Bensheim. Der Brückweg, genauer die Brücke über die Bahn, zählt nicht zu den Paradebeispielen für Radwege in der Stadt. Dennoch ist es eine der Hauptrouten zum Berliner Ring. Im Radverkehrskonzept werde darauf hingewiesen, dass die Verkehrssituation ein Problem darstellt, erklärte Petra Jackstein (CDU) in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung.
Die Koalition hatte deshalb einen Prüfauftrag gestellt. Geklärt werden soll vom Magistrat, ob im Zuge der anstehenden Sanierung der Überführung durch die Bahn auch an der Nordseite und den beiden Rampen ein kombinierter Rad- und Fußweg errichtet werden kann. An der östlichen Flanke soll zudem die Option einer Verbindung ins künftige Wohngebiet auf dem Sanner-Gelände untersucht werden.
„Die Situation ist unbefriedigend“
„Die Situation ist nach wie vor unbefriedigend dort“, betonte Jackstein mit Blick auf den Fuß- und Radweg an der Südseite. Je nachdem, aus welcher Richtung man kommt, muss entweder der Berliner Ring oder die Schillerstraße überquert werden, um voranzukommen. Die Koalition wolle die Chance nutzen, um Möglichkeiten aufzeigen zu lassen, ob Verbesserungen machbar sind. Für das Sanner-Gebiet müsse eine praktikable Lösung gesucht (und bestenfalls auch gefunden) werden.
Ralph Stühling (SPD) erinnerte daran, dass die Brücke 1982 mit nur einem Fuß- und Radweg an der Südseite gebaut worden ist. „Der Autoverkehr stand damals im absoluten Mittelpunkt.“ Seitdem sei der Anteil der Radfahrer deutlich gestiegen. Der Wechsel der Fahrbahn sei weder zeitgemäß noch besonders sicher. Es bestehe Optimierungsbedarf. Durch die kommende Sanner-Bebauung sei zusätzlicher Verkehr zu erwarten. Rolf Schepp (FDP) stimmte der Prüfung auch aus eigener Betroffenheit zu, wie er anmerkte. Er nutzte die Brücke als Radfahrer des Öfteren.
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Eine Überquerung an der Nordseite sei durchaus gefährlich und schwierig. Dabei sei diese eine zentrale Ost-West-Verbindung. Die Kreuzungen Schillerstraße und Berliner Ring müssten in die Überprüfung mit einbezogen werden. Auch mit Blick auf die Sanner-Entwicklung brauche es eine vernünftige Lösung – und das nicht nur für den Radverkehr. Eine Frage sei jedoch, ob die Brückenkanten von der Bahn so erweitert werden können, dass ausreichend Fläche zur Verfügung steht. „Den Verhandlungen der Verwaltung mit der Bahn kann man nur viel Erfolg wünschen“, konstatierte Schepp.
Für die Grünen bemerkte Moritz Müller, dass das Problem nicht nur am Brückweg bestehe. „Auch die Saarstraße bietet nur eine einseitige Verbindung. Von daher verwundert es schon ein wenig, wieso hier ausgerechnet der Brückweg herausgegriffen wurde, obwohl doch an der Saarstraße gerade mit der Anbindungsstraße eine Baumaßnahme stattfindet, bei der bis zum Beginn der Brücke ein beidseitiges Radangebot geschaffen wird – endlich.“
Genauso wichtig wie ein beidseitiger Radweg auf der Brücke wäre auch ein Radfahrangebot im Brückweg. Das fehle jedoch. „Ein bisschen heuchlerisch ist dieser Antrag also schon, wo sie sich doch immer gegen eine deutliche Verbesserung im Brückweg gestellt haben, sei es durch die Einführung von Tempo 30 dort oder eben einem Schutzstreifen. Aber sei’s drum, bei guten Ideen verschließen wir uns nicht“, begründete Müller die Zustimmung der Grünen.
Er gehe allerdings davon aus, dass die Prüfung vergeblich sein werde, weil die Planungen der Bahn schon feststünden – und ohne Mehrkosten für die Stadt ein solches Vorhaben nicht umzusetzen sei.
Norbert Koller sprach für die BfB von einer grundsätzlich guten Idee. Aus bautechnischen Gründen hielt er die Umsetzung eines beidseitigen Fuß- und Radwegs kaum für möglich. Brücken hätten Kuppen und die könnten nur sehr aufwendig verbreitert werden. „Es fallen auch hohe Kosten für die Statik an.“ Es sollte weiterhin geprüft werden, ob es möglich ist, Rad- und Fußweg komplett zu trennen und eine akzeptable Breite zu erreichen.
Unterstützung kam auch von der Freien Wählergemeinschaft. Man habe sich die Situation vor Ort angesehen. „Dem Augenschein nach ist an der Nordseite sowohl an den Rampen als auch auf der Brücke selbst ausreichend Platz für einen kombinierten Fuß- und Radweg“, meinte Rolf Tiemann. Er hoffe, dass dieser Eindruck von den Fachleuten bestätigt werde.
Am Ende der kurzen Aussprache stand das erwartete Ergebnis: Die Fraktionen votierten einstimmig für den Vorschlag der Koalition. Ob die Anregung jedoch irgendwann umgesetzt werden kann oder bauliche sowie finanzielle Aspekte dagegensprechen, steht auf einem anderen Blatt. Aber immerhin hat man dann diese Alternative geprüft.
Und mindestens so lange bleibt die Brücke mehr Problem- denn Komfortzone für Fahrradfahrer und Fußgänger.
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