Auf Menorca wird jeder als Naturschützer geboren“, sagt Mariona Alsina lächelnd. Die frühere Lehrerin hat Archäologie studiert und stammt aus Alicante. Menorca ist seit Jahrzehnten ihre Wahlheimat. Kein Berufspendlerverkehr, keine anonymen Massen - die Insel strahlt Gelassenheit aus. Seit 1993 ist sie Biosphärenreservat der Unesco, seit 2019 bilden ihre Küstengewässer mit mehr als 500 000 Hektar das größte Meeresbiosphärenreservat des Mittelmeers.
Menorca
Anreise Flug ab Stuttgart direkt mit Tuifly, www.tuifly.de, oder mit Vueling über Barcelona, www.vueling.com/de
Unterkunft Hübsch im Herrenhaus in Mahón: Hotel Jardí de Ses Bruixes, DZ/F ab 189 Euro, www.hotelsesbruixes.com Agroturismus mit Ausblick bei Ferreries: Finca Son Vives, DZ/F ab 140 Euro, www.sonvivesmenorca.com Luxus auf dem Weingut: Torralbenc: DZ/F ab 272 Euro, https://torralbenc.com
Allgemeine Informationen Menorca-Tourismus, www.menorca.es Spanisches Fremdenverkehrsamt, www.spain.info/de PSP
„Seegras ist ein Indiz für sauberes Wasser“, bemerkt Mariona und zeigt auf das Neptungras am Strand von Es Grau. Viele Inselbewohner haben Ferienhäuser in dem kleinen Ort an der Lagune des Naturparks Albufera des Grau. In dem rund 5000 Hektar großen Feuchtgebiet machen Zugvögel Station. Holzbohlenwege führen zu Beobachtungsplattformen. „Wir Bewohner wissen genau, was wo im Naturparkzone erlaubt ist“, erklärt Mariona. In der Kernzone darf man nichts als schauen, in der Randzone wirtschaften die meisten Fincas ökologisch. Die von Lagunenseen durchzogene Kernzone ist teilweise völlig unzugänglich. An anderen Stellen sind alte Bauernhäuser erhalten und manch eines hat einen weiß getünchten Anbau bekommen.
Olivenbäume prägen die hügelige Insellandschaft
Menorca wurde schon um 2300 v. Chr. besiedelt. Davon zeugen die Talayots, massive Wachtürme, Grabmäler sowie die Taulas – flache Steine, die wie Tischplatten auf Säulen liegen. „Wir leben mit den prähistorischen Überresten der Talayot-Kultur“, sagt Mariona. „Landbesitzer müssen Fußgängern den Zugang gewähren.“ Die Fundstätten kosten keinen Eintritt, mit Ausnahme des Torre d’en Galmès, einer fünf Hektar großen Ausgrabungsstätte zwischen Alaior und dem Strand von Son Bou. Auch dort stehen Taulas, die Archäologen für einstige Lagerhäuser halten. Und hier wurde Regenwasser aufgefangen, gefiltert und in unterirdischen Zisternen gelagert.
Olivenbäume prägen die hügelige Insellandschaft. Besonders die alten, wild wachsenden Acebuches ergeben hochwertige Olivenöle, eine köstliche Zutat der menorquinischen Küche. Der 35-jährige Isaac Herrera hat als Meister der Ölmühle Pont Modorro sein Glück auf Menorca gefunden.
Das wertvollste Virgen Extra Olivenöl, das hier gepresst wird, stammt von Acebuches. „Die wilden Oliven sind kleiner und werden von Hand geerntet, keine Zusätze, keine Transportwege“, sagt Herrera. 80 000 Flaschen pro Jahr kommen von den 8000 Olivenbäumen des Kleinbetriebs, der zudem für die Bauern der Umgebung als Kooperative fungiert. „Von jungen Bäumen kann erst nach fünf Jahren geerntet werden.“ Isaac stammt aus Andalusien, kam bei der Marine weit herum und wählte dann Menorca als seine neue Heimat.
Zitronenlimo mit Gin
Olivenöl und Ei gehören zu den wichtigsten Zutaten der Mayonnaise, einem menorquinischen Grundlebensmittel. Der Franzose Richelieu soll sie 1756 als Erster von Mahón nach Frankreich gebracht haben, damals gewiss mit Acebuche-Öl zubereitet. Den Geschmack der Salzwiesen, auf denen die Kühe grasen, hat der zu 100 Prozent aus Weidemilch hergestellte Mahón-Käse. Wacholderbeeren und Traubensaft destillierten die Engländer auf der Insel schon im 18. Jahrhundert zu Gin. Und ein Schuss Gin in der erfrischenden Zitronenlimonade Pomada erinnert an die bis heute auf der Insel beliebten Engländer.
Kilometro zero bedeutet, zu verwenden, was lokal verfügbar ist. Im Fischerhafen des kleinen Fornells ist das der berühmte Langusteneintopf Caldereta de Langosta. Probieren kann man die Spezialität auch im pittoresken Hafen von Ciutadella. Die Gassen der Oberstadt durchweht noch immer ein Hauch von Grandezza der ehemaligen Hauptstadt.
Mit dem Boot auf die Quarantäne-Insel
Doch die Briten machten 1772 Mahón, das nach Sydney den größten Naturhafen der Welt hat, zur Inselhauptstadt. Bei Fahrten mit einem Solarboot lässt sich die Weite des 5,5 Kilometer langen und über einen Kilometer breiten Fjords ermessen. Die Boote machen halt auf der Illa del Rei. Von Es Castell fährt ein Boot zur Quarantäne-Insel, auf der ab 1817 An- und Abreisende isoliert wurden. In der ehemaligen Stätte des Seuchenschutzes kann man durch die Gitterstäbe in luftdurchströmte Quarantäne-Zellen blicken.
Zugleich begeistert das Festungsgelände mit verwunschenen Gärten und historischen Gebäuden. Alle vier Inseln in Majóns Fjord gehören zum Biosphärenreservat.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/leben/machen_artikel,-machen-menorca-ein-echter-gluecksort-_arid,2078125.html