Mannheim. Die Mannheimer Privatbrauerei Eichbaum will den Absatz ihrer Marke Karamalz stärken und setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit einem Wettbewerber: Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, übernimmt die Brauerei Veltins ab 1. März den nationalen Vertrieb für das bekannte Malzgetränk.
Bisher wird die in Mannheim produzierte Marke Karamalz von Eichbaum selbst bundesweit vertrieben - aber mit deutlichem Schwerpunkt auf Süddeutschland, also Baden-Württemberg und Bayern. Durch die Kooperation mit den Sauerländern wollen die Mannheimer künftig von dem starken nationalen Vertriebsnetz von Veltins profitieren und Karamalz auch in anderen Teilen der Republik stärker an die Kundschaft bringen.
Partnerschaft zwischen Eichbaum und Veltins stärkt Karamalz und sichert Arbeitsplätze
Die Veltins-Brauerei mit Sitz in Meschede-Grevenstein ist um einiges größer als Eichbaum: Ihr Umsatz wird für 2023 mit 441 Millionen Euro angegeben, der Ausstoß mit 3,26 Millionen Hektoliter. Eichbaum beziffert seinen jährlichen Ausstoß auf rund 1,8 Millionen Hektoliter.
Nach Unternehmensangaben wird Veltins die Marke Karamalz bundesweit an den Handel und die nationale Gastronomie vertreiben. „Wir werden unsere Schwerpunkte künftig weiter auf unsere regionalen Marken und den Export legen und Karamalz auch im Ausland voranbringen“, wird Andreas Hiby-Durst, Geschäftsführender Gesellschafter bei Eichbaum, in einer Mitteilung zitiert. Und Veltins’ Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb, Volker Kuhl, sieht bei der Mannheimer Marke Karamalz „deutliches Mengenpotenzial“.
Auch Georg Dohr, Betriebsratsvorsitzender bei Eichbaum, begrüßt die Kooperation mit dem größeren Wettbewerber. „Karamalz ist ein extrem wichtiges Standbein für Eichbaum. Wenn wir den Absatz der Marke stärken, sichern wir damit die Auslastung in Mannheim“, sagt er. „Wichtig war für uns als Betriebsrat: Veltins übernimmt nur den Vertrieb. Markenrechte, Produktion und Abfüllung von Karamalz bleiben bei Eichbaum und am Standort Mannheim.“
Mit einem Stellenabbau sei der Schritt nicht verbunden: Die rund zehn Beschäftigten, die bisher bei Eichbaum für den nationalen Karamalz-Vertrieb zuständig seien, würden künftig vor allem den Vertrieb der anderen Eichbaum-Marken verstärken, so Dohr.
Brauerei Eichbaum setzt auf Unterstützung von einem externen Manager
Die Mannheimer Brauerei mit ihren rund 320 Beschäftigten befindet sich schon seit längerer Zeit in einer Restrukturierung - kam dabei aber zunächst nicht so schnell voran wie ursprünglich geplant. So musste das Unternehmen ein zentrales Element, nämlich die Investition in einen neuen Flaschenkeller, im Frühjahr 2022 quasi in letzter Sekunde stoppen, weil ihm die Kosten davonliefen.
Als Grund nannte die Geschäftsführung seinerzeit massiv gestiegene Preise, unter anderem für Energie, Aluminium und Verpackungsmaterial. Mit dem neuen Flaschenkeller - dort werden Flaschen gereinigt und abgefüllt - wollte beziehungsweise will die Brauerei ihre Kosten dauerhaft senken.
Dafür muss sie aber erst einmal tief in die Tasche greifen; 2022 war von einer ursprünglich geplanten Investition im mehrstelligen Millionenbereich die Rede. Weil das damals mit Blick auf die „angespannte Ergebnissituation“ nicht drin war, soll die Investition nun laut Betriebsratschef Dohr schrittweise umgesetzt werden. Aktuell werde zudem eine neue Sortieranlage im Werk aufgestellt.
Begleitet wird die Traditionsbrauerei bei ihrer Restrukturierung seit einiger Zeit auch von einem externen Manager: Frank Reifel von der auf Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung spezialisierten Unternehmensgruppe Falk verstärkt seit Sommer 2023 die Geschäftsführung von Eichbaum. Welche Rolle Reifel konkret in der Brauerei hat und auf welchen Zeitraum seine Arbeit dort begrenzt ist, war am Donnerstag bei der Geschäftsleitung zunächst nicht zu erfahren.
Laut Betriebsratschef Dohr ist Reifel als Interims-Geschäftsführer für die Zusammenarbeit mit den Banken zuständig. Als „Sanierer“ will er ihn bei der Brauerei nicht betrachten: „Das klingt mir zu negativ.“ Zwar sei das Ergebnis der Brauerei auch durch Investitionen aktuell deutlich belastet. „Operativ sind wir aber auf einem guten Weg“, so Dohr.
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