Heimat heißt für sie vor allem Natur

Damit die Menschen die heimatliche Natur besser erkunden können, hat der 1882 gegründete Odenwaldklub schon vor 124 Jahren ein Wegemarkierungssystem geschaffen. 101 Jahre ist die Ortsgruppe Hockenheim alt, die nach wie vor die Umgebung gern durchwandert –

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Mit dem Begriff Heimat verbinden Menschen meist nicht nur den Ort, an dem sie aufgewachsen sind, sondern auch dessen Umgebung, vor allem die Natur und Landschaft, die sie prägen. Diese Verbundenheit und Verwurzelung haben sich in Vereinsgründungen niedergeschlagen. Naturfreunde gibt es seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts und der Odenwaldklub ist mit seinem Gründungsjahr 1882 sogar noch etwas älter. Die Hockenheimer Ortsgruppe hat 2022 ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert – und geht noch immer begeistert auf Touren durch die Heimat, wenn auch nicht ausschließlich im Odenwald.

90 Mitglieder zählt die Hockenheimer Vertretung aktuell als einer von 100 Ortsvereinen mit insgesamt rund 13 000 Angehörigen, berichtet Vorsitzende Christa Greif. Auf die Wanderungen nimmt der Verein aber auch Gäste mit, deren Zahl Christa Greif auf etwa 25 beziffert. Sie sind natürlich auch bei anderen Unternehmungen willkommen, zum Beispiel bei Ausflügen, Radtouren oder Feiern. „Beim Wandern werden die Gruppen leider immer kleiner, weil die Mitglieder und Gäste auch immer älter werden“, berichtet die Vorsitzende. Wobei Radtouren – die nicht bis in den Odenwaldführen – mit 15 bis 20 Teilnehmern die stärkere Resonanz erfahren als die Wanderungen.

Es braucht eine Verbindlichkeit

Bei aller Freiheit der Teilnahme herrscht bei den „Odenwäldlern“ auch eine gewisse Verbindlichkeit: Jede Wanderung wird dokumentiert und an den Verband gemeldet. Die Hockenheimer gehören dem Bezirk Kraichgau an, weitere Mitgliedsvereine sind Bruchsal, Eppingen, Haßmersheim, Heidelsheim, Kraichtal, Neckarbischofsheim, Neunkirchen, Östringen und Wiesloch – Hockenheim ist also in der unmittelbaren Umgebung einzigartig. Bei einem Zukunftsdialog trafen sich kürzlich alle Vertreter des Bezirks und hörten erfreut, dass die Mannheimer Ortsgruppe den Gedanken des Odenwaldklubs wieder aufleben lassen will.

Viele wandern lieber spontan

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Christa Greif weiß, dass das in Zeiten der umfassenden Individualisierung nicht leicht ist: „Jeder geht gerne wandern – aber zu dem Zeitpunkt, den er sich selbst aussucht.“ Der Klub muss sich für seine Touren nach dem Plan richten, kurzfristige Änderungen sind schwer zu kommunizieren – Wanderausrüstung haben alle Mitglieder, Smartphone und E-Mail nicht . . .

Die Wanderstatistik 2022 zeigt, dass die Ortsgruppe mit 135 Teilnehmern auf Wanderungen zwischen zwei und vier Stunden gegangen ist und mit 217 Teilnehmern auf Touren über vier Stunden Dauer – macht eine Gesamtteilnehmerzahl von 352 Wanderern im Jahr. Dazu kamen elf Radtouren. Die Vorsitzende, die nach eigenen Angaben vor allem dank ihrer Computerkenntnisse zu ihrem Amt kam und schon als Schriftführerin fungierte, bevor sie offiziell Mitglied wurde, wie sie lachend berichtet, hat im Sommer während der Hitzeperioden auch die eine oder andere Tour abgesagt, um kein Risiko einzugehen.

Wenn immer es geht, führen die Wanderungen in Wald und Flur, dabei steht die Natur im Vordergrund, während es bei den Ausflügen eher kulturell zugeht mit Führungen und Informationen. Heimatkenntnisse vermitteln dabei mitunter die Wanderführer wie der 88-jährige Richard Sauter, die die Strecken auswählen, die zwischen Bewährtem und Beliebtem sowie Neuentdeckungen variieren. Neben Odenwald und Kraichgau ist die Pfalz ein regelmäßiges Ziel, das die Hockenheimer nachhaltig mit dem Zug ansteuern, wie Christa Greif berichtet.

Linde erinnert ans Jubiläum

Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens hat die Ortsgruppe in die Geschichte geblickt, erinnerte an die Strickstube für die weiblichen Mitglieder, den Singkreis und die Beiträge zum gesellschaftlichen Leben, etwa über Teilnahme am Hockenheimer Mai oder beim Kinderferienprogramm, bei dem es in den Hardtwald ging. Den Geburtstag hat die im Januar 1922 gegründete Ortsgruppe am 18. September gefeiert mit einem Bezirkswandertag und einer öffentlichen Feier in der Waldfesthalle.

Anlässlich des 100-Jährigen wurde der Odenwaldklub Hockenheim mit der Eichendorff-Plakette geehrt, der höchsten staatlichen Auszeichnung für Gebirgs- und Wandervereine in der Bundesrepublik. Eine Winterlinde im Gartenschaupark und eine große Gartenbank erinnern an das besondere Jubiläum.

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