Mannheim. Green Garden, Coffee Lounge, Collaboration Lab - das hört sich nach schicken Wohlfühlwelten an, aber bestimmt nicht nach Büro. Ist es aber: Auf den sechs Etagen der neuen Mannheimer KPMG-Niederlassung im Glückstein-Quartier lässt sich bestaunen, wie Büros neu erfunden werden. Von der grauen Einheitszelle ist auf jeden Fall nichts mehr zu finden - stattdessen viele bunte, ganz verschiedene Module, die all die unterschiedlichen Bedürfnisse des heutigen Büro-Menschen erfüllen sollen.
Vom Mein-Büro zum Wir-Ort
„Wir lösen das Mein-Büro auf“, fasst Catrin Krayer den Kern des KPMG-Konzeptes zusammen. Stattdessen soll es ein „Wir-Ort“ werden für agile Arbeitsmethoden, die auch für Wirtschaftsprüfer- und Berater immer wichtiger werden - und ja, auch ein Ort zum Wohlfühlen.
Krayer ist Teil des Projektteams, das die Umsetzung des neuen Büro-Konzepts nach und nach in den 27 KPMG-Niederlassungen ausrollen soll. Sie ist Kommunikationsexpertin. Im Projektteam arbeitet sie zum Beispiel mit Architekten und Innendesignern zusammen.
Mannheim bundesweit Nummer 14 beim Roll-Out des KPMG-Konzepts
Mannheim ist die Nummer 14 seit dem Start 2016. Und damit sogar vor Berlin, dem größten KPMG-Standort. Der ist erst nächstes Jahr dran. Mit dem Umzug ins neue Gebäude, dem Loksite im Glückstein-Quartier, begann auch in Mannheim die Ära der bunten, neuen Bürowelt oder auf englisch: New Work Space. Und die ist vor allem vielseitig: 20 unterschiedliche Raummodule werden auf den sechs Etagen eingesetzt.
Die Coffee Lounge ist das zentrale Element auf jeder Etage
Ein zentrales Element, das auf keinem Stockwerk fehlen darf: die Coffee Lounge - natürlich mit Kaffeemaschine und Milchschäumer. „Das darf man nicht unterschätzen“, sagt Krayer zu diesen praktischen Details der Edel-Kaffeeküche. Dort können sich die Mitarbeitenden zwanglos treffen, austauschen und an einem der großen Monitore nicht nur virtuelle Besprechungen durchziehen, sondern auch mal gemeinsam Fußball schauen.
„Ich kann viele Angebote nutzen, muss aber nicht“, erklärt Krayer die Idee hinter den Modulen. Dabei geht es auch um eine gute Balance zwischen offenen Flächen, Konferenzräumen, Modulen für kreatives Arbeiten wie dem Collaboration Lab und Rückzugsräumen. Den Rollcontainer, den eigenen Schreibtisch gibt es nicht mehr. Für den persönlichen Krimskrams gibt es Schließfächer.
Eine „Homezone“ - damit keiner sich verloren fühlt
Und jede Abteilung hat eine eigene „Homezone“, einen ihr zugeordneten Bereich. „Damit sich niemand verloren fühlt“, sagt Krayer - auch wenn der Schreibtisch immer wieder neu gebucht wird - shared desk also. „Wir haben auch Einzelbüros, etwa für längere Anrufe. Aber die können nicht fest gebucht werden.“
Ein beliebtes Modul ist der Green Garden, liebevoll Dschungel genannt. Es ist ein in Grüntönen gehaltener, mit üppigen Pflanzen ausgestatteter Bereich, in dem die Schreibtische zum Lärmschutz extra abgeschirmt sind.
Kleiner Schreibtisch fürs Kind im Family Office
Und wer sein Kind zur Arbeit mitbringen möchte, kann eines der beiden Family Offices nutzen: mit großem Schreibtisch für Papa oder Mama und daneben der Mini-Ausgabe für den Nachwuchs. Der eigene Schreibtisch sei schwer beliebt bei kleineren Kindern, weiß Krayer.
„So siehts bei vielen zu Hause nicht aus“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht bei der Einweihung anerkennend mit einem Augenzwinkern. Doch bei aller Begeisterung für die neuen Angebote - Krayer weiß , dass das neue Büroleben einen durchaus schmerzhaften Einschnitt für Beschäftigte bedeuten kann. „So viel Veränderung verursacht auch Unbehagen“, sagt sie.
Loksite-Lotsen helfen den Mannheimer KPMG-Kollegen
Deshalb sei es ganz wichtig, die Kollegen früh in die Umgestaltung mit einzubeziehen, am besten schon ein bis zwei Jahre vorher. Das Mannheimer KPMG-Team hat sich zum Beispiel dafür entschieden, die großen Konferenzräume nach den Namen der Partnerstädte zu benennen. Und am Empfang begrüßt der Schriftzug „Willkommen2“ vor begrünter Wand - ein Verweis auf die Quadratestadt. „Das sind scheinbar nur Details“, sagt Krayer. „Aber sie schaffen Identifikation.“
Genauso wichtig ist der Kommunikationsexpertin zufolge auch die Begleitung nach dem Umzug. Dafür gibt es in Mannheim die „Loksite-Lotsen“, die sich schon besonders gut auskennen und den Neu-Eingezogenen weiterhelfen. Seit Oktober residiert KPMG mit 360 Mitarbeitenden im Loksite. Die Lotsen und das Projektteam um Krayer werden sich noch einige Monate über die Veränderungen austauschen.
Catrin Krayer: Der Arbeitgeber muss ins Büro locken
„Die neuen Flächenkonzepte zahlen im Endeffekt darauf ein, dass wir uns inzwischen in unserem Arbeitstag in der Zusammenarbeit mit anderen ganz anders organisieren“, erklärt Krayer. Und seit Homeoffice durch die Pandemie gang und gäbe ist, müssen Arbeitgeber auch mehr tun, um ihre Beschäftigten ins gemeinsame Büro zu locken. Also mehr bieten als im improvisierten Homoeffice - „was ich nicht am Esstisch habe“. Denn: „Die Menschen entscheiden sich heute viel bewusster, in Büro zu gehen.“
Krayer hält das neue Bürokonzet von KPMG auch für ein wichtiges Instrument bei der Rekrutierung junger Menschen. Die sagen: Wow, fancy Büro“, sagt Krayer. Gerade die Generation Z habe ganz andere Ansprüche an die Arbeitswelt, weiß Krayer. Bahnhofsnähe statt eigener Parkplatz etwa. Und bloß kein langweiliger Einheits-Arbeitsplatz, sondern „ganz viele Flächen, wo ich zusammenkommen kann“.
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