Mannheim. „Am Anfang von PMJ waren wir nur ein paar Musik-Nerds, die in Scott Bradlees Keller herumhingen und Musikvideos machten“, erinnert sich Kontrabassist Adam Kubota gegen Ende der Postmodern-Jukebox-Show zurück. „Und wir baten, wir flehten unsere Freunde und unsere Familie an: Please like and share those Videos“: Bitte gebt diesen Videos eine positive Bewertung und teilt sie, „mit der Hoffnung, der kleinen, kleinen Aussicht, dass sie viral gehen könnten“.
Über zehn Jahre später muss sich niemand mehr die Frage stellen, ob sich dieser Traum von Scott Bradlee’s Postmodern Jukebox, PMJ, wohl erfüllen würde: Insgesamt bald zwei Milliarden Mal sollen die Videos inzwischen angesehen worden sein, und auch live ist das zugrundeliegende Konzept, bekannte Pop- und Rock-Songs nach den Musik-Moden vergangener Tage in schillernde Jazz-, Ragtime-, Swing- oder Rhytm-‘n’-Blues-Gewänder umzukleiden, enorm erfolgreich. Das bezeugen mehr als 1000 gespielte Shows in 54 Ländern auf sechs Kontinenten. Auch das Mannheimer Capitol, auf dem die New Yorker Musikshow auf ihrer „The 10 Tour“ zu ihrem zehnjährigen Bestehen Station macht, ist ausverkauft.
Scott Bradlee's Postmodern Jukebox nimmt mit auf eine Zeitreise der besonderen Art
Live spielt sich das Künstlerkollektiv in einem stetig zirkelnden Besetzungs- und Song-Karussell durch die populäre Musikgeschichte, hüllt dabei Hit-Vorlagen aller stilistischer Couleur in Pailletten- und Bläserglanz. Auf der aktuellen Konzertreise tritt die sechsköpfige PMJ-Band (Bradlee selbst ist nicht mit von der Partie) mit drei Sängerinnen (Tatum Langley, Ashley Campbell, Effie Passero), einem Sänger und Conferencier (LaVance Colley) sowie Stepptänzerin Demi Remick auf die Bühne; zwei Stunden lang wird hier mit versierter Verve musiziert, Stimmkunst sowohl solistisch wie auch in verschiedenen Vokal-Konstellationen mit schwungvollem Varieté-Glamour und glitzernder Show-Theatralik verbunden.
Abend voller musikalischer Magie und beeindruckender Bühnendarbietungen im Capitol Mannheim
Eröffnet wird der Revue-Abend mit einer Adaption von Lady Gagas „Bad Romance“, die Tatu Langley und Demi Remick zu stiebendem Klarinettenklang und tänzelnden Piano-Pirouetten durchs Cabaret-Rampenlicht wirbeln lassen. Eine „Reise zurück in der Zeit“ werde bei dieser Geburtstagsfeierstunde unternommen und dem Publikum mithin „eine der besten Shows, die Sie jemals im Leben gesehen haben“ beschert, wie LaVance Colley bei seiner Begrüßung vollmundig verspricht. Fraglos kommt die Show beim Publikum tatsächlich blendend an, woran auch Ashley Campbell profunden Anteil hat, die ihren Gesang allenthalben mit Gitarre oder Banjo begleitet, und bei Paul Simons „50 Ways To Leave Your Lover“ ebenso besticht, wie sie „There Is a Light That Never Goes Out“ von The Smiths in Richtung Americana neu verortet.
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Colley selbst überzeugt mit geschmeidiger Stimmbandbreite nicht zuletzt bei Sam Smiths „I’m Not The Only One“, und die - herausragende - Effie Passero lässt die Besucherinnen und Besucher mit ihrer hingebungsvoll-expressiven Interpretation von Leonard Cohens „Hallelujah“ von den Sitzen auffahren. Und aus stehender Position wird nach Passeros fulminant gesungener Zugabe mit Radioheads „Creep“ schließlich auch lautstark der Schlussapplaus gespendet.
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