Bensheim. Selten gespielte Werke in unkonventionellen Besetzungen standen auf dem Programm des dritten Saisonkonzerts der Kunstfreunde im gut besuchten Parktheater. Hauptstück dieses Abends war natürlich Beethovens berühmtes Es-Dur-Septett opus 20 aus dem Jahre 1800, das mit rund 40 Minuten Aufführungsdauer zu seinen umfangreichsten Kompositionen gehört.
Eigens hierfür hatte sich zum Beethoven-Jahr 2020 ein aus Sebastian Manz (Klarinette), Dag Jensen (Fagott), Felix Klieser (Horn), Franziska Hölscher (Violine), Wen Xiao Zheng (Viola), Tanja Tetzlaff (Violoncello) und Dominik Wagner (Kontrabass) bestehendes Virtuosen-Ensemble zusammengefunden. Ihre damals geplante Konzerttournee holten die sieben Musiker jetzt nach und machten dabei auch in Bensheim Station.
Passend eingeleitet wurde Beethovens Septett durch zwei ähnlich unterhaltsame Raritäten aus dem 20. Jahrhundert. Eine „heitere Bagatelle“ nannte der primär als Sinfoniker geläufige Däne Carl Nielsen (1865-1931) seine 1914 entstandene „Serenata in vano“ („Vergebliches Ständchen“) für Klarinette, Fagott, Horn, Cello und Kontrabass. Manz, Jensen, Klieser, Tetzlaff und Wagner servierten dieses herrlich frisch klingende Kabinettstück mit aller nur erdenklichen Detailliebe und Pointenlust.
Nicht minder inspiriert erschien die anschließende Darbietung des brillanten frühen Streichtrios (1933) von Jean Françaix (1912-1997), dessen neoklassizistischer Esprit sich in den drei schnellen Sätzen wunderbar leger mitteilte. Besonders aufhorchen ließ die zentrale Andante-Träumerei, deren sanft melancholische Gesangslinien immer wieder an verwandte Ravel-Sätze erinnerten. Ein kleines poetisches Schmankerl à la française.
Schon zu Lebzeiten ein Hit
Beethovens Septett war schon zu Lebzeiten des Komponisten ein echter Hit mit entsprechend vielen Bearbeitungen – etwa für reine Bläserbesetzung, Streichquintett, Flötenquintett, Klavierquartett, Geige-Klavier-Duo, Klavier solo wie vierhändig und Gitarre. Sogar der Meister selbst legte eine (leider wenig bekannte) Klaviertrio-Version mit der eigenen Opuszahl 38 vor. Erfolgsgarant des Werkes ist natürlich sein unerschöpflicher Reichtum an eingängigen Melodien, aber auch seine unvergleichliche Mischung aus effektvoller solistischer Virtuosität und sublimer kammermusikalischer Ensemblekunst.
Genau diese Mischung verwirklichte die Formation um den erneut charismatisch spielfreudigen Ausnahme-Klarinettisten Sebastian Manz bei ihrem Parktheater-Auftritt in schier beispielhafter klanglicher und gestalterischer Balance.
Neben Manz sorgten auch der souveräne Fagott-Routinier Dag Jensen und der superb kultiviert intonierende Hornist Felix Klieser für pures Bläserglück. Die Streicherfraktion mit der kraftvoll hervortretenden Primaria Franziska Hölscher, dem feinsinnigen Bratscher Wen Xiao Zheng, der agilen Cellistin Tanja Tetzlaff und dem erst 24-jährigen Wiener Kontrabassisten Dominik Wagner überzeugte durch bestens ausgewogene Präsenz. Ecksätze, Menuett und Scherzo sprühten hier geradezu vor Elan und guter Laune. Schönste lyrische Farben im schwärmerischen As-Dur-Adagio wie im solistisch ergiebigen Variationen-Andante (B-Dur) machten dieses opulente Beethoven-Vergnügen komplett.
Große Begeisterung im Parktheater, Wiederholung des Menuett-Gassenhauers als Zugabe.
Info: Beim nächsten Konzert am 27. November, 20 Uhr, ist das Danish String Quartet zu Gast im Parktheater; Karten gibt es online unter www.kunstfreunde-bensheim.de oder bei bekannten Vorverkaufsstellen
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