Live-Podcast

Plaudereien eines Promipaars: Hazel Brugger und Thomas Spitzer im Capitol

Hazel Brugger und Thomas Spitzer präsentieren ihren Podcast „Hazel Thomas Hörerlebnis“ live im Capitol: Das Publikum fühlt sich prächtig unterhalten, doch ihre Auseinandersetzung mit dem Anschlag auf dem Mannheimer Marktplatz misslingt

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Gemeinsam auf Tour: Hazel Brugger und Thomas Spitzer. © Marina Weigl

Mannheim. Hazel Brugger gehört zu den erfolgreichsten Stand-up-Comedians. Die Deutsch-Schweizerin, vor wenigen Wochen mit dem Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie „Stand-up“ ausgezeichnet, ist nicht nur ungemein gedankenschnell, sondern auch mit einem trockenen, bisweilen ohne Umwege ins Absurde gleitenden Humor gesegnet. Entsprechend groß ist die Vorfreude beim Publikum, das am Sonntagnachmittag ins nicht ganz ausverkaufte Mannheimer Capitol pilgert, um dem „Hazel Thomas Hörerlebnis“ zu lauschen. So heißt der Podcast, den Brugger seit gut einem Jahr wöchentlich zusammen mit ihrem Ehemann Thomas Spitzer produziert und mit dem das Paar auch live auf Tour geht.

Emotionale Nähe ist sofort hergestellt: Sie wohne ja nun in der Region, erzählt Brugger unter Beifall, in einem hessischen Dorf mit 2000 Einwohnern, eine Autostunde von Mannheim entfernt. Dass das Paar mit den beiden drei Jahre sowie vier Monate alten Töchtern dort gerade ein Eigenheim bezogen hat, wissen treue Podcast-Hörer ohnehin - samt jeder Menge Details zu nicht enden wollenden Bauarbeiten und verstörenden Begegnungen mit Handwerkern, die die beiden Bauherren immer wieder vor die Frage stellen, was denn nun schlimmer sei: „Wenn wieder kein Handwerker kommt? Oder wenn er kommt?“

Exkurs ins aktuelle Geschehen missglückt

Ihre Plaudereien über die Gefahren des Lebens zwischen Dreck und aus dem Boden wachsenden Nägeln treffen den Nerv der Häuslebauer im Publikum, mit Schilderungen ihres Alltags als junge Eltern sprechen sie vielen anderen von Schlaflosigkeit Geplagten aus der Seele. Nun liegt es in der Natur des Podcasts, dass die Protagonisten kein ausgearbeitetes Programm auf die Capitol-Bühne bringen, sondern Dialoge teils spontan und durch die Interaktion mit dem zum Fragenstellen ermunterten Publikum entstehen. Richtig lustig ist das - doch ob man in diesem Format unaufgefordert und derart schlecht vorbereitet ins Thema Anschlag auf dem Marktplatz hineinstolpern und dem Publikum die Frage stellen muss, ob es nun Nazis oder Islamisten „besser“ finde, ist eine Frage von Geschmack und Pietät.

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Die Zuschauer interessieren sich ohnehin weit mehr für den Alltag der Familie Brugger-Spitzer, der sich, subtrahiert man die Haushälterin, gar nicht so sehr von dem vieler Nicht-Prominenter zu unterschieden scheint. Was sie am jeweils anderen nerve? Dass Hazel das Auto grundsätzlich mit leerem Tank und voller Müll übergebe, plaudert Thomas aus. Dass Thomas sich zum Arbeiten immer das Zimmer im Haus aussuche, wo sie gerade mit den Kindern sei, um sich dann über den Lärm zu beschweren, kontert sie. Lebenserfahrung gratis gibt’s auch auf die Zuschauerfrage, wie man denn verhindern könne, dass Kotze in alle Ritzen des Kindersitzes im Auto krieche. „Nicht füttern“, entgegnet Hazel Brugger ohne zu zögern. In diesem Moment schwant Thomas Spitzer: „Diese Aufnahme rückt uns in ein komisches Licht.“

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