Autonomes Fahren

Warum bei Coca-Cola in Mannheim bald Lkw ohne Fahrer unterwegs sind

Ein Lkw, der selbstständig Getränkekisten von A nach B fährt - das soll im Mannheimer Coca-Cola-Werk schon bald zum Alltag gehören. Das Unternehmen verspricht sich von dem Pilotprojekt nicht nur Vorteile in Sachen Nachhaltigkeit

Von 
Tatjana Junker
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Mehr als 30 Paletten passen jeweils auf die neuen E-Lkw, die ab Jahresende autonom im Coca-Cola-Werk Mannheim unterwegs sein sollen. © CCEP/ARTIS-Uli Deck

Mannheim. Das Mannheimer Werk des Coca-Cola-Abfüllers CCEP ist als einziger Standort im Unternehmen für ein Pilotprojekt in der Logistik ausgewählt worden: Künftig sollen dort fahrerlose Lkw selbstständig Getränkekisten von A nach B bringen. Wie funktioniert das konkret und was verspricht sich das Unternehmen davon? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was hat Coca-Cola in Mannheim genau geplant?

Der Coca-Cola-Abfüller CCEP (Coca-Cola Europacific Partners) schafft für den Standort Mannheim zwei vollautonom fahrende Lkw und fünf Anhänger an. In den Fahrzeugen sitzt also niemand hinter dem Lenkrad, sie werden auch nicht manuell ferngelenkt, sondern steuern sich selbst. Insgesamt gibt CCEP dafür rund drei Millionen Euro aus. Die neuen Fahrzeuge sind mit GPS-Technologie, Sicht-, Schall- und Bewegungssensoren ausgestattet.

Damit sollen sie Menschen und potenzielle Hindernisse in ihrem Umfeld erkennen und selbstständig um sie herumfahren beziehungsweise stoppen, wenn eine Kollision droht. Ein On-Board-Computer verarbeitet dazu die Daten der Sensoren. Die Lkw dürfen generell nicht schneller als zehn Stundenkilometer fahren.

Der Schriftzug von Coca-Cola. © ACHIM KEIPER

Wo werden die fahrerlosen Lkw von Coca-Cola unterwegs sein?

Nur auf dem Mannheimer Coca-Cola-Gelände. Dort sollen sie auf einer internen Straße zwischen zwei Werksteilen - genauer gesagt zwischen Produktion und Lager - hin- und herpendeln, um Voll- und Leergut zu transportieren. Die Strecke ist etwa einen Kilometer lang.

Was verspricht sich Coca-Cola von der neuen Technologie?

Vor allem geht es darum, die Produktivität in der Logistik zu steigern: Bisher werden die Transportfahrten auf dem Gelände von einem externen Dienstleister, einer Spedition, erledigt. Dessen Einsatz wird durch die selbstfahrenden Lkw überflüssig. Die Fahrzeuge transportieren künftig nicht nur das Voll- und Leergut, sondern koppeln auch ihre Anhänger selbst an und ab. Die Ladung soll künftig auch automatisch gesichert werden - und das Aufladen ihrer Batterien übernehmen die E-Lkw ebenfalls selbst. Auf die Zahl der Beschäftigten in Mannheim hat die Investition nach Unternehmensangaben keinen Einfluss.

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„Autonom fahrende Lkw sind unter ganz bestimmten, festen Bedingungen eine sehr gute Ergänzung in unserer Logistik. Sie können uns bei exakt vordefinierten und sich wiederholenden Strecken mit festen Auf- und Abnahmepunkten unterstützen - wie auf der etwa einen Kilometer langen Strecke unseres Werksgeländes in Mannheim“, wird Vincent Henning, Manager Digital Logistics, in einer Mitteilung zitiert.

Durch die neuen Fahrzeuge soll die Logistik des Unternehmens außerdem nachhaltiger werden: Bisher sind für die kurzen Strecken auf dem Werksgelände Diesel-Lkw unterwegs, die autonomen Modelle haben dagegen einen Elektroantrieb.

Wie sieht der Zeitplan von Coca-Cola in Mannheim aus?

Schon im Herbst 2022 gab es auf dem Mannheimer Werksgelände von Coca-Cola Testfahrten mit einem der autonomen Fahrzeuge. Laut CCEP lief dabei alles reibungslos. Insgesamt sei der Lkw fast 1000 Teststunden unterwegs gewesen, begleitet von Experten, die ihn bei Bedarf hätten stoppen können. Es sei aber gar nicht erst zu einer Gefahrensituation gekommen. Das Fahrzeug habe andere Fahrzeuge, Fußgänger und Hindernisse gut erkannt und seine Fahrt entsprechend der jeweiligen Situation weitgehend ohne manuelles Eingreifen fortgesetzt, so Xenia Scholl von Aitonomi TeleRetail.

Das Unternehmen ist auf autonome und elektrisch betriebene Transportsysteme spezialisiert und entwickelt die Lkw gemeinsam mit Logistik-Mitarbeitenden von CCEP weiter. Ende des Jahres sollen die selbststeuernden Fahrzeuge dann schrittweise in den Logistikbetrieb des Mannheimer Werks eingebunden werden.

Wie ist der Stand bei autonomen Lkw für die Straße?

Die Speditionsbranche ächzt unter Fahrermangel - autonom fahrende Lkw könnten hier teilweise helfen. Hersteller wie Volvo, Daimler Truck oder MAN arbeiten intensiv an der Entwicklung entsprechender Modelle - meistens in Kooperation mit Partnern. So will MAN Ende 2024 einen Prototypen seines ATLAS-L4 auf Autobahnen testen.

© Christoph Bluethner

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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