Das Wichtigste in Kürze
- Die Deutsche Rohstoff AG fördert Öl und Gas in Colorado und Wyoming.
- Der Umsatz des Mannheimer Unternehmens stieg 2024 erstmals auf über 200 Millionen Euro, der Gewinn sank auf 50 Millionen.
- Das Unternehmen investiert jetzt auch in Wolfram, ein Industriemetall von hoher strategischer Bedeutung.
Mannheim. Herr Weitz, Deutschland importiert noch immer seine Energie zu 80 Prozent aus Öl, Gas und Kohle und macht sich abhängig von Ländern wie Russland, Saudi-Arabien und Katar. Ist das wirklich so schlau?
Jan-Philipp Weitz: Das ist vielleicht nicht besonders schlau, aber Deutschland kann seinen Energiebedarf nicht ohne Importe decken. Wenn wir von Energie reden, denken alle immer an Strom, bei dem der Anteil der erneuerbaren Energien mittlerweile bei knapp 60 Prozent liegt. Strom macht aber nur ein Drittel unseres Gesamtverbrauchs aus. Deshalb muss Deutschland weiter Öl und auch Gas importieren.
Man sollte aber schon überlegen, bei wem man einkauft?
Weitz: Das stimmt, Deutschland sollte bei den Importen die Abhängigkeiten diversifizieren. Die meisten Flüssiggas-Importe beziehen wir ja inzwischen aus den USA.
Die Gaspreise sind in Deutschland noch immer extrem hoch. Woran liegt das?
Weitz: Es gibt hier weniger Angebot, und das Gas muss von weiter her transportiert werden. In den USA kostet Gas teilweise nur ein Fünftel, weil viel mehr lokal gefördert wird. In Deutschland und Europa muss das Gas von weiter her kommen, durch aufwendige Pipelines oder als LNG, was den Preis erhöht. Europa hatte bei der Geologie weniger Glück als die USA, China, Australien oder Afrika.
Sie verdienen gutes Geld mit fossilen Brennstoffen. Aber irgendwann muss die Transformation doch an Fahrt gewinnen.
Weitz: Natürlich, aber das ist sehr schwer, gegenwärtig bestehen 70 Prozent des weltweiten Energiemixes aus fossilen Brennstoffen. Wenn man sich das globale Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum anschaut, müsste schon ein Wunder geschehen, damit sich daran etwas deutlich ändert. Gegenwärtig leben rund eine Milliarde Menschen mit einem Lebensstandard wie wir. In diesem Teil der Welt ist der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei ungefähr 15 Barrel Öl. Bei den anderen sieben Milliarden Menschen sind es nur drei Barrel. Mit steigendem Wohlstand wird auch ihr Bedarf deutlich steigen. Das ist ein globales Problem, das Deutschland nicht lösen kann.
Nochmal: Der Klimawandel ist doch die größte Herausforderung, vor der die Menschheit steht.
Weitz: Das bestreite ich ja gar nicht. Aber dazu nur ein Beispiel. China will in den nächsten zehn Jahren die Energieproduktion drastisch erhöhen, nämlich um zwei- bis dreimal der gesamten Stromproduktion der USA. Der erneuerbare Anteil wird recht hoch sein, aber unterm Strich wird es eine gigantische Menge an fossilen Brennstoffen sein. Die Energieproduktion in China ist schon jetzt fast dreimal so hoch wie in den USA. Jetzt kommen nur in China noch zwei bis drei USA dazu. Global wird der Energieverbrauch steigen. Allein durch Verzicht in Europa oder Deutschland wird der CO2-Ausstoß nicht sinken.
Die Deutsche Rohstoff erzielt mit der Förderung und dem Verkauf von Gas und Öl in den USA fette Gewinne. Wie kann sich ein kleines Unternehmen auf dem großen Markt in Übersee so gut behaupten?
Weitz: Ich glaube schon, dass wir unseren Job gut machen und uns geschickt in den Markt eingefügt haben. Der große Vorteil ist aber, dass dieser sehr fragmentiert ist. Sie können das mit der Immobilienwirtschaft vergleichen: Da gibt es Unternehmen, die bauen die ganz großen Hochhäuser – das wären Exxon und Shell in unserer Branche – und dann gibt die kleineren, die Mehrfamilienhäuser außerhalb von München bauen.
Sie bauen also im übertragenen Sinne die Mehrfamilienhäuser.
Weitz: Genau. Es gibt aber schon einen Unterschied im Vergleich mit der Immobilienwirtschaft. In unserem Geschäft haben alle das gleiche Produkt, da kann keiner einen Vorteil für sich herausschlagen. Es geht deshalb nur darum, wie gut man vor allem auf der Kostenseite wirtschaftet. Dann kann sich auch ein kleines Unternehmen wie wir erfolgreich behaupten.
Ihr Gewerbe ist sehr kapitalintensiv. Je kosteneffizienter Sie fördern, desto höher dann der Gewinn, oder?
Weitz: Ja. Wir sind keine Glücksritter, die in der Exploration tätig sind, sondern fördern nur in Ölfeldern, in denen schon mindestens 1.000 oder noch viel mehr andere Bohrungen sind. Der Gewinn liegt im Einkauf, aber auch an der Kompetenz, das zu entwickeln.
Im vergangenen Jahr ist es Ihnen gelungen, die Bohrkosten zu senken.
