Kriminalität

Wird der Mörder nach 37 Jahren noch gefasst?

LKA berichtet in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ von spektakulären neuen Erkenntnissen im Lindenfelser Mordfall Jutta Hoffmann

Von 
Verena Müller
Lesedauer: 
Am 29. Juni 1986 verschwand die 15-jährige Lindenfelserin Jutta Hoffmann spurlos. Ihre Leiche wurde im Februar 1988 entdeckt. © LKA Wiesbaden

Lindenfels. Mord verjährt nie. Deshalb ermittelt das LKA in Wiesbaden immer noch in einem ungeklärten Fall, der die Menschen in Lindenfels vor knapp 37 Jahren tief bewegt hat. Es ist der Fall von Jutta Hoffmann, einer 15 Jahre alten Schülerin, die am 29. Juni 1986 mit Freunden einen Nachmittag im Freibad Lindenfels verbringt. Gegen 17.30 Uhr kauft sie sich am Kiosk ein Nogger-Eis, verabschiedet sich von ihren Freunden und macht sich zu Fuß auf den Heimweg. Sie nutzt einen Waldweg, die kürzeste Verbindung zwischen dem Freibad und dem Ortskern von Lindenfels. Doch zuhause kommt Jutta Hoffmann nie an.

Die Schülerin bleibt Monate lang verschwunden. Auch ein Lebenszeichen gibt es nicht. Erst knapp zwei Jahre später – am 10. Februar 1988 – findet ein Spaziergänger die sterblichen Überreste des Mädchens in einem Waldstück bei Lindenfels. Doch bis heute bleibt die Frage: Wer hat Jutta Hoffmann getötet?

Ermittler vermuten Serientäter

In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ am Mittwochabend präsentierten die Ermittler einige spektakuläre Fakten, die nahelegen, dass der Mordfall nach fast vier Jahrzehnten doch noch gelöst werden könnte. Inzwischen wisse man mehr über den Täter, berichtet eine Vertreterin des LKA im Gespräch mit Aktenzeichen-Moderator Rudi Cerne. „Wir gehen von einem Sexualverbrechen aus“, sagt sie. Jutta Hoffmann sei getötet worden, um die Tat zu vertuschen. „Damit ist das Mordmerkmal der Verdeckungsabsicht erfüllt“, so die LKA-Vertreterin. Darüber hinaus gehen die Ermittler von einem Serientäter aus. Er müsse zur Tatzeit einen hohen „Triebdruck“ gehabt haben, da er das Risiko einging, bei seiner Tat entdeckt zu werden.

Mehr zum Thema

Ungeklärter Kriminalfall

Aktenzeichen XY: Wird Jutta Hoffmanns Mörder noch gefasst?

Veröffentlicht
Von
Verena Müller
Mehr erfahren
Fall Jutta Hoffmann

Mord in Lindenfels: Die neue Jagd nach dem Täter

Veröffentlicht
Von
Verena Müller
Mehr erfahren

Sogar Angaben zum Aussehen des Mannes können die Ermittler machen. Er sei gewaltbereit, Rechtshänder, bei der Tat etwa Mitte 20 Jahre alt gewesen und müsste demnach heute zirka 60 Jahre alt sein. Er habe helle Haut, blaue Augen sowie damals blonde Haare gehabt. Außerdem gehen die Ermittler davon aus, dass er sich im südhessischen Raum gut ausgekannt haben muss. Jutta wurde auf ihrem Weg nach Hause noch von Zeugen gesehen. Eine Mutter mit Kind, die gegen 17.45 Uhr ebenfalls auf dem Waldweg unterwegs war, berichtete, dass sie sich kurz umgedreht habe und in einiger Entfernung ein junges Mädchen sah. In anderer Richtung waren zwei Männer unterwegs. Sie sollen sich in einer osteuropäischen Sprache unterhalten haben. Die beiden Männer wurden bereits 1986 als Zeugen – sogar mit Phantombildern – gesucht. Jedoch vergeblich.

Ein merkwürdiger Zeuge

Doch es gibt weitere wichtige Zeugen: In dem TV-Beitrag, in dem „Aktenzeichen XY ungelöst“ den Fall mit Schauspielern nachstellt, wird auch die Suchaktion nach Jutta Hoffmann thematisiert. Polizei und Staatsanwaltschaft durchkämmten kurz nach dem Verschwinden des Mädchens mit freiwilligen Helfern das Waldstück zwischen Freibad und Ortskern. Merkwürdig: Dabei wurde ein alter Mann entdeckt. Er war dehydriert und verwirrt, sprach aber von einem „Mädchen im blauen Kleid“. Das LKA bezeichnet ihn in der Sendung als „wichtigen Zeugen“, der jedoch heute – 37 Jahre später – mit Sicherheit nicht mehr lebt.

Tatsächlich trug Jutta Hoffmann zum Zeitpunkt ihres Verschwindens ein blaues Stoffkleid aus Baumwolle mit kurzen Ärmeln und gelben Ärmelbündchen sowie geflochtene weiße Halbschuhe. Einer dieser Schuhe wurde später von einer Zeugin am Rand des Weges entdeckt – zusammen mit Juttas Strohbadematte. Die Matte nahm die Frau an sich, den Schuh ließ sie liegen. Doch später war dieser verschwunden. Ebenso mysteriös: Ein Ehepaar, das im Garten grillte, hörte aus dem Waldstück den Schrei eines Mannes.

Die Ermittler geben auch einige Hinweise, was am Tag von Jutta Hoffmanns Verschwinden wichtig gewesen sein könnte beziehungsweise was dem Gedächtnis der Menschen, die an diesem Tag in und um Lindenfels unterwegs waren, auf die Sprünge helfen könnte: Bei dem 29. Juni 1986 handelt es sich um den Tag, an dem das Finale der Fußballweltmeisterschaft in Mexiko zwischen Deutschland und Argentinien stattfand. Das Spiel wurde um 20 Uhr deutscher Zeit im Fernsehen gezeigt. An diesem Tag endete gegen Nachmittag auch ein Jugendzeltlager der Freiwilligen Feuerwehren aus dem Odenwald, das sich in der Nähe des Freibads in Lindenfels befand.

Am Abend vor Jutta Hoffmanns Verschwinden fand in Eulsbach – einem Nachbarort von Lindenfels – ein großes Feuerwehrfest statt, das auch Jutta besuchte. Zur Tatzeit trug das Mädchen auch folgende Gegenstände bei sich: eine graublaue Adidas- Sporttasche mit Tragegriffen, in der sich ein schwarzer Badeanzug, ein graues Schlüsselmäppchen mit drei Schlüsseln, ein Badetuch mit Hollandmotiv und kleinen Häuschen (aus dem Sortiment von Aldi), Coco-Sonnenöl, eine Bademütze, eine Haarbürste und eine Limoflasche. Die Tasche ist bis heute verschwunden.

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Darmstadt gingen am Mittwochabend mehr als 20 Hinweise zum Fall von Jutta Hoffmann ein. Man gehe aber davon aus, dass in den nächsten Tagen noch weitere Hinweise hinzukommen. Für Hinweise, die zur Ermittlung und Ergreifung des Täters führen, hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt eine Summe in Höhe von 5000 Euro ausgelobt.

Informationen und Hinweise werden rund um die Uhr unter 0611/83 83 00 entgegengenommen. Ebenso kann ein Hinweisformular (auch anonym) genutzt werden. Es ist im Internet abrufbar unter der Adresse https://he.hinweisportal.de/CC-Hofmann

Copyright © 2025 Südhessen Morgen