Gar nicht dummer August

Er sei immer so heiß, heißt es. Würde Felder gelb und Badeseen viel zu voll machen – und außerdem Sommerlöcher in Zeitungen reißen, heißt es über den Monat August. Im Zirkus mag es den geben, den dummen August, im Kalender ist er meines Erachtens ein höchst angenehmer Zeitgenosse.

Nicht nur, weil es jetzt lange kühl und nass ist und zumindest dieser August bisher weder Hitzeplagen und schon gar keine Freibadüberfüllungen bringt. Nein, ganz generell: Der August ist mein Freund! Er bringt viel Gutes mit sich: Parkplätze in der Nachbarschaft (direkt vorm Haus, unglaublich!), leere Fahrradständer, verfügbare Geräte in Fitnessstudios oder freie Tische in Lieblingslokalen – ok, sofern sie geöffnet sind; soviel Essig mus in den Sommerwein.

In Hinterhöfen, Treppenhäusern und über Raufaserzimmerdecken ist weniger Getrappel, Getrampel und Kindergeschrei. Nachbarschaftliche Grillpartys und städtische Nachtmusik sind auf ein Mindestmaß reduziert – und machen das Leben eine Spur ruhiger und leiser. Sie alle krakeelen jetzt an Stränden auf Ibiza, irgendwelchen griechischen Inseln oder an der Ostsee, nur zu, sollen sie, ich bleibe schön daheim, nehme sozusagen arbeitend Urlaub von der Gesellschaft, auch mal schön.

Die Nachrichtenlage ist mal übersichtlich, nie geht die Pflege von Mailordnern und Newslettern so fluffig von der Hand wie im August. Man kann einfach mal arbeiten, Liegengebliebenes erledigen, Pläne machen und neben der Pflicht auch mal an die Kür denken, herrlich! Und dazu: Sämtliche Pressesprecher, Chefs, Telefonanbieter und Umfrager – sind weg, einfach in Urlaub.

Nein, der August ist nicht dumm, sondern sehr schlau. Genießen Sie ihn! Doch seien Sie vorgewarnt. Schon Anfang September wollen wieder alle alles schnell, eilig und dringlich nachholen: das Vor-den -Ferien-nicht-fertig-Gewordene, den großen Auftakt, den Neustart, die Innovation und die Sensation. Gott sei Dank bin ich da in Urlaub.