Weitz: Das war wichtig. Die Anfangsinvestition ist der wesentliche Kostenblock. Denn das Bohren ist am teuersten. Danach sind die operativen Kosten relativ gering. Wir investieren neun Millionen Dollar in eine Bohrung, danach liegen die Förderkosten pro Barrel nur noch bei fünf bis sechs Dollar, und das ist ja weit weg vom Ölpreis.
Sie haben 2024 erstmals beim Umsatz die 200-Millionen-Marke deutlich übersprungen und dabei einen Gewinn von 50 Millionen Euro erzielt. Da ist doch eine extrem hohe Umsatzrendite, oder?
Weitz: Schon. Aber man muss ja bei Öl- und Gasunternehmen immer auf die Investitionen schauen. Bei uns ist Gewinn leider nicht immer gleich Cash. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren mehr Anlagen gebaut und mehr gebohrt und dabei knapp 400 Millionen Euro an Kapital eingesetzt. Der Cashflow war deshalb teilweise leicht negativ. Wir mussten aber diese Investitionen stemmen, um auf diese Größenordnung beim Umsatz zu kommen. Wir sind zwar immer noch ein kleines, aber kein ganz kleines Öl- und Gasunternehmen mehr.
Der Gewinn ist 2024 von 60 auf 50 Millionen Euro gesunken. Wie erklären Sie den Gewinneinbruch?
Weitz: Wir haben den Großteil des Bohrgeschäfts von Colorado nach Wyoming verlagert. In Colorado waren die Abschreibungen immer gering, weil wir die Flächen sehr günstig gekauft und auch günstig gebohrt haben. Die Kapitalintensität ist in Wyoming höher. Weil die Ausgaben dort höher sind, müssen wir die Kostenstruktur effizienter gestalten, um die Abschreibungen im Griff zu halten.
Wo soll das Unternehmen denn in fünf oder zehn Jahren stehen?
Weitz: Unser Wachstumspotenzial ist beträchtlich, weil wir noch sehr viele Flächen haben. Wir haben wahrscheinlich deutlich weniger als die Hälfte unserer Flächen entwickelt. Wir könnten noch bis zu 200 Bohrungen machen, es sind aber nur zehn bis zwölf im Jahr. Also könnten wir noch zehn bis 15 Jahre weitermachen wie bisher oder eben die Zahl der Bohrungen deutlich erhöhen und damit auch den Umsatz.
Wo liegt da die Zielmarke? Bei 500 Millionen Euro?
Weitz: Das hängt natürlich auch vom Ölpreis ab. Aber in den vergangenen drei Jahren haben wir den Umsatz um zehn bis 15 Prozent gesteigert. Das heißt, wir könnten ihn in den nächsten zehn Jahren durchaus verdoppeln.
Jan-Philipp Weitz
- Eine steile Karriere hingelegt hat Jan-Philipp Weitz (39) bei der Deutschen Rohstoff AG, die ihren Sitz in Mannheim hat. Das Unternehmen produziert und verkauft Öl und Gas in den USA.
- Nach seinem BWL-Studium in Mannheim begann Weitz seine berufliche Laufbahn bei der Deutschen Rohstoff als Vorstandsassistent. 2013 übernahm er die Leitung des Business Development und war da vor allem mit der Entwicklung und Finanzierung der verschiedenen Tochterfirmen - vor allem in den USA - betraut.
- Diesen Job erledigte Weitz offensichtlich nicht schlecht, 2017 stieg er die Karriereleiter hoch und wurde Finanzvorstand .
- 2022 wurde Weitz Vorstandschef des Öl- und Gasunternehmens. Thomas Gutschlag , Mitgründer der AG, wechselte als Vorsitzender in den Aufsichtsrat. Das Finanzressort übernahm Hennig Döring . was
Mit dem Börsenkurs können Sie aber nicht zufrieden sein. Gegenwärtig steht die Aktie bei rund 38 Euro, vor einem Jahr waren Sie schon mal bei über 40 Euro.
Weitz: Das stimmt. Aber seit dem Börsengang vor 15 Jahren hat sich der Kurs mehr als verdreifacht, die Rendite ist also schon gut. Allerdings finde ich auch, dass die Aktie höher bewertet sein könnte. Aber auf dem deutschen Kapitalmarkt tut man sich als kleines Unternehmen generell schwerer. Unser Geschäftsmodell versteht auch nicht jeder. Insgesamt sind wir aber präsenter und stabiler geworden.
Neben Öl und Gas verdient die Deutsche Rohstoff AG auch Geld mit Edelmetallen.
Weitz: Ja, aber das ist nur ein winziger Bereich. Anders sieht es beim Industriemetall aus. Die EU stuft Wolfram als eines der kritischsten Metalle überhaupt ein, das liegt daran, dass China über 90 Prozent der Gesamtmenge produziert. Wir sind schon lange Zeit mit zwölf Prozent an dem kanadischen Unternehmen Almonty Industries beteiligt, das gerade die größte Wolfram-Mine außerhalb Chinas in Südafrika baut. Finanziert wird das Ganze von der deutschen KfW. Der Aktienkurs von Almonty hat sich übrigens in den vergangenen sechs Monaten vervierfacht. Das zeigt, wie groß die strategische Relevanz bei diesem Thema ist.
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