Bensheim. Ein Weltklasse-Künstler, ein Instrument, ein Komponist – so könnte man das letzte Saisonkonzert der Kunstfreunde Bensheim am 8. Juni, 20 Uhr, auf den Punkt bringen: Der Musiker ist Jean-Guihen Queyras, einer der besten Cellisten weltweit. Der Komponist Johann Sebastian Bach, dessen sechs Suiten für Cello an diesem Abend im Parktheater erklingen werden.
Neugier und Vielfalt prägen das künstlerische Wirken von Jean-Guihen Queyras. Auf der Bühne und bei Aufnahmen erlebt man einen Künstler, der sich mit ganzer Leidenschaft der Musik widmet, sich dabei aber vollkommen unprätentiös und demütig den Werken gegenüber verhält, um das Wesen der Musik unverfälscht und klar wiederzugeben.
Wenn die drei Komponenten – die innere Motivation von Komponisten, Interpret und Publikum – auf derselben Wellenlänge liegen, entsteht ein gelungenes Konzert. Diese Ethik der Interpretation lernte Jean-Guihen Queyras bei Pierre Boulez, mit dem ihn eine lange Zusammenarbeit verband. Mit diesem Ansatz geht er in jede Aufführung, stets mit makelloser Technik und klarem, verbindlichem Ton, um sich ganz der Musik hinzugeben. So nimmt er sich mit gleicher Intensität sowohl Alter Musik – wie mit dem Freiburger Barockorchester und der Akademie für Alte Musik Berlin – als auch zeitgenössischer Werke an.
Jean-Guihen Queyras, geboren 1967 in Montreal, Kanada, war Gründungsmitglied des Arcanto Quartetts; mit Isabelle Faust und Alexander Melnikov bildet er ein festes Trio. Überdies sind Alexandre Tharaud und Alexander Melnikov seine Klavierpartner. Darüber hinaus erarbeitete er zusammen mit den Zarb-Spezialisten Bijan und Keyvan Chemirani ein mediterranes Programm. Diese Vielfältigkeit hat viele Konzerthäuser, Festivals und Orchester dazu bewegt, Jean-Guihen Queyras als Artist-in-Residence einzuladen, wie das Concertgebouw Amsterdam, das Festival d’Aix-en-Provence, das Vredenburg Utrecht, De Bijloke Gent und das Orchestre Philharmonique de Strasbourg.
Jean-Guihen Queyras ist darüber hinaus regelmäßig zu Gast bei renommierten Orchestern und arbeitet mit bekannten Dirigenten. Die Diskographie von Jean-Guihen Queyras ist beeindruckend: Seine Aufnahmen der Cellokonzerte von Edward Elgar, Antonín Dvorák, Philippe Schoeller und Gilbert Amy wurden von der Fachkritik begeistert aufgenommen. Im Rahmen eines Schumann-Projektes sind drei Alben entstanden, die unter anderem das Cellokonzert mit dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Pablo Heras-Casado sowie sämtliche Klaviertrios, mit Isabelle Faust und Alexander Melnikov, beinhalten.
Zu den Höhepunkten der Saison 2023/24 gehören unter anderem Konzertreisen nach Australien, in die USA, nach Kanada und Tourneen durch Europa. Weitere Konzerte führen Jean-Guihen Queyras unter anderem in die Tonhalle Zürich, die Wigmore Hall London, die Pariser Philharmonie, zum Musikfestival Heidelberger Frühling, ins Konzerthaus Wien und in die Elbphilharmonie Hamburg.
Jean-Guihen Queyras ist Professor an der Musikhochschule Freiburg und künstlerischer Leiter des Festivals „Rencontres Musicales de Haute-Provence“ in Forcalquier. Er spielt auf einem Instrument, das 1729 von Pietro Guarneri in Venedig hergestellt wurde.
Die sechs Suiten für Violoncello solo (BWV 1007-1012) von Johann Sebastian Bach gehören heute zu den meistgespielten Kompositionen für ein solistisches Streichinstrument. Die Handschrift vereinigt sechs Suiten, also Folgen von Einzelsätzen, die – oft stark stilisiert – auf die modischen Hoftänze der Entstehungszeit und der vorhergehenden Generation anspielen.
Womöglich wollte Bach mit den sechs Suiten auch ein Studienwerk schreiben, dafür spricht der von Suite zu Suite steigende Schwierigkeitsgrad. Ganz bestimmt aber wollte der Mittdreißiger Grenzen ausloten: die des erst um 1700 entwickelten jüngsten Mitglieds der Geigen-Familie und die der Linearität, auf die das Cello beschränkt schien. Bach suchte die „Freiheit in der Restriktion“, wie es Ulrike Heckenmüller formuliert hat.
Vor dem Konzert in Bensheim findet ab 19 Uhr wieder eine Einführung mit dem Musikexperten Hans Hachmann im Foyer des Parktheaters statt. Karten gibt es unter kunstfreunde-bensheim.de, bei bekannten Vorverkaufsstellen oder ab 18.45 Uhr an der Abendkasse. red
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