Wirtschaft

BASF schließt vorerst keine weiteren Anlagen in Ludwigshafen

Die BASF verkündet an diesem Donnerstag ihre neue Strategie. Dazu gehört, dass das Stammwerk Ludwigshafen schlanker werden soll. Aktuell wurden aber keine neuen Einschnitte bekannt gegeben - das kann sich schnell ändern

Von 
Bettina Eschbacher
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© dpa

Ludwigshafen. Die BASF schließt vorerst keine weiteren Anlagen im Stammwerk Ludwigshafen. Das geht aus einer aktuellen Pressemitteilung hervor, in der der Ludwigshafener Chemiekonzern seine neue Strategie erläutert. Auch von Stellenstreichungen bei den rund 33500 Beschäftigten der BASF SE war konkret nicht die Rede. Zielsetzung für den Standort Ludwigshafen sei es, "ein führender, nachhaltiger Chemiestandort für Europa und ein starker Eckpfeiler für den Erfolg von BASF zu sein", heißt es in der Mitteilung. Weitere Einschnitte in Ludwigshafen waren angesichts der schwierigen Situation des Standorts befürchtet worden.

Der Chemieriese BASF will sich mehr auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Das hat Folgen für einzelne Sparten. © Uwe Anspach

Allerdings könnte sich das auch schnell ändern und weitere Anlagen könnten stillgelegt werden, wie Vorständin und Standortleiterin Katja Scharpwinkel erklärt: "Wir haben eine gründliche Analyse unserer Produktionsanlagenstruktur in Ludwigshafen auf Grundlage der aktuellen und zukünftigen Markt- und Kundenanforderungen für Chemikalien durchgeführt. Die Mehrzahl der Anlagen ist in ihren jeweiligen Märkten wettbewerbsfähig. Unsere Ergebnisse zeigen aber auch, dass einzelne Anlagen und Produktionslinien aufgrund von mangelnder Wettbewerbsfähigkeit oder struktureller Unterauslastung keine ausreichenden Erträge mehr erzielen.“

Die Schließung von zwei Anlagen in Ludwigshafen hat BASF bereits im August verkündet

Erste Maßnahmen zur Anpassung von Anlagen, die aus dieser Analyse abgeleitet wurden, wurden laut Scharpwinkel bereits umgesetzt: Die Schließung der Anlagen für Adipinsäure, Cyclododecanon (CDon) und Cyclopentanon (CPon), war Ende August 2024 angekündigt worden. Scharpwinkel: „Weitere Maßnahmen zur Anpassung von Anlagen werden derzeit geprüft und soweit erforderlich schrittweise umgesetzt.“ Bereits im Februar 2023 hatte BASF angekündigt elf Anlagen zu schließen, darunter eine der beiden Ammoniak-Anlagen und die noch recht neue TDI-Anlage. Diese waren vor allem aufgrund der hohen Energiepreise nicht mehr profitabel.

Darüber hinaus will BASF laut Mitteilung ihre Strukturen außerhalb der Produktion in Ludwigshafen anpassen und die Kosten durch ein umfassendes Maßnahmenpaket erheblich senken. Wie bereits angekündigt, strebt BASF bis Ende 2026 jährlich fortlaufende Gesamteinsparungen von rund 2,1 Milliarden Euro an. „Der Standort Ludwigshafen wird schlanker, aber stärker sein. Er wird eine bessere Wettbewerbsposition auf dem europäischen Markt haben und mittel- und langfristig erfolgreich arbeiten können“, wird Scharpwinkel in der Mitteilung zitiert.

Der Standort Ludwigshafen bietet laut Standortleiterin Scharpwinkel Vorteile für die grüne Transformation

Die BASF-Analyse zeige auch, dass alle wichtigen Wertschöpfungsketten in ihren Märkten wettbewerbsfähig sind und dass BASF von der Veränderungsdynamik im Rahmen der grünen Transformation profitieren werde. Das integrierte Verbundsystem des Standorts biete "einzigartige Vorteile, den Kunden Lösungen bereitzustellen, die ihre grüne Transformation ermöglichen".

Dies sei auf die Energie- und Ressourceneffizienz des Verbunds zurückzuführen sowie auf die zahlreichen Einspeisepunkte, die Rohstoffflexibilität bieten, und die Möglichkeit, erneuerbare und recycelte Rohstoffe in bestehenden Anlagen flexibel und skalierbar einzusetzen.

Weitere Details zu den Plänen für den Standort Ludwigshafen wollen Scharpwinkel und Vorstandschef Kamieth am Nachmittag in einer Pressekonferenz erläutern.

