Dur-Humoreske ebenso perfekt getroffen wie in dem ähnlich kontrastfreudig pointierten a-Moll-Finale. Für die schwärmerische Lyrik des Komponisten standen dagegen die duftig eröffnende a-Moll-Romanze und vor allem das herrlich melodiöse d-Moll-Duett, in dem Geige und Cello zu innigsten Dialogen zusammenfanden.

Absolute Programmkrönung jedoch war nach der Pause Dvoráks vierzigminütiges f-Moll-Trio opus 65 von 1883, dessen durchaus ungewöhnliche und bisweilen an Brahms gemahnende Ausdruckswucht die makellos harmonierenden Gäste mit hellwacher interpretatorischer Präzision auf den Punkt brachten. Ungemein dicht und differenziert zugleich schon der von sinfonischem Geist getragene Kopfsatz, spritzig beschwingt das koloristisch subtil changierende „Allegretto grazioso“ (cis-Moll), ungekünstelt poetisch das ergreifende As-Dur-Adagio mit seinen herausragenden Cellosoli, effektvoll vielgestaltig das bei aller tänzerischen Verve nie überhitzt klingende „Allegro con brio“-Finale: Authentischere Dvorák-Leidenschaft hätte man wohl auch von tschechischen Musikern schwerlich bekommen.

Verdiente Publikumseuphorie für diesen beflügelnden konzertanten Jahresauftakt, aber leider dennoch keine Zugabe.

Freier Autor Besprechung klassischer Konzertveranstaltungen seit über drei Jahrzehnten (darunter als Schwerpunkte das umfangreiche regionale Kirchenmusikangebot sowie die renommierten Kammermusikreihen der Kunstfreunde Bensheim und von Forum Kultur Heppenheim)

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