Auerbach. Ralph Stühling, im Kur- und Verkehrsverein Auerbach zuständig für die Themenrundgänge, hatte für die 13. Auflage den Südwesten des Stadtteils auserkoren. Am Ausgangspunkt Bürgerhaus, 1988 nach den Plänen von Professor Novotny erbaut, wurde daran erinnert, dass auf dem Gelände früher eine Tankstelle und in einem Nebengebäude des Hotels Krone das Fotostudio Hohenschild zu finden waren.
Danach war das Gelände längere Zeit auch Festplatz für die Kerb und andere Veranstaltungen. Aus dem sich anschließenden Kurpark wurde nach Umbau und Erweiterung der Kronepark, den seit 1972 ein Musikpavillon ziert.
Weiter führte der Weg durch den Bangert, dessen Name von dem alten Flurnamen „bamgart“, Baumgarten, hergeleitet wurde. Während östlich der offene Bachlauf bestimmend ist, waren westlich zwei große Gärtnereien (Schönberger und Warth) ansässig, deren Gewächshäuser bis zur heutigen Schillerstraße reichten. Dieses Gelände mit einer Fläche von 70 000 Quadratmetern wurde ab 1990 als Neubaugebiet Ringgartenstraße erschlossen. Im Vergleich dazu umfasst das künftige Baugebiet Sanner rund 30 000 Quadratmeter.
Über die Schillerstraße gelangte man zu dem denkmalgeschützten E-Werk von Otto Beck, dem ersten E-Werk in der Region. 1914 wurde es vom GGEW übernommen, das es wiederum 1925 an die Schweitzer Effax GmbH veräußerte. Hier wurden bis 1999 Chemisch-Technische Erzeugnisse, insbesondere zur Lederpflege, hergestellt. Nach dem Erwerb durch die Stadt wurde hier 2003 ein Kindergarten eingerichtet.
Steinbetrieb und Holzhandlung
Die Wilhelmstraße östlich der Bahnlinie, heute fast ausnahmslos Wohngebiet, beherbergte früher neben der Effax mehrere stattliche Unternehmen. Der Steinbetrieb Riedlinger und die Holzhandlung Schaffizel mussten ebenso das Feld räumen wie die Spedition Dorfmühle der Familie Krüger, die von der Bachgasse auf das ehemalige Gelände der Hühnerfarm Nungesser umgesiedelt sind. Heute ist dort der Edeka-Markt ansässig.
Die heutige Saarstraßenbrücke ersetzte ab 1973 den dortigen Bahnübergang. Der Grenzweg, einst Gemarkungsgrenze zu Bensheim, hat auf seiner südlichen Seite eine sehr bewegte militärische Vergangenheit. Errichtet als Wehrmachtsgelände mit Kasernen gab es dort zeitweise eine Flakstation und einen nicht ungefährlicher Löschteich. Das Areal wurde nach 1945 von den Amerikanern genutzt, die dann 1951 ihre Labor-Service Gruppe von der Krone komplett dorthin verlegten.
Diese Einheit bestand bei der Mannschaft überwiegend aus Zivilangestellten, von denen viele in Bensheim eine neue Heimat fanden. 1965 wechselten Gebäude und Mannschaften als das „Schwere Schwimmbrückenbataillon 850“ zur Bundeswehr, die 1983 aber den Standort aufgab und nach Eberstadt zog. Danach setzte eine rege Wohnbautätigkeit ein.
Die heutige Saarstraße ist noch älteren Auerbachern mehr als Herdweg geläufig. Auch der Name Fehlheimer Straße war kurzlebig und fiel der Einführung der Postleitzahlen zum Opfer. Ein viel besuchtes Anwesen war die Gaststätte „Grüne Au“, Gründungslokal des FC Auerbach 1947 und nach 1965 eines der Vereinslokale der TSV. In der Weserstraße beherrschen die Schillerschule und die Katholische Kirche Heilig Kreuz das Bild. Die Schule wurde am 29. Oktober 1955, umgeben von viel Grün, als Nachfolgerin der Wilhelmschule Bensheim eingeweiht. In zwölf Sälen wurden damals 591 Schüler von der 1. bis zur 8. Klasse unterrichtet. 1976 wurde die Turnhalle eingeweiht, weitere Bauten konnten 1984, 1988 und 2005 in Betrieb genommen werden. Die Kirche Heilig Kreuz entstand 1959 und besticht durch ihre moderne Form und besonders durch die von Prof. Bruno Müller-Linow geschaffenen Betonglasfenster.
Den Abschluss des Rundgangs bildete ein Besuch bei der Behindertenhilfe Bergstraße. Diese Gebäude war zuvor die Taschentuchfabrik Zimmermann und wurde Anfang der 70er Jahre als erste Werkstatt im Kreis eingerichtet. Der neue Betriebsleiter Manuel Drachsler und sein Vorgänger Stefan Karner ließen es sich nicht nehmen, die Teilnehmer des Rundgangs umfassend über ihre Einrichtung zu informieren.
Mit dem 13. Themenrundgang ist diese Reihe für 2022 abgeschlossen, eine Fortsetzung im Jahr 2023 bereits beschlossene Sache. kn
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