Hin und wieder rieb man sich bei den Spielen der Rhein-Neckar Löwen in dieser Saison verwundert die Augen. Und zwar immer dann, wenn der Handball-Bundesligist in der European League antrat. Die internationalen Auftritte erinnerten nämlich so gar nicht an die meistens enttäuschenden, teils sogar desolaten Leistungen in der Liga. Und so verwundert es fast schon nicht mehr, dass sich die Mannheimer auch im Viertelfinale der European League gegen die zuvor leicht favorisierte portugiesische Spitzenmannschaft Sporting Lissabon durchsetzen.
Keine Frage: Der Einzug ins Final Four der European League ist ein Erfolg. Und eben diesen dürfen die Mannheimer auch feiern, ja sogar stolz auf ihn sein. Allerdings verbietet es sich, diesen Wettbewerb isoliert zu betrachten. Es geht immer um ein Gesamtbild. Und das ist schlichtweg nicht stimmig. Kurzum: Die Qualifikation für die Endrunde im zweitwichtigsten Europapokal kann die Saison nicht retten. Noch nicht einmal ein Titelgewinn könnte das. Denn dafür war das große Ganze zu schlecht.
Der Trend der zurückliegenden Jahre ist beängstigend. Aus heutiger Sicht müssen auch der Pokalsieg und Platz fünf im vergangenen Jahr anders bewertet werden. Und zwar als Ausrutscher nach oben. Denn in der Gesamtbetrachtung droht eher Mittelmaß zum Dauerzustand zu werden. Weshalb sich bei den Löwen wieder einmal die Frage nach der Verantwortung stellt.
Folgen den Worten auch Taten? Fünfjahresplan als Messlatte
Die Antwort darauf fiel zuletzt stets gleich aus: Trainer kamen und gingen. Nur Besserung stellte sich keine ein. Im Gegenteil. Dabei sind doch die Pläne und Versprechen groß. Sie wurden von Geschäftsführerin Jennifer Kettemann 2022 verkündet. Bis 2027 wollen die Löwen wieder zur nationalen Spitze gehören. So lautet das selbst gesteckte Ziel, das zwangsläufig zur selbst gelegten Messlatte wird.
Auf dem Weg zurück in die Bundesliga-Elite machten die Mannheimer in dieser Saison aber einen Rückschritt. Zweifelsohne war das Verletzungspech groß. Doch immer wieder nur den Ausfall von Halil Jaganjac als wesentliche Ursache für die Misere zu nennen, greift eindeutig zu kurz. Der Kroate fehlte auch den Großteil der vergangenen Runde - und in der schnitten die Löwen wesentlich besser ab.
Die Nachfolge von Juri Knorr als echte Bewährungsprobe
Schon in der neuen und damit dritten Saison des sagenumwobenen Fünfjahresplans wird sich zeigen, ob die Badener tatsächlich noch einmal von der nationalen Spitze träumen dürfen. Die Zweifel sind nach dieser Saison auf jeden Fall größer als die Zuversicht - auch wenn die Transfers Hoffnung auf Besserung machen. Mit Sebastian Heymann, Ivan Martinovic und Tim Nothdurft gewinnt der Kader eindeutig an Qualität. Ob dieses Trio aber die Extra-Klasse mitbringt, dauerhaft zu den Topclubs zu zählen, wird sich noch zeigen.
Und dann wäre da noch die Personalie Juri Knorr. 2024 verlieren die Löwen ihre zentrale Figur im Angriff. Man darf gespannt sein, wie die Mannheimer diesen Verlust gleichwertig kompensieren werden. Auch hier gilt: Den Worten müssen nun Taten folgen. Denn neben der Rückkehr in der Spitze kündigte Kettemann an, von nun an nur noch Toptransfers zu tätigen. Die Knorr-Nachfolge wird also zu einer echten Bewährungsprobe. Und zum Fingerzeig.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Dieser Erfolg kann die Saison der Rhein-Neckar Löwen nur aufhübschen
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