Festivalfinale

Filmfestival: Erfolgsgeschichte auf der Parkinsel fortgesetzt

Der sozialkritische Spielfilm "Sonne und Beton" ist auf dem Ludwigshafener Festival des deutschen Films mit dem "Filmkunstpreis" als bester Wettbewerbsbeitrag geehrt worden. Das Festival verzeichnete weit über 100.000 Besucher

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Thomas Groß
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Mit den Preisträgern (v. l.) Alice Gruia und David Wnendt freuen sich die Jury (Mitte) sowie Programmleiterin Daniela (2.v.r.) und Intendant Michael Kötz (r.). © Festiva/E. Berdica

Ludwigshafen. Nach 19 Tagen mit reichhaltigem Filmprogramm und zahlreichen prominenten Gästen aus der TV- und Kinobranche ist am Sonntagabend auf der Parkinsel in Ludwigshafen das 19. Festival des deutschen Films zu Ende gegangen. Die unter den gezeigten Filmen vergebenen Preise wurden am Samstagabend verliehen. Dabei war der Spielfilm „Sonne und Beton“ nach Meinung der Fachjury der beste Beitrag im 14 Werke umfassenden Wettbewerb um den Filmkunstpreis.

Das unter der Regie von David Wnendt entstandene sozialkritische Werk spielt in der Berliner Gropiusstadt und zeigt vier Heranwachsende im Spannungsfeld von Gewalt und Kriminalität. Die Preisrichter – die Regisseure Petra K. Wagner und Martin Enlen sowie der Fernsehredakteur Pit Rampelt – lobten den Film als „kraftvoll, mit einer hohen Energie auf allen Ebenen“.

Weitere Hauptpreise vergab die Jury an die Filmemacherin Alice Gruia für ihr Drehbuch zur eigenen Produktion „Seid einfach, wie ihr seid“ – „ein Film, der überrascht und anders tickt als man denkt“, so die Preisrichter – sowie an Lars Kraume für seine Regie im Spielfilm „Die Unschärferelation der Liebe“, der die Darsteller Caroline Peters und Burghart Klaußner als sehr ungleiches Paar zusammenführt. Die Jury charakterisierte ihn als wunderbar leicht inszenierten „deutschen Woody-Allen-Film“.

Auszeichnungen des Festivals

Filmkunstpreis – bester Film: David Wnendt („Sonne und Beton“); bestes Drehbuch: Alice Gruia („Seid einfach, wie ihr seid“); beste Regie: Lars Kraume („Die Unschärferelation der Liebe“).

Ludwigshafener Auszeichnungen (lobende Erwähnungen): Judith Kaufmann (Kamera in „Das Lehrerzimmer“), Thomas Kufus (Produktionsleistung in „Der vermessene Mensch“), Martina Gedeck, Nastassja Kinski für Darbietung in „Die stillen Trabanten“.

Publikumspreis Rheingold: Felicitas Korn für ihre Regie im Film „Wir haben einen Deal“.

Im Verlauf des Festivals zudem verliehen: Drehbuchpreis an Dorothee Schön, Regiepreis an Thomas Stuber, Preis für Schauspielkunst: Axel Milberg, Justus von Dohnányi. (Preise undotiert)

 

Ehrende „Ludwigshafener Auszeichnungen“ vergab die Jury zudem an Judith Kaufmann für ihre Kameraarbeit im bereits vielfach prämierten Drama „Das Lehrerzimmer“ sowie an die Schauspielereinnen Martina Gedeck und Nastassja Kinski, die in Thomas Stubers Film „Die stillen Trabanten“ mitwirken, der ebenfalls im Wettbewerb des Festivals lief. Die Produktionsleistung von Thomas Kufus bei Lars Kraumes „Der vermessene Mensch“ wurde gleichfalls noch geehrt.

Publikum schätzt Film von Korn

Insgesamt umfasste das diesjährige Programm 61 Produktionen. Unter diesen wurde auch der Publikumspreis „Rheingold“ vergeben; dabei entfiel die meiste Zustimmung auf den Spielfilm „Wir haben einen Deal“ von Felicitas Korn, der von den traumatischen Erfahrungen eines Familienvaters erzählt.

Mehrfach wurde bei der Preisverleihung Gemeinschaftliches beschworen. Festivalintendant Michael Kötz charakterisierte das Festival als Zusammenkunft im Zeichen der Filmkunst und soziales Ereignis für Ludwigshafen und die Region. Und die Preisträger betonten ebenfalls auf je eigene Art den Gemeinschaftsgedanken, der auch im Filmgeschäft leitend sei.

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So nahm Lars Kraume seinen Filmkunstpreis per Videobotschaft stellvertretend für das am Dreh- und Produktionsprozess beteiligte Team entgegen. Die junge Filmemacherin Alice Gruia sowie David Wnendt betonten ebenfalls den Wert guter Zusammenarbeit für ihre Arbeit. Als Festredner dann eigens noch Intendant Michael Kötz und seiner fürs Programm verantwortlichen Frau Daniela dankten, verwies auch Kötz darauf, dass allein das ganze Team das Funktionieren des nach Besuchern zweitgrößten deutschen Filmfestivals sicherzustellen vermöge.

Als letzte Vorführung stand am Sonntag die Produktion auf dem Programm, mit welcher der Filmreigen am 23. August auch seinen Anfang genommen hatte – der satirische Fernsehfilm „Gäste zum Essen“. Dass die angestrebte und für die Deckung der Gesamtkosten notwendige Besucherzahl von 100 000 in diesem Jahr erreicht werde, hatten die Verantwortlichen bereits am Freitag prognostiziert. Da hieß es, man rechne mit insgesamt etwa 108 000 zahlenden Besuchern.

Prognose bestätigt

Am Samstag wurde die Zahl bestätigt und ergänzt, dass unter Hinzurechnung von Fach- und Ehrenbesuchern bis Sonntagabend wohl 112 000 Eintritte in die Vorführungen in den drei großen Kinozelten sowie auf dem Open-Air-Gelände erfolgt sein würden.

Das 20. Festival des deutschen Films soll von 21. August bis 8. September 2024 stattfinden. Wie alle Institutionen der Kulturbranche war auch das Ludwigshafener Festival von der Corona-Krise stark betroffen gewesen. Im vergangenen Jahr kamen wieder mehr Besucher, doch die Gesamtzahl von 88 000 verkauften Karten hatte dennoch zu einem Defizit geführt. Dass es nun wieder anders ist, wurde mit großer Erleichterung und Freude mitgeteilt.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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