Mannheim. Ein Unglück in den USA mit sieben Todesopfern und mehreren Schwerverletzten könnte womöglich Folgen für den Mannheimer Bilfinger-Konzern haben. Bei einem Kulturfestival auf der Insel Sapelo im Bundesstaat Georgia war vor ein paar Tagen ein Fähranleger eingestürzt. Die Bilfinger-Tochter Centennial Contractors Enterprises hatte den Anleger im November 2021 fertiggestellt.
„Wir sind untröstlich über diese Tragödie und unser tiefes Beileid gilt denjenigen, die Angehörige verloren haben, und unsere Gedanken sind bei den Verletzten“, erklären Bilfinger-Chef Thomas Schulz und Geoff Preisman von Centennial Contractors Enterprises in einem Brief, der auf der Internetseite der US-Tochtergesellschaft veröffentlicht worden ist.
Bilfinger verweist auf laufende Ermittlungen
Centennial war nach eigenen Angaben als Generalunternehmer für den Bau des Docks und der Gangway verantwortlich und arbeitete dabei mit lokalen Subunternehmern und Zulieferern zusammen. Das Unternehmen unterstütze die Behörden bei den Ermittlungen zur Klärung der Unfallursache, heißt es. Teammitglieder seien auf Sapelo Island gewesen, „um die örtlichen und staatlichen Behörden und die Gemeinde zu unterstützen und stehen bei Bedarf weiterhin zur Verfügung“.
Weitere Angaben darüber hinaus macht eine Konzernsprecherin in Mannheim nicht. Sie verweist auf die laufenden Ermittlungen. Noch sind Ursache und Schuldfrage also nicht geklärt. Klar ist aber: Schadenersatzforderungen können in den USA sehr hoch ausfallen.
Auch US-Präsident Joe Biden ist erschüttert
Viele Aktionärinnen und Aktionäre scheinen sich bereits das Szenario ausgemalt zu haben, dass Centennial als Generalunternehmer für das Unglück die Haftung übernehmen muss. Denn am Donnerstag verkauften sie ihre Anteile an Bilfinger. Der Aktienkurs rutschte zeitweise um 15 Prozent ins Minus. Am Freitag bewegte sich der Kurs nur leicht und lag am Ende etwas über 44 Euro.
Das Unglück hatte sich am 19. Oktober während einer Feier der afro-amerikanischen Gemeinschaft der Gullah ereignet. Schätzungsweise 700 Menschen sollen dafür mit der Fähre auf die Insel Sapelo Island gekommen sein. Als die Zugangsbrücke nachgab, stürzten zahlreiche Personen ins Wasser, eine Mehrheit konnte gerettet werden. Sieben Menschen ertranken im Meer.
„Was eine fröhliche Feier der Gullah-Geechee-Kultur und -Geschichte hätte werden sollen, wurde stattdessen zu einer Tragödie und Verwüstung“, erklärt US-Präsident Joe Biden laut Mitteilung des Weißen Hauses. Die Gullahs sind Nachkommen schwarzer Sklaven. Sie leben zurückgezogen auf kleinen Inseln wie Sapelo und haben entlang der Küste zwischen South Carolina, Georgia und Teilen Floridas ein neues Zuhause gefunden. Sapelo Island liegt rund 100 Kilometer von der Stadt Savannah in Georgia entfernt und etwa elf Kilometer vor der Küste.
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