Kommentar Schließung von Galeria in Mannheim hat nur Verlierer

Nach der angekündigten Schließung des Galeria-Kaufhauses in Mannheim gibt es nur wenig Hoffnung auf einen Weiterbetrieb. Gelingt die Rettung nicht und es bleibt beim Aus, gäbe es viele Verlierer, kommentiert Christian Schall

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Christian Schall
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Mannheim. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, steht das Oberzentrum Mannheim bald ohne klassisches Kaufhaus da. Entscheidend war, das geht aus der Galeria-Mitteilung eindeutig hervor, eine fehlende Einigung über die Miete. Ein anderer Grund kann - abgesehen vom teils desolaten Zustand der Immobilie - nahezu ausgeschlossen werden. Denn es gibt in Deutschland kaum einen Standort, der für ein Kaufhaus besser geeignet wäre als der Paradeplatz. Wenn dieses schon oft totgesagte Konzept noch funktionieren kann, dann in dieser Lage - mitten in der Stadt an einem zentralen Platz mit hoher Frequenz, der zudem ein wichtiger Nahverkehrsknoten ist.

Galeria-Filiale in Mannheim: Die größten Verlierer sind die Beschäftigten

Der Scherbenhaufen, den der Noch-Eigentümer René Benko mit seinem Imperium hinterlässt, hat viele Verlierer. Die größten sind die noch rund 100 (von einst mehr als 300) Beschäftigten der Filiale in P 1. Sie leben seit fast vier Jahren in ständiger Sorge um ihren Job, haben durch Zugeständnisse an den Arbeitgeber auf Geld verzichtet und müssen sich vor verärgerten Kunden zu den Fehlentscheidungen ihres Managements (Ware, die nicht nachgefüllt wird, wenig geöffnete Kassen) rechtfertigen.

Verlierer sind auch die vielen treuen Kunden, besonders ältere Menschen, denen eine wichtige Anlaufstelle für ihre Einkäufe fehlen wird. Aber auch für die weit über die Region hinaus als Einkaufsstadt bekannte Mannheimer City wäre die Schließung ein herber Verlust, nachdem 2020 schon die Filiale in N 7 aufgegeben wurde.

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Dort wurde zügig eine Nachnutzung gefunden. Doch seitdem haben sich die Zeiten geändert. Selbst für kleine Handelsflächen stehen die Interessenten nicht mehr Schlange. Ein Leerstand, wenn auch nur vorübergehend, wäre riskant für das gesamte Umfeld.

Viele in Mannheim hoffen, dass Bernd Beetz es jetzt richtet

Man möchte den Optimismus von OB Christian Specht gerne teilen, doch wenn man sich nicht über die Miete einig war, wieso sollte man sich in ein paar Wochen plötzlich näherkommen?

Viele in der Stadt - vielleicht auch Specht - hoffen nun, dass Bernd Beetz es aus Verbundenheit zu Mannheim richtet. Noch kann der designierte Miteigentümer von Galeria nichts ausrichten. Er muss zunächst den Abschluss des Insolvenzverfahrens abwarten. Erst danach bestünde die Chance, sich für einen Weiterbetrieb einzusetzen, in welcher Form auch immer. Dass eine kleine Hoffnung auf eine Last-Minute-Rettung besteht, hat das letzte Insolvenzverfahren gezeigt. Das Beispiel Viernheim darf sich in Mannheim gerne wiederholen.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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