Konzertkritik

Coolio und Co. klingen in Mannheim mal ganz anders

Die Saitenvirtuosen Alex Auer und Adax Dörsam glänzen im ausverkauften Rampenlicht mit vielen eigenen Songs, haben aber auch extrem kreative Coverversionen im Programm. Was es für die Zuschauer zu hören gab

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Die Saitenvirtuosen Adax Dörsam (links) und der wie gewohnt hochexpressive Alex Auer brillieren im intimen Kreis. © Klotz

Mannheim. Für Mannheim und die Musikregion Rhein-Neckar kann man eine altgediente Redensart immer wieder in dieselbe Richtung abwandeln: Raum für Kreativität ist in der kleinsten Location. Das beweisen einmal mehr Adax Dörsam und Alex Auer bei ihrem Duo-Konzert im ausverkauften Rampenlicht im Capitol-Casino. Das dicht gedrängt sitzende Publikum bekam dabei nicht nur die Virtuosität dieser beiden sehr unterschiedlichen Saitenvirtuosen zu hören, sondern auch Auers expressiven, wandlungsfähigen Gesang und ihre Qualitäten als Songwriter.

Eine bunte Mischung aus Covern und eigenem Material

So beginnt der Abend mit einem fünf Eigenkompositionen, wobei die Auftaktnummer „Flowers“ überraschend in eine Variation von Van Halens Rocker „Could This Be Magic“ übergeht. Dann beeindruckt „Much Better“, der Titelsong des Debütalbums von Alex Auer And The Detroit Blackbirds, dem aktuellen Projekt des Heidelberger Gitarristen und Sängers.

Der 54-Jährige hat sich in unzähligen Formationen bewegt - von unter anderem Shyboy und Lava über Benjirose bis zur Solo-Band von Xavier Naidoo. Zu dieser stets hochkarätig besetzten Combo stieß 2008 für das „MTV Unplugged“-Projekt „Wettsingen in Schwetzingen“ auch Dörsam. So haben der in Mannheim geborene Multi-Saiteninstrumentalist und Naidoos Lead-Gitarrist bei der folgenden Tournee die größten Hallenbühnen der Republik miteinander geteilt.

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Aber es liegt natürlich an ihrer enormen Musikalität, dass sie sich auf dem Präsentierteller des Rampenlichts, der jeden Fehler schonungslos offenbart, traumwandlerisch sicher verstehen. Zumindest grundsätzlich. Da das Duo nur in loser Folge gemeinsam auftritt, gibt es zwangsläufig mal ein kleines Abstimmungsproblem oder Neckereien um die Song-Reihenfolge.

Instrument stiehlt Musikern fast die Show

Aber wenn die Lieder erst mal rollen, läuft es wunderbar. Und vor allem absolut geschmackssicher auf der gemeinsamen Stilbasis aus Rock, Blues und Soul. Egal ob es um feingliedriges Fingerpicking oder Slide-Einlagen geht, hochmelodische Passagen, trockene Riffs oder Lap-Steel-Sounds. Die zaubert Dörsam aus einem quietschgelben Instrument, das den beiden Klassemusikern fast die Show stiehlt.

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Der 68-Jährige steuert mit „Catch 22“ einen der mitreißendsten Songs des Abends bei. Dabei dreht Auer als Sänger erstmals voll auf und röhrt am Ende wie ein echter Delta-Blueser. Aber das war nur Warmsingen, für eine wunderbar verspielte Version von Rag ’n’ Bone Mans Hit „Human“ als Bluesrock-basierte Power-Ballade und den Soul-Klassiker „(Sittin’ On) The Dock of the Bay“. Eine unglaublich inspirierte Version der Beatles-Ballade „Something“ mit viel Mut zur Improvisation toppt das Ganze noch. Wobei vor der Pause eine stilistisch unglaublich auf den Kopf gestellte Version von Coolios Rap-Welthit „Gangsta’s Paradise“ alles in den Schatten stellt.

In der zweiten Hälfte beeindrucken u.a. „Blow My Blues Away“ und „My Baby Left Me“ von Dörsams Leadbelly-Calls Projekt. Gegen Ende huldigen die beiden weiteren gemeinsamen Helden: Ray Charles, Johnny Cash, Led Zeppelin, Cream - und sogar „Daddy Cool“. Grandios.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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