Ratgeber

Stressfrei mit dem Fahrrad im Zug unterwegs

Zugreisen mit dem Fahrrad sind nicht immer einfach.Wie kritische Situationen umschifft werden können, verrät ein Zweirad-Experte anhand von fünf typischen Situationen

Von 
Hanna Gersmann
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Reisen mit dem Fahrrad kann zur Herausforderung werden. © dpa

Berlin. Ein Fahrgast versucht, sein Rad mit den Gepäcktaschen vom Bahnsteig die Stufen hinauf durch die Zugtür und dann um die enge Kurve in das Radabteil zu bugsieren. Das lässt sich überall auf Bahnhöfen beobachten. Geht die Fahrradmitnahme in der Bahn entspannter, reibungsloser, ja: ohne Fluchen?

Der eine oder andere Trick sei nötig, so Fahrradexperte David Koßmann. Er arbeitet für den Pressedienst Fahrrad und weiß, wie sich bei nervenaufreibenden Szenen gegensteuern lässt.

Das Radabteil ist nicht da, wo der Reisende es erwartet

Szene 1: Der Zug fährt ein, plötzlich fängt jemand mit seinem Rad auf dem Bahngleis an zu rennen. Er steht am falschen Abschnitt. „Besser ist es zu wissen, wo das Radabteil ist“, sagt Koßmann. Das lässt sich zum Beispiel in der DB-App sehen. „Achten Sie aber auch auf Lautsprecherdurchsagen und Hinweise auf Anzeigetafeln zu möglichen Änderungen der Wagenreihung. Sie machen es sich zudem leichter, wenn Sie alle Gepäcktaschen vom Rad abnehmen. Die Bahn schreibt das in ihren Beförderungsbedingungen auch vor.

Mit dem Fahrrad auf dem Bahnsteig. © Thomas Banneyer/dpa

Im Fernverkehr wird das Fahrrad dann aufrecht oder diagonal in den Fahrradhaken ein gehängt und sollte abgeschlossen werden. Im Nahverkehr hingegen müssen Räder ab und zu rangiert werden. Der Fahrradspezialist meint: „Suchen Sie sich da besser einen Sitz- oder Stehplatz in der Nähe Ihres Rads.“ Und: „Bevorzugen Sie durchgehende Züge. Jedes Umsteigen ist unbequem.“

Häufig benötigen auch Fahrräder eine Fahrkarte

Szene 2: „Die Fahrkarten bitte!“, ist eine freundliche Stimme zu hören. Und dann: „Wem gehört denn das Fahrrad hier, kann ich mal das Ticket sehen?“

Für die Mitnahme des Rads ist in der Regel ein eigenes Ticket nötig. Im Fernverkehr innerhalb Deutschlands kostet es ab 7,50 Euro, ein deutschlandweit gültiges Tages-Ticket für den Nahverkehr 6,50 Euro.

Innerhalb der regionalen Verbünde gelten unterschiedliche Regeln. Kinder unter 14 Jahren können ihre Räder in vielen Verkehrsverbünden kostenlos mitnehmen. „Informieren Sie sich vorab über die lokalen Regeln“, so Koßmann,. „Manchmal gibt es auch Sperrzeiten für die Fahrradmitnahme, weil es etwa im Berufsverkehr schon voll genug ist.“

Alle Abstellplätze für Fahrräder sind bereits belegt

Szene 3: Ein schöner, sommerlicher Sonntag, warum nicht ein Ausflug ins Grüne? Tja, das dachten sich viele, nun stehen Menschen ratlos vor dem Zug, alle Abstellplätze für Räder sind belegt.

Eine Mitnahmegarantie gibt es nicht. Experte Koßmann rät: „Achten Sie auf offizielle Übersichtsseiten, welche Züge an welchen Wochentagen und Uhrzeiten als überlastet gelten. Diese sollten Sie, wenn möglich, meiden.“

Manchmal beschwerlich: Die Reise mit dem Fahrrad in der Bahn. © Monika Skolimowska/dpa

Anders als im Nahverkehr bestehe in Fernzügen, also in IC, EC und ICE, eine Reservierungspflicht. Die Zahl der Stellplätze sei begrenzt. „In ICE-Zügen gibt es maximal acht Plätze, die Plätze sind begehrt, buchen Sie so früh wie möglich!“ Das geht ab sechs Monaten vorher. Dazu geht man in der Suchmaske zur Online-Reiseauskunft der DB auf Optionen und setzt dort das Häkchen bei „Fahrradmitnahme“.

Fällt der Zug kurzfristig aus oder wird durch einen Ersatzzug ersetzt, erlischt die Reservierung ersatzlos, rückerstattungsfähig ist sie allerdings schon. Besonderheit für Gruppen ab sechs Personen: Die Fahrradmitnahme kann nicht online, sondern nur bei einer DB-Verkaufsstelle oder telefonisch unter 0302970 gebucht werden.

Drängeln hilft nicht im eigentlich schon vollen Fahrradabteil

Szene 4: „Los, jetzt lassen Sie mich doch noch rein, das passt doch noch“ - jemand fängt an zu drängeln und zu schieben.

Schaffnerinnen und Schaffner können die Weiterfahrt des Zuges verweigern, wenn das Fahrradabteil überfüllt ist. „Fahrräder möglichst eng, versetzt oder mit entgegengesetzten Lenkern abzustellen, spart Platz“, sagt Koßmann. Doch wenn ein Abteil voll sei, sei es voll. Flucht- und Rettungswege müssten frei bleiben.

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Von
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In Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn wird durch gelbe Markierungen am Boden angezeigt, wo die Räder stehen dürfen. In manchen Radabteilen steht auch eine Maximalanzahl mitzunehmender Räder an der Wand. Meistens sind die Abteile übrigens gar nicht nur für Räder vorgesehen: Da haben Rollstuhlfahrende den Vortritt, dann Kinderwagen, dann Radfahrende mit Kindern.

Nur bestimmte Räder dürfen mitgenommen werden

Szene 5: Eine Schaffnerin steht im Radabteil und ruft: „Das Tandem muss hier raus, wem gehört das?“ Sie lässt nicht locker, beim nächsten Halt muss der Besitzer aussteigen.

Nicht jedes Rad darf mit. „Tandem, Liegerad oder Dreirad können allenfalls in Zügen mit größerer Stellplatzkapazität mitgenommen werden“, so Koßmann. „Das schließt den Fernverkehr quasi aus.“

In Straßenbahnen oder Privatbahnen könne es allerdings Ausnahmen geben - „Fragen Sie in den Reisezentren nach.“ Auf der sicheren Seite sei, wer ein einsitziges Zweirad dabei habe, dessen Reifen bis zu 60 Millimeter breit sind, so dass sie in die Fahrradständer passen, sagt der Experte.

Übrigens: Kinderräder mit einem Raddurchmesser von bis zu 16 Zoll sowie Falträder gelten als Gepäckstücke. Sie dürfen deshalb kostenlos im Gepäckregal mitreisen. Ebenfalls kostenlos ist die Mitnahme eines Fahrradanhängers, egal, ob für Kind oder Hund. Er muss allerdings zusammengeklappt sein.

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