Streaming-Vorschau

Krimi, Klamauk und Klassiker: die Streamingdienste bieten im Dezember reichlich Auswahl

Emma Corrin lässt „Lady Chatterley“ wieder auferstehen, Guillermo del Toro erfindet „Pinocchio“ neu und Will Smith strebt als Sklave nach „Emancipation“.

Von 
Gebhard Hölzl
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Daniel Craig (l.) schlüpft in „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ wieder in die Rolle des Meisterdetektives Benoit Blanc. © picture alliance/dpa/PA Media | Netflix

Mit „Weißes Rauschen“ wurden die diesjährigen Filmfestspiele von Venedig eröffnet. Noah Baumbach („Marriage Story“) hat Don DeLillos gleichnamigen (Kult-)Roman nach eigenem Drehbuch adaptiert. Als Produzent firmiert Netfix, der Streamingdienst bringt den Film am 8. Dezember in die Kinos und schaltet ihn am 30. im Netz frei. Von den Absurditäten und dem Wahnsinn im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ handelt er, festgemacht an einer nonstop quasselnden Großfamilie. Die Mama (Greta Gerwig) ist überfordert und schluckt heimlich Pillen, der Vater College-Professor (Adam Driver), Historiker und Spezialist für Nazi-Deutschland. Angesagt sind Chaos und Desaster in Form eines grandios in Szene gesetzten Zugunglücks, das eine Umweltkatastrophe verursacht und eine Massenpanik auslöst.

Pinocchio trifft Adolf Hitler

Thematisiert werden Ernährung, Gleichstellung, berufliche und eheliche Probleme sowie Seitensprung, wo Schauspiel-Chamäleon Lars Eidinger ins Spiel kommt. Ein böser, tragikomischer Mix mit netten Ideen. Das Highlight ist der Abspann, in dem es bestens choreographiert auf Shoppingtour durch einem Monster-Supermarkt geht.

X-Mas im Netz

Weihnachten naht und entsprechend gestalten die Streamingdienst ihre Programme. Besonders stark setzt man bei Disney+ auf festliche Highlights. Geboten werden Klassiker wie „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“, die „Kevin – Allein zu Haus“-Reihe oder „Pettersson und Findus - Das schönste Weihnachten überhaupt“. Neu abrufbar sind „Pentatonix: Around the World for the Holidays“ (ab 2. Dezember), wo die ganze Familie mit der Titel gebenden A-cappella-Band X-Mas-Hits mitsingen kann, das „Wochenend-Familie: Weihnachts-Special“ (ab 9. Dezember) sowie die Animationsfilme „Micky Maus: Donald, die Weihnachtsente“ (ab 2. Dezember) und „Micky & Minnie: Der Weihnachtswunsch“ (ab 2. Dezember). Originell ist die Netflix-Produktion „Who Killed Santa“ (ab 15. Dezember), in der ein Mordermittler (Will Arnett) herausfinden muss, wer den Weihnachtsmann auf dem Gewissen hat, während das ZDF in seiner Mediathek bereits jetzt den Kindern das Warten auf die Bescherung mit Märchenfilmen wie „Hänsel und Gretel", „Dornröschen" und „Rumpelstilzchen“ verkürzt. geh

Einen handfesten Skandal löste D.H. Lawrence 1928 mit der Veröffentlichung seines Ehebruchs- und Liebesromans „Lady Chatterleys Liebhaber“ aus. Eine junge Aristokratin, unglücklich in ihrer Ehe, lässt sich auf dem Landsitz ihres Ehemanns auf eine Affäre mit dem Wildhüter ein. Die explizit beschriebenen Sexszenen führten noch 1960 in England zum medial ausgeschlachteten „Obszönitätsprozess“ - und das Buch avancierte zum Bestseller. Entsprechend wurde es schon vielfach verfilmt - nun legt Netflix mit „Lady Chatterleys Liebhaber“ (ab 2. Dezember) eine Neuadaption vor. Die liebestrunkene Gutsherrin wird unter der Regie von Laure de Clermont-Tonnerre freizügig von Emma Corrin gespielt, ihren virilen Geliebten verkörpert Jack O’Connell.

Ein Literaturklassiker ist auch Carlo Collodis 1881 zunächst in einer italienischen Wochenzeitschrift als Serie erschienenes Kinderbuch „Pinocchio“. Über 30 Verfilmungen sind seit 1911 entstanden, jüngst hat Robert Zemeckis den Stoff für Disney in Live-Action-Form aufbereitet. Jetzt hat sich der Oscar-prämierte Guillermo del Toro mit der Stop-Motion-Legende Mark Gustafson zusammengetan, um die Geschichte des hölzernen Jungen neu zu erzählen. Ab dem 9. Dezember ist das Werk auf Netflix abrufbar. Dunklere Töne zeichnen die Bearbeitung aus, der kleine Held hat mehrere Leben, trifft Adolf Hitler und lernt, dass die Liebe im wahrsten Sinne des Wortes Leben spenden kann. Ein vor Ideen sprühendes, visuell bestechendes Werk, für Erwachsene und Kinder gleichermaßen geeignet.

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Apropos „alte Bekannte“. Da darf Meisterdetektiv Benoit Blanc alias Ex-007 Daniel Craig nicht fehlen. Zum zweiten Mal schreitet er nach dem Kriminalspaß „Knives Out: Mord ist Familiensache“ zur Tat, darf erneut unter Anleitung von Rian Johnson in „Glass Onion: A Knives Out Mystery“ einen Fall lösen. Im Kino kann man sich das mit 140 Minuten überlange Abenteuer gerade anschauen, auf Netflix ab 23. Dezember. Auf ein Luxusanwesen auf einer griechischen Insel geht es. Hierher hat Milliardär Miles Bron (Edward Norton) eine illustre Gästeschar geladen. Als einer der Gäste, ein Influencer, das Zeitliche segnet, beginnt die Tätersuche - und jeder kommt als Mörder in Frage. Kalauer und Klamauk stehen im Vordergrund, die Tricktechniker lassen es final ordentlich krachen.

Homage an Tom Clancy

Weniger populär als Mr. Craig ist Will Smith - zumindest seitdem er bei der Oscar-Vergabe Chris Rock ohrfeigte. Man darf gespannt sein, ob ihm die Fans seinen Wutausbruch verziehen haben, die Zuschauerzahlen von „Emancipation“ (ab 9. Dezember auf Apple TV+) werden es zeigen. Thriller-Spezialist Antoine Fuqua hat sich für sein Drama vom 1863 in Magazin „Harper’s Weekly“ erschienenen Foto des „Whipped Peter“, des „ausgepeitschten Peter“, inspirieren lassen. Sein Protagonist (Smith) flieht aus der Sklaverei und muss auf seinem Weg in die Freiheit die Sümpfe Louisianas durchqueren, während ihm Jäger auf den Fersen sind.

Verfolgt wird auch John Krasinski als „Tom Clancy’s Jack Ryan“ (ab 21. Dezember auf Prime Video). In geheimer Mission ist er in der dritten Staffel unterwegs. Einer Gruppe von Verschwörern kommt er auf die Spur. Die will das Projekt „Sokol“ wiederbeleben, die Sowjetunion reinstallieren. Prototypische Clancy-Unterhaltung, explosiv, patriotisch und politikkritisch, maßgeschneidert für die Fangemeinde des 2013 verstorbenen US-Autors.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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