Mannheim. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat ausgerechnet im „Jahr der Zeitenwende“ (CEO Rainer Neske) ihren Gewinn mehr als verdoppelt. Sie profitierte dabei vor allem von der Berlin-Hyp-Übernahme, die in das Vorsteuerergebnis einfloss und es auf 1,87 Milliarden steigerte. Der einmalige Sondereffekt beim Deal mit der Berlin Hyp beträgt 972 Millionen Euro.
Aber selbst der bereinigte Gewinn liegt mit 901 Millionen Euro noch immer um zehn Prozent über dem von 2021. Damit erzielte die LBB das beste Ergebnis seit 2006 - also vor Ausbruch der Finanzkrise. Die Bilanzsumme machte vor allem durch den Zukauf einen kräftigen Sprung nach oben und stieg von rund 282 Milliarden Euro auf etwa 324 Milliarden Euro.
Die guten Zahlen, die Neske bei der Pressekonferenz in Stuttgart präsentierte, machen auch die Eigentümer froh. Sie können mit einer Ausschüttung von 240 Millionen Euro rechnen - die Zustimmung der Hauptversammlung ist Formsache. An der LBBW - 40,5 Prozent gehören dem Sparkassenverband Baden-Württemberg - ist auch das Land beteiligt. Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne), der im Aufsichtsrat sitzt, twitterte: „Die LBBW ist mittlerweile die bedeutendste Landesbank“, die dem Land rund 50 Millionen Euro in die Kassen spült.
Damit hat sich nicht nur die Wirtschaft, wie es Neske ausdrückte, sehr viel resilienter als erwartet im Multi-Krisenjahr 2022 erwiesen. „Das Ergebnis zeigt, dass unser Geschäftsmodell als mittelständische Universalbank nachhaltig erfolgreich ist“, sagte Neske. Die LBBW habe ihre selbstgesteckten Ziele „deutlich übertroffen“ und die Bank zugleich „strategisch weiterentwickelt“, so der Vorstandsvorsitzende. „Ein wichtiger Meilenstein war dabei auch die erfolgreiche Übernahme der Berlin Hyp“, sagte der CEO.
Großes Risikopolster
Obwohl die LBBW im vergangenen Jahr sehr gute Geschäfte machte, hat im Konzern offensichtlich das „Team Vorsicht“ das Sagen. Obwohl es dank des nach eigener Einschätzung guten Risikomanagements nur geringe Ausfälle gab, steckte die LBBW auch 2022 wie bereits in den Vorjahren einen hohen Betrag in die Risikovorsorge - nämlich 206 Millionen Euro. Das Polster beläuft sich nun auf über 800 Millionen Euro. „Sehen Sie mir die flapsige Bemerkung nach, aber meine Oma hat immer gesagt: ,Spare in der Zeit, dann hast du in der Not’“, begründete der Vorstandschef diese vorsichtige Strategie, die die LBBW für turbulente Zeiten wetterfest machen soll.
Der CEO betonte, dass die LBBW die Kunden beim Wandel ihrer Geschäftsmodelle begleiten und sie dabei „mit nachhaltigen und innovativen Lösungen“ unterstützen will. Im Südwesten ist besonders die Auto- und Zuliefererindustrie vom Umstieg auf die Elektromobilität betroffen. Der Kreditanteil im Bereich Automobil ist von 15 Prozent (2019) auf elf Prozent gefallen. Neske stellte aber auch klar, dass die LBBW weiter auf die Automobilindustrie setzt und in ihr kein Klumpenrisiko sieht, dessen sich die Bank entledigen müsse.
Durch den Zukauf der Berlin Hyp ist die Mitarbeiterzahl auf 10 384 gewachsen. Am Standort Mannheim waren Ende 2022 insgesamt 269 Beschäftigte tätig.
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