Start-ups (mit Fotostrecke)

So lief die Founders-League-Show im Mannheimer Palazzo

Fünf Start-ups, knapp 700 Menschen im Publikum und eine prominente Jury: Bei der aktuellen Start-up-Show Founders League in Mannheim wurden viele Geschäftsideen gefeiert - am Ende überzeugte aber ein Gründerduo besonders

Von 
Tatjana Junker
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Die Jury im Mannheimer Palazzo (v.l.): Marcus Diekmann, Johannes Kliesch, Sally Özcan, Alisa Jahnke und Stepan Timoshin. © Ruffler

Mannheim. Stepan Timoshin ist erstmal skeptisch. „Mir fallen jetzt schon sechs, sieben Brands ein, die ein ähnliches Produkt haben“, sagt der 22-jährige Sneaker-Guru, nachdem er den Pitch von Viola Weller gehört hat. Die Gründerin steht im Mannheimer Palazzo vor der Jury der Start-up-Show „Founders League“ und hat gerade ihr Geschäftsmodell vorgestellt: Mit veganen Sneakern aus Apfel- oder Traubenleder will sie „die Schuhindustrie revolutionieren“. 2022 hat sie dafür in Mannheim ihr Start-up Vlace gegründet und damit seit Dezember 200 000 Euro Umsatz generiert - „bootstrapped“, also ohne Fremdkapital, wie sie betont.

Snocks-Gründer verspricht Kontakte

„Hammer“, findet das Jury-Mitglied und Investor Marcus Diekmann, rät Weller aber zu mehr Tempo, auch bei der Produktion: „Du musst an deine Idee glauben, aber mit mehr Vollgas“, sagt er. Gleichzeitig verspricht er der Mannheimer Gründerin, Holger Blecker anzurufen, den Chef des Modehändlers Breuninger. Dort würde Weller ihre Sneaker gerne im Sortiment platzieren.

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Auch von einer Listung bei Engelhorn und im Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe träumt die 27-Jährige - und kann dort nun auf Johannes Kliesch hoffen, zumindest als Türöffner. „Ich mache dir bei beiden eine Intro. Ich weiß nicht ob es klappt, dass du auch verkaufst, aber ein Gespräch werde ich dir organisieren“, sagt der Mitgründer der Mannheimer Socken-Marke Snocks nach Wellers Pitch. Mit ihrem eher hochpreisigen Produkt - ein Paar Vlace-Sneaker kostet 185 Euro - wäre die Gründerin bei diesen Modehändlern gut aufgehoben, glaubt die erfolgreiche YouTuberin Sally Özcan, die an diesem Abend ebenfalls in der Jury sitzt. Dort habe man eher die Käuferschicht, die bewusster einkaufe und bereit sei, für Nachhaltigkeit etwas mehr Geld auszugeben.

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Purelei-Co-Founderin und Jury-Mitglied Alisa Jahnke sagt ebenfalls Unterstützung zu: Sie bietet Weller an, bei einem Treffen auszuloten, wie sich der Onlineverkauf von Vlace noch ankurbeln lässt. Weller strahlt, bevor sie die Bühne für das nächste Start-up frei macht.

Insgesamt fünf junge Unternehmen pitchen an diesem Abend vor der Jury und dem Publikum im Palazzo - laut Moderatorin Lea Wagner fast 700 Menschen. Parallel wird die Live-Show im Internet gestreamt. Dass die sechste Ausgabe des noch recht jungen Start-up-Formats nun erstmals in Mannheim stattfindet, ist für Snocks-Chef Kliesch „ein großes Fest“. Er hat die Founders League 2022 unter anderem mit Marcus Diekmann ins Leben gerufen. „Man sieht: Mannheim ist eine Gründerstadt, und es macht mich unglaublich stolz, dass wir das hier im Palazzo machen können“, sagt Kliesch zu Beginn der Show. Das hört vermutlich auch Christian Specht gerne. Schließlich hatte sich Mannheims neuer Oberbürgermeister im Wahlkampf vom prominenten Snocks-Gründer noch deutliche Kritik an der Start-up-Politik der Stadt anhören müssen. Jetzt sitzt Specht als Ehrengast in der ersten Reihe der Founders-League-Show, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Bettina Schenk und eingerahmt von Palazzo-Chef Rolf Balschbach und dessen Sohn Tommy Balschbach.

Prominente Gründer aus der Region

Bevor der Livestream startet und während im Palazzo noch die Stimmung beim Publikum angeheizt wird, darf der Oberbürgermeister im Saal kurz die Werbetrommel für den Start-up-Standort Mannheim rühren: Was dabei das Geheimnis der Stadt sei, wird er gefragt. „Wir sind eine offene, tolerante Stadt. Wir fragen nicht, wo du herkommst, sondern wo du hinwillst“, sagt Specht und verweist unter anderem auf 340 Start-ups und acht Gründungszentren, mit denen Mannheim aufwarten könne.

Während die Stadt und die Region in der Jury an diesem Abend prominent vertreten sind - Kliesch und Jahnke haben mit Snocks und Purelei jeweils erfolgreiche E-Commerce-Unternehmen in Mannheim, YouTube-Star Sally Özcan kommt aus Waghäusel -, ist Vlace das einzige Mannheimer Start-up, das im Palazzo pitcht. Die übrigen Gründerinnen und Gründer auf der Bühne kommen aus anderen Teilen der Republik. So wie Markus Cremer und Stefan Kling, die das Berliner Start-up SongPush gegründet haben.

Kern ihres jungen Unternehmens ist eine App, die die beiden Welten Musik und Social Media verbinden soll. Ausgangspunkt sei, dass gerade die jüngeren Generationen neue Musik vor allem in sozialen Medien entdeckten, erklären die Songpush-Gründer im Pitch. Künstlerinnen und Künstler stünden damit vor der Herausforderung, wie sie ihre Zielgruppen dort am besten erreichen und auf ihre Musik aufmerksam machen können. Die im März gelaunchte App soll darauf eine Antwort geben und Musikschaffenden helfen, ihre Werke über Influencer zu vermarkten.

Nachdem Cremer und Kling in einer ersten Runde bei Investoren nach eigenen Worten bereits einen „mittelhohen sechsstelligen Betrag“ eingesammelt haben, suchen sie weitere Partner, unter anderem für die Internationalisierung ihres Geschäfts. Die Idee überzeugt nicht nur unter anderem Jury-Mitglied Kliesch sondern auch das Publikum: Bei der Abstimmung über das überzeugendste Start-up erhält SongPush am Ende von den Zuschauerinnen und Zuschauern die meisten Stimmen - und damit auch das Preisgeld der aktuellen Show von 10 000 Euro.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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