Gesundheits- und Bildungskonzern

Tarifstreit bei SRH-Kliniken geht in fünfte Runde

Auch nach vier Verhandlungsrunden gibt es keine Einigung zwischen Verdi und SRH über die Löhne der Klinik-Beschäftigten - stattdessen jede Menge Vorwürfe

Von 
Bettina Eschbacher
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SRH und Verdi verhandeln über die Gehälter in den Akutkliniken. © SRH

Heidelberg. Festgefahrene Tarifverhandlungen bei SRH. Der Gesundheits- und Bildungskonzern verhandelt mit Verdi über neue Tarife für die Beschäftigten in den zehn SRH-Akutkliniken. Aber auch nach der vierten Verhandlungsrunde gab es keine Anzeichen für eine Einigung. SRH-Geschäftsleitung und Gewerkschaft werfen sich gegenseitig mangelnde Bereitschaft für einen Kompromiss vor. Am 19. und 20. April wollen die Tarifparteien einen weiteren Versuch machen.

„Respektlos“ verhalte sich die SRH-Spitze gegenüber ihren Beschäftigten, weil sie kein verbessertes Angebot vorlege, meint Verdi. SRH spiele nur auf Zeit. „Sie verweigert weiterhin die dringend nötige Gehaltserhöhung zur Sicherung der Kaufkraft“, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Laut Verdi geht es um 8200 Beschäftigte.

10,5 Prozent mehr Lohn gefordert

Verdi fordert eine Lohnerhöhung von 10,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Mindestens sollen die Einkommen um 500 Euro monatlich steigen. Die Treue langjähriger Mitarbeitender solle zudem finanziell besonders anerkannt werden. Für Auszubildende verlangt Verdi plus 200 Euro im Monat.

Bei SRH wiederum vermisst man laut einer Mitteilung die „Konsensbereitschaft seitens Verdi“. Die von Verdi geforderten Lohnerhöhungen seien für das Unternehmen „existenzbedrohend und damit nicht umsetzbar“. Werner Stalla, Leiter des SRH-Gesundheitsbereichs, betonte laut Mitteilung, dass man natürlich den allgemein gestiegenen Kosten Rechnung tragen wolle und Verständnis für die Belastungen der Kolleginnen und Kollegen habe. Bei den nächsten Gesprächen strebe SRH eine umfassende Gesamtlösung an. Der SRH-Haustarif ist an die öffentlichen Tarife etwa von kommunalen Kliniken angelehnt. Im Detail sei er aber etwas anders ausgestaltet, so ein SRH-Sprecher. Der Arbeitgeber hatte im Januar ein erstes Angebot vorgelegt. Dieses sieht eine zweigeteilte Inflationsprämie von je 1000 Euro in diesem und im nächstem Jahr vor.

Dazu wird eine Erhöhung der Vergütung vorgeschlagen. Diese bewegt sich je nach Eingruppierung zwischen zwei bis 2,5 Prozent ab Juli 2023, im kommenden Jahr würde weitere Erhöhung von 1,5 bis zwei Prozent folgen. Das Paket solle bis Ende 2024 gültig sein. Nicht verhandelt wird laut SRH-Sprecher über Lohnerhöhungen in den vier Reha-Kliniken. Dort gebe es eigene Tarifregelungen.

Der Gewerkschaft genügt das nicht. Der Arbeitgeber habe es in vier Verhandlungsrunden nicht geschafft, ein faires Angebot vorzulegen. Verdi fordert nun die Beschäftigten zum Protest auf, um Druck auf SRH auszuüben.

Das Heidelberger Unternehmen hat insgesamt rund 17 000 Mitarbeitende. Dazu zählt neben dem Gesundheitsbereich auch die Bildungssparte mit 16 privaten Hochschul-Standorten. SRH ist eine Stiftung und erzielte 2021 einen Umsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro. 2022 machten dem Unternehmen die hohen Energiekosten zu schaffen.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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