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Sparkasse Rhein Neckar Nord: Neubaupläne auf der Kippe

Die Kosten für die neue Zentrale am Mannheimer Paradeplatz explodieren. 2025 wird es mit dem Baubeginn nichts mehr. Auch sonst sind viele Fragen offen.

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Walter Serif
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Das Hauptgebäude der Sparkasse Rhein Neckar Nord am Mannheimer Paradeplatz. © Christoph Bluethner

Mannheim. Der Ukraine-Krieg hat die großen Pläne der Sparkasse Rhein Neckar Nord über den Haufen geworfen. Vor einem Jahr erklärte Vorstandschef Stefan Kleiber auf der Bilanzpressekonferenz, dass der Neubau der Zentrale am Mannheimer Paradeplatz womöglich noch 2025 beginnen könne. Am Dienstag ruderte er zurück: „Mit einem Baubeginn ist in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen.“

Doch damit nicht genug. Denn es steht nicht einmal fest, ob und in welchem Umfang der Neubau überhaupt realisiert werden kann. „Wie bei vielen Bauprojekten mussten auch wir die 2021 kalkulierten Kosten neu bewerten. Derzeit prüfen wir konkrete Angebote von Generalunternehmen“, sagt Kleiber. Es kann also sein, dass die Sparkasse den Neubau nur in abgespeckter Form in Auftrag geben wird. Es kann aber auch sein, dass das Gebäude aus dem Jahr 1953 nur „revitalisiert“, also umgebaut und renoviert wird. Im Prinzip ist also alles offen.

Auch eine Sanierung des Gebäudes am Paradeplatz würde teuer

Nicht ganz. „Dass wir etwas machen müssen, ist klar. Die Bausubstanz ist veraltet und marode mit Blick auf die Energetik und den Brandschutz. Wir können aber immerhin froh sein, dass das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht“, sagt Kleiber. Der Grund, warum es mit dem Neubau nicht vorangeht, liegt auf der Hand. Ursprünglich rechnete die Sparkasse mit Baukosten von 40 Millionen, doch diese Kalkulationen sind längst überholt, die Schätzungen gehen jetzt in Richtung 80 Millionen Euro – also doppelt so viel. „Eine solche Summe können wir weder unseren Kunden noch uns als Unternehmen zumuten. Im schlechtesten Fall müssen wir also revitalisieren. Doch auch da lassen sich die Kosten nicht zuverlässig abschätzen. Wir sind da stark abhängig von der Statik und dem Brandschutz, wir wissen auch nicht, ob wir bei den Sanierungsarbeiten auf Asbest stoßen würden“, sagt Kleiber.

Quelle Sparkasse Rhein Neckar Nord © mm

Bei einem Neubau müssten die Kosten drastisch sinken

Vom Tisch ist der Neubau noch nicht. Voraussetzung ist dafür allerdings, dass die Kosten drastisch gesenkt werden. Eine genaue Zahl wollte Kleiber nicht nennen, aber man kann davon ausgehen, dass die Schmerzgrenze wohl irgendwo zwischen 50 und 60 Millionen liegen dürfte. Sollte sich die Sparkasse am Ende doch für einen Neubau der Zentrale entscheiden, dürfte dies vor allem auf Kosten des Klimaschutzes gehen. „Wir wollten extrem nachhaltig bauen, das würde uns ja als Sparkasse gut zu Gesicht stehen“, sagt Kleiber, der weiß, dass das Geldinstitut da große Abstriche machen muss. Die Sparkasse will sich mit der Entscheidung bis Ende des Jahres Zeit lassen. Die Stadt Mannheim hat die Baugenehmigung für den Neubau schon erteilt, bei größeren Änderungen braucht die Sparkasse aber natürlich eine neue. Der Umbau dürfte zwei bis drei Jahre dauern.

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Während die widrigen Umstände die Neubaupläne der Sparkasse zerpflückt haben, sieht Kleiber im abgelaufenen Geschäftsjahr eine „solide wirtschaftliche Entwicklung trotz herausfordernder globaler Rahmenbedingungen“. Der Gewinn beläuft sich wie in den Vorjahren auf 4,5 Millionen Euro. Auffällig ist allerdings, dass die regionalen Gewerbetreibenden weniger Kredite für Investitionen aufgenommen haben. Das Neugeschäft - es ist 2024 von 500 auf 306 Millionen Euro gesunken - lag auf dem Niveau von 2016. „Die wirtschaftliche Unsicherheit geprägt von anhaltenden geopolitischen Spannungen, hohen Energiepreisen und gestiegenen Finanzierungskosten, hat viele Unternehmen veranlasst, Investitionen vorsichtiger zu planen“, sagt Kleiber und bricht diese Analyse auf Mannheim herunter: „Man muss ja nur durch die Innenstadt laufen, dort haben viele Ladenbesitzer dicht gemacht. Dass sogar die alteingesessene Löwen-Apotheke seit Monaten geschlossen ist, sagt alles“, outet sich Kleiber als interessierter Leser dieser Zeitung.

Stefan Kleiber, Vorstandschef der Sparkasse Rhein Neckar Nord. © Alexander Schulte

Als eine Ursache für das Ladensterben nennt Kleiber eine gewisse Konsumzurückhaltung. „Die Leute halten ihr Geld zusammen und investieren vor allem verstärkt in Sparbriefe und Fondssparpläne“, sagt Kleiber. Aber auch die Baufinanzierung hat wieder an Schwung gewonnen. Von insgesamt 144 Millionen Euro an neuen Darlehen (plus 14,5 Prozent) entfielen 107 Millionen Euro auf Baufinanzierungen. Auch Bausparverträge schließen die Kunden wieder häufiger ab.

Obwohl die Sparkasse ein dichtes Filialen-Netz unterhält – daran soll sich auch nichts ändern – läuft das Banking inzwischen vor allem online. Bereits 139.000 der 157.000 Girokonten werden digital genutzt. Das heißt aber nicht, dass den Beschäftigten die Arbeit ausgeht. Im Gegenteil: „Wir würden gerne rund 20 neue Kräfte einstellen“, sagt Kleiber und leistet sich einen Seitenhieb auf die Konkurrenz. „Anders als die Commerzbank, die ja 3000 Stellen in Deutschland abbauen wollen, bauen wir unsere Belegschaft auf.“

Dass das Arbeitsklima bei der Sparkasse Rhein Neckar Nord stimmt, belegt eine deutschlandweite Studie des Marktforschungsinstituts Statista und des Magazins „Stern“. Sie hat untersucht, ob die Beschäftigten eine Anstellung in ihrem Unternehmen empfehlen würden. In den Kategorie „Banken und Finanzdienstleistungen“ landete das Mannheimer Geldinstitut als einzige Sparkasse unter den zehn besten Arbeitgebern. „Die Studie belegt, dass wir unserem Anspruch als Arbeitgeber gerecht werden“, sagt Kleiber.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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