BASF-Chef Kamieth will mehr Fokus auf Kerngeschäfte

Weitere Aspekte der strategischen Neuausrichtung des Konzerns gab BASF am Morgen bekannt. So will sich der Konzern mehr auf seine Kerngeschäfte (Core Businesses) konzentrieren, bei denen man starke Marktpositionen hat. Dazu zählen die Segmente Chemicals, Materials, Industrial Solutions und Nutrition & Care.

Gegenüber den Wettbewerbern habe BASF mit diesen Core Businesses einen Vorteil aufgrund ihrer Integration in die BASF-Wertschöpfungsketten und den Produktionsverbund an wichtigen Standorten. Das heißt, dass BASF hier die komplette Herstellung von Grundchemikalien bis zu Spezialprodukten in einer Hand hat, zudem sind in den Verbundstandorten die unterschiedlichen Anlagen eng miteinander verbunden - das macht das Modell effizient.

Nicht mehr zum Kerngeschäft gehören künftig Bereiche, „die spezifische Branchen bedienen“. Sie werden als Standalone Businesses, als eigenständig geführte Geschäfte bezeichnet. Sie sollen flexibler agieren können. Dazu gehören Agricultural Solutions (Pflanzenschutzmittel und Saatgut) sowie Battery Materials (Batteriematerialien vor allem für die E-Mobilität) und Coatings (Oberflächenbeschichtungen) sowie Catalyst and Metal Solutions (Katalysatoren). Dass die erstgenannten drei Bereiche in rechtlich selbstständige Einheiten überführt werden sollen, ist bereits seit Ende 2023 bekannt. Das Katalysatorengeschäft  wurde bereits 2023 rechtlich verselbstständigt und hat den Hauptsitz im US-Bundesstaat New Jersey.

„Wir werden weiterhin in unsere eigenständigen Geschäfte investieren, aber auch aktive Portfolio-Optionen verfolgen, wenn dies Mehrwert für BASF und ihre Aktionäre schafft“, so Kamieth. Zu diesen Optionen zählt Kamieth etwa einen  Börsengang für Agricultural Solutions. .  .Im Unternehmensbereich Coatings soll das Geschäft mit Bauanstrichmitteln in Brasilien verkauft werden. Beim Katalysatorengeschäft gibt es schon seit einiger Zeit Spekulationen über einen möglichen Verkauf.

Verkauf der Wintershall-Dea-Anteile bringt Geld in die Kasse

Geld in die Kassen spült bereits 2024 der Ausstieg aus dem Öl- und Gasgeschäft. Der Verkauf der Wintershall-Dea-Anteile an den britischen Ölkonzern Harbour Energy bringt der BASF einen Barmittelzufluss von rund zwei Milliarden Euro.

Durch Konzernumbau, Sparmaßnahmen und geringere Investitionen soll der operative Gewinn mittelfristig deutlich steigen. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll 2028 zwischen zehn und zwölf Milliarden Euro liegen. 2023 verdiente BASF operativ knapp 7,7 Milliarden Euro und damit knapp 29 Prozent weniger als im Jahr davor.

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Erst einmal vorbei sein dürfte die Zeit für Großprojekte: Die Investitionen sollen ab dem Jahr 2026 unterhalb der Abschreibungen in Sachanlagen liegen, das heißt nach dem Anfahren des neuen Verbundstandortes in Zhanjiang in China. Dort investiert BASF insgesamt zehn Milliarden Euro.

Ein Schwerpunkt der Investitionen liegt bei der grünen Transformation: Die mit der Transformation verbundenen Ausgaben werden laut Mitteilung von 2025 bis 2028 voraussichtlich durchschnittlich 600 Millionen Euro pro Jahr betragen. BASF will sich in den kommenden Jahren zunehmend erneuerbare Rohstoffe sichern, um mehr Produkte mit nachhaltigen Eigenschaften anzubieten. Dafür wird jetzt eine eigene Einheit gegründet.

Aktionäre dürfen künftig wohl nicht mehr so üppige Dividenden erwarten

Neues gab es auch zur Dividende: BASF kann wohl erst einmal nicht mehr so viel Dividende zahlen wie in den vergangenen Jahren. Die direkte Gewinnbeteiligung solle in den kommenden Jahren bei mindestens 2,25 Euro je Aktie liegen, teilte der Dax-Konzern in Ludwigshafen mit. Für 2023 hatte BASF noch 3,40 Euro je Aktie gezahlt. Die angekündigte Mindestdividende liegt deutlich unter den Erwartungen von Experten.

Die jährliche Dividendensumme liege in den kommenden Jahren bei rund zwei Milliarden Euro, hieß es weiter. Zwischen 2025 und 2028 sollen damit insgesamt rund acht Milliarden über Dividenden ausgeschüttet werden. Ergänzt werden soll dies durch Aktienrückkäufe. Diese werden spätestens ab 2027 angestrebt und sollen voraussichtlich rund vier Milliarden Euro betragen. mit dpa

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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