Berlin. Es klingt verlockend: Einfach auf dem Sofa liegen und mal eben mit dem Smartphone die Steuererklärung machen. Und glaubt man der Werbung, gelingt das auch noch in 20 Minuten und mit mehr als 1000 Euro Erstattung. Grund genug für den Geldratgeber Finanztip, acht Steuer-Apps gründlich zu testen.
Was sollten Steuer-Apps alles können?
Steuerprogramme für den Computer sind mittlerweile recht ausgefeilt. Sie liefern praktische Steuerspartipps und unterstützen Nutzerinnen und Nutzer vielfältig bei der Steuererklärung. Sind da Steuer-Apps überhaupt notwendig? Ja, denn bei einer guten Steuer-App braucht es noch weniger Steuerwissen und sie sind zudem einfacher in der Bedienung und Nutzerführung.
So machen zum Beispiel Steuerbot und Taxfix aus der Steuererklärung einen WhatsApp-ähnlichen Chat. Statt sich mit Steuerfachbegriffen rumschlagen zu müssen, gibt es hier einfache Fragen, die sich auch ohne Steuerwissen beantworten lassen. Frage für Frage füllen sich im Hintergrund die Steuerformulare. Die ganze Zeit ist dabei auf dem Handy-Bildschirm zu sehen, wie hoch die Steuererstattung ausfallen wird.
Wer also die Steuer freiwillig macht, kann sich am Ende bei fehlender Erstattung dafür entscheiden, die Erklärung nicht ans Finanzamt zu schicken. Und hat dabei auch nichts gezahlt, denn Geld wird bei einer Steuer-App erst fällig, wenn die Steuererklärung elektronisch übermittelt wird.
Was können die Apps (noch) nicht?
Mit komplexen Steuerfällen sind Steuer-Apps derzeit überfordert. Einnahmen aus Selbstständigkeit, Gewerbe, Photovoltaik-Anlage oder Vermietung und Verpachtung sind dort meist ausgeschlossen. Wer angestellt, im Ruhestand, im Studium oder in Ausbildung ist, kann zu einer Steuer-App greifen, aber auch nur, wenn es keine besonderen Nebeneinnahmen gibt. In der Regel gibt es in den Apps gleich zu Beginn die Abfragen nach diesen kritischen Bereichen und dann gegebenenfalls die Meldung, dass die Steuer mit der App nicht zu machen ist.
Wie hat Finanztip die einzelnen Angebote getestet?
Im Zentrum steht ein Musterfall, der die Fähigkeiten der acht Apps ausreizen sollte. Ein geschiedener Mann mit einem Kind, der Anfang des Jahres arbeitslos wurde und nach vielen Bewerbungen im Juni eine neue Stelle antrat. Dafür musste er umziehen, arbeitete im Büro sowie im Homeoffice und hatte noch einige Dinge zum Absetzen.
Dabei war besonders wichtig, ob die einzelnen Punkte konkret abgefragt werden - man also „abgeholt“ wird, auch wenn man vorher nicht wusste, was sich eigentlich absetzen lässt. Auch die Unterstützung bei der Entfernungspauschale, beim Homeoffice, der Nebenkostenabrechnung, den Umzugskosten sowie den gekauften Büromöbeln standen im Blickpunkt.
Zudem hat Finanztip die Bedienung geprüft: etwa die Darstellung auf dem Handydisplay, die Verständlichkeit der Sprache und die dialogbasierte Nutzerführung. Und zu guter Letzt spielte auch die Berechnungsqualität eine Rolle. Hier wurde die Höhe der Steuererstattung zweimal ermittelt: zuerst ohne jegliches Steuerwissen, danach mit einigen Steuervorkenntnissen.
Welche Apps haben im Test die Nase vorn?
Drei der acht getesteten Steuer-Apps setzten sich schließlich im Test deutlich von den Verfolgern ab: Steuerbot, Wiso Steuer und Taxfix. Das Ergebnis zeigt, dass auch eine App wie Wiso Steuer gut funktionieren kann, selbst wenn sie nicht wie die beiden anderen genannten Apps komplett auf einen Chat setzt. Die detaillierten Testergebnisse im Netz (www.finanztip.de/steuersoftware) listen die Stärken, aber auch die Schwächen aller getesteten Steuer-Apps auf.
Was kosten die getesteten Steuer-Apps?
Die Spanne reicht von rund 20 bis rund 60 Euro. Preislich nehmen sich die Apps also im Schnitt nichts mit den klassischen Steuerprogrammen. Allerdings bieten Letztere oft für diesen Preis die Abgabe von mehreren Steuererklärungen, meist sind es drei oder fünf.
Wer also zum Beispiel für sich und andere Familienangehörige die Steuer macht, fährt mit einer klassischen Steuersoftware finanziell besser. Wiso Steuer bietet sogar für einen Preis gleich alles in einem. Dort lässt sich die Steuer am Computer, auf dem Tablet oder dem Smartphone machen und auch beliebig zwischen den Geräten wechseln, fünf Abgaben inklusive.
Wie fällt das Fazit der Tester insgesamt aus?
Gute Steuer-Apps sind für einfache Steuerfälle eine gute Alternative zur Software. In 20 Minuten gelingt es aber auch damit in den seltensten Fällen. Und die Höhe der Steuererstattung hängt immer von den eigenen Umständen ab. Eins ist aber für alle gleich: die Frist für die Steuererklärung. In diesem Jahr ist es der 2. Oktober.
Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.
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