Café-Kultur in Mannheim

Warum am Wochenende im Café Karl Otto in Mannheim keine Laptops erlaubt sind

Laptop aufklappen und bei einem Kaffee arbeiten: Das geht im Karl Otto in der Neckarstadt am Wochenende nicht mehr. Was dahinter steckt und wie Gäste reagieren.

Von 
Luna Nebija
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Rosa Sticker teilen den Gästen mit, dass Laptops am Wochenende im Karl Otto nicht erwünscht sind. © Karl Otto/Luna Nebija

Mannheim. Durchgestrichen ist der Laptop auf dem rosa Sticker – darunter stehen die Worte „Am Wochenende“. Die Sticker kleben auf allen Tischen des Cafés Karl Otto in der Neckarstadt. Dass ihre Gäste an Samstagen und Sonntagen hier ihre Laptops aufklappen und arbeiten, wollen die Inhaberinnen Julia Hornik und Lisa Kristin Sander nicht. Warum das so ist und wie Kunden und andere Gastronomen mit dem Thema umgehen.

Café Karl-Otto in Mannheim verbietet Laptops am Wochenende

Vintage Sessel, warme Farben und riesige Zimtschnecken: Das Karl Otto in der Neckarstadt-West ist ein Wohlfühlort. Das Café betreiben Hornik und Sander gemeinsam seit Anfang 2024.

Uns geht es nicht um Konsumzwang.
Julia hornik Inhaberin des Karl Otto

Vor ein paar Wochen haben sich die beiden entschlossen, die Nutzung von Laptops am Wochenende zu verbieten. „Ich mag das Wort ,Verbot‘ nicht, weil es so hart klingt“, sagt Hornik gleich zu Beginn des Gesprächs. Die Entscheidung, Laptops teilweise zu verbieten, hätten sie deswegen auch nicht leichtfertig getroffen, es sei irgendwann aber einfach zu viel gewesen: „Als wir an einem Samstag Kunden wegschicken mussten, weil das Café voll war mit Leuten, die hier gearbeitet haben, haben wir beschlossen, die Laptop-Nutzung einzuschränken.“

Julia Hornik und Lisa Kristin Sander wollen auch am Wochenende eine Wohlfühlatmosphäre im Karl Otto. © Karl Otto

Es gehe den beiden bei ihrer Entscheidung nicht darum, dass Kunden mit Laptops weniger konsumierten: „Uns geht es nicht um Konsumzwang. Für mich sind Cafés primär Orte zum Abschalten und Freunde treffen und nicht zum Arbeiten“, erklärt Hornik.

Wenn an einem Samstag an der Hälfte der Tische gearbeitet würde, könne das auch die Stimmung der übrigen Kunden trüben. Trotzdem sind unter der Woche auch weiterhin alle herzlich willkommen, die im Café lernen oder arbeiten möchten, betont sie.

Laptop-Verbote in Cafés sind in Mannheim immer noch die Ausnahme

Zwei Straßen weiter am Neumarkt betreibt Jakob Schöpe das Café Luther. Hier dürfen die Besucher ihre Laptops uneingeschränkt nutzen, Schöpe stört das nicht. Er setzt sogar auf Stammkunden, die immer wieder zum Arbeiten herkommen. Er selbst gehe zum Arbeiten auch gerne in andere Cafés, sagt er.

Nachvollziehen könne er die Entscheidung anderer Café-Inhaber trotzdem. „In meinem Café sind zwar alle willkommen, ich nehme aber keine besondere Rücksicht auf Leute, die hier arbeiten. Ich würde deshalb zum Beispiel nicht die Musik leiser stellen“, so Schöpe.

Laptop-Verbot in Cafés in Mannheim: Kunden zeigen Verständnis

Richard Traunmüller ist an diesem Nachmittag zum Arbeiten ins Luther gekommen. Er ist Professor für Empirische Demokratieforschung an der Uni Mannheim. Hinter seinem aufgeklappten Macbook sitzt er an einem Ecktisch am Fenster. Zum Arbeiten geht er jeden Tag in ein Café. „Ich mag es einfach, beim Arbeiten subtile Hintergrundgeräusch zu haben. In meinem Büro ist es zu laut, zu Hause könnte ich zwar arbeiten, dort fehlt mir aber die Atmosphäre“, sagt Traunmüller.

Wenn mich eine Bedienung irgendwo darauf hinweist, dass ich dort nicht arbeiten darf, gehe ich einfach ins nächste Café.
Richard Traunmüller arbeitet gern in Cafés

Deshalb testet er sich gerade durch verschiedene Mannheimer Cafés. Neben dem Luther schätzt er auch das Café Prag und Franky‘s Farm. Als Kunde könne er die Entscheidung von Betreibern, die Laptop-Nutzung einzuschränken, trotzdem nachvollziehen. „Wenn mich eine Bedienung irgendwo darauf hinweist, dass ich dort nicht arbeiten darf, gehe ich einfach ins nächste Café“, sagt er.

Auch Hornik, die Inhaberin des Karl Otto, erzählt, dass ihre Kunden mit Verständnis reagieren: „Wir haben bisher nur eine Person gehabt, die verärgert auf unseren Hinweis reagiert hat, dass sie hier am Wochenende nicht arbeiten darf.“ Diese Person habe dann auch gleich eine negative Google Rezension geschrieben und sei davon ausgegangen, dass es um den Konsum gehe. „In einem persönlichen Gespräch hätten wir gerne unsere Beweggründe erklärt. Wenn wir den Gedanken hinter dem Verbot erklärt haben, haben bisher alle mit Verständnis reagiert“, sagt Hornik.

Cafés in Mannheim, in denen man gut arbeiten kann: Raumteilung als Kompromiss

In Mannheim gibt es auch Cafés, die gezielt darauf setzen, dass Menschen bei ihnen ihren Laptop aufklappen. Das „Snocks“ in der Oststadt ist vor allem unter der Woche auch ein beliebter Ort zum Arbeiten. An einem Mittwochnachmittag verteilen sich über mehrere Tische kleinere Gruppen mit Notebooks und Büchern. „Menschen mit Laptops sind immer gerne gesehen“, sagt Geschäftsführerin Lea Wagner.

Sie und ihr Partner Luka Blanco können Laptop Verbote zwar ebenfalls nachvollziehen, verfolgen in ihrem Lokal aber eine andere Strategie. "Wenn jemand einen Kaffee bestellt und dann zwei Stunden lang den Tisch besetzt, gehen natürlich Einnahmen verloren", erklärt Wagner. „Wir wollen aber nur sehr ungern Leute wegschicken, daher teilen wir das Café in zwei Bereiche ein, gerade wenn ein bisschen mehr Betrieb herrscht als gewöhnlich.“

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Diejenigen, die zum Arbeiten kommen, können dann in den oberen Bereich gehen und haben dort ihre Ruhe, während sich die anderen Gäste unten entspannt unterhalten können. Diese Lösung ist natürlich nur möglich, wenn die räumlichen Bedingungen für so eine Aufteilung gegeben sind.

Und falls ihr jetzt wissen wollt, in welchen Cafés in Mannheim, man gut arbeiten oder lernen kann, findet ihr eine Auswahl hier.

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