Energie

Wärmepumpe für Mannheimer Haushalte: Wieso das Projekt ein Vorreiter ist

Bis 2030 will die MVV Energie die Fernwärme für die rund 165.000 Haushalte in der Rhein-Neckar-Region klimaneutral erzeugen. Drei wichtige Projekte dafür stehen kurz vor der Vollendung. Wann die Pumpe in Betrieb gehen soll

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Martin Geiger
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Als erste große Komponente der neuen Flusswärmepumpe hat der Verdampfer seinen Bestimmungsort erreicht. © MVV

Mannheim. Geredet und geschrieben worden ist schon viel über sie – jetzt ist sie auch da: die Flusswärmepumpe, die beim Energieunternehmen MVV gerne als Symbol für den Umbau der Fernwärmeversorgung herangezogen wird. Schließlich erzeugt sie, indem sie unter dem Einsatz von Öko-Strom dem Rheinwasser Wärme entzieht, klimaneutral Wärme – und ist viel weniger umstritten als etwa die bis zu drei Geothermie-Anlagen, die südlich von Mannheim entstehen sollen.

Zudem wird sie auch schneller Energie ins Fernwärmenetz einspeisen können. Nachdem vor knapp einem Jahr der offizielle Spatenstich auf dem Gelände des Grosskraftwerks Mannheim (GKM) erfolgte, sind nun die zentralen Komponenten angeliefert worden. Gefertigt wurden sie von Siemens Energy in Schweden. Anschließend haben sieben Lastwagen sie auf einer fünftägigen Reise nach Mannheim gebracht.

Ab diesem Monat beliefert die Pumpe Haushalte mit Wärme

Nun müssen sie zusammengebaut, verrohrt und angeschlossen werden. Dann soll im Juni die Inbetriebnahme erfolgen – und die Pumpe ab Oktober Wärme für rund 3500 Haushalte liefern.

Das macht sie, vereinfacht gesagt, wie ein umgekehrter Kühlschrank: Die Wärmeenergie des Rheins, der in der Regel selbst im Winter mindestens fünf Grad warm ist, reicht meist aus, um das Kältemittel der Anlage verdampfen zu lassen. Ein strombetriebener Verdichter komprimiert den Dampf, wodurch Druck und Temperatur steigen. Ein Wärmetauscher sorgt dann dafür, dass die Energie auf das Wasser übertragen wird, das durch die Fernwärmerohre fließt. Die etwa 700 Liter Rheinwasser, die pro Sekunde entnommen werden, werden der MVV zufolge dabei je nach Jahreszeit um rund zwei bis fünf Grad abgekühlt. Tiere und Pflanzen des Stroms sollen dadurch nicht beeinträchtigt werden.

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Deshalb ist das Projekt in Neckarau ein Vorreiter

15 Millionen Euro investiert die MVV in das Projekt. Sechs Millionen davon bezahlt der Bund – denn die Anlage ist eines von fünf Modellvorhaben in Deutschland, bei denen der Einsatz von Großwärmepumpen ausprobiert wird. Das Projekt in Neckarau gilt als Vorreiter, weil es zu den größten und schnellsten gehört. In Skandinavien wird die Technologie zwar schon seit Jahrzehnten genutzt. In Deutschland scheiterte der großflächige Einsatz bislang jedoch an den hohen Strompreisen.

Ab Oktober soll die Pumpe 20 Megawatt thermische Leistung liefern. Zum Vergleich: In den Spitzenzeiten im Winter werden rund 900 Megawatt benötigt – also das 45-fache. Im Sommer liegt der Spitzenbedarf laut MVV bei 70 Megawatt.

Sind weitere Anlagen in der Region Mannheim geplant?

Der ersten Anlage werden vermutlich weitere folgen: „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir weitere Anlagen anschaffen werden“, sagt MVV-Projektleiter Felix Hack. Im Konzept des Unternehmens, das bis 2030 die Fernwärme klimaneutral erzeugen will, sind Großwärmepumpen mit einer Leistung von 100 bis 200 Megawatt vorgesehen. Endgültige Entscheidungen werden aber vermutlich erst fallen, wenn feststeht, wie viel Energie die Geothermieanlagen beisteuern können.

Klar ist jedoch, dass die MVV mittelfristig ohne Deutschlands größtes Steinkohlekraftwerk, das GKM, plant. Dieses erzeugt aktuell noch mehr als zwei Drittel der Fernwärme. Doch damit die Versorgung auch ohne dieses gesichert ist, sind zwei weitere Anlagen notwendig, die die MVV derzeit neben dem GKM und auf der Friesenheimer Insel bauen lässt. Diese sollen mit einer Verzögerung von rund einem Jahr ebenfalls mit Beginn der nächsten Heizperiode einsatzbereit sein.

Die beiden Heizwerke mit 290 und 80 Megawatt Leistung kosten insgesamt rund 110 Millionen Euro. Herzstück ist jeweils ein Heißwasserkessel, der mit Erdgas befeuert wird. Spätestens ab 2030 soll ein klimaneutrales Gas wie Biomethan oder Wasserstoff genutzt werden. So wird im Notfall, wenn andere Anlagen ausfallen, Fernwärme erzeugt. Aber auch in den Zeiten des höchsten Bedarfs sollen die Anlagen laufen. Nach Angaben von MVV-Vorstand Hansjörg Roll sind dafür etwa 150 Betriebsstunden pro Jahr vorgesehen. Dies entspräche weniger als fünf Prozent des Gesamtbedarfs.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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