Pharma

Roche hat gute Rezepte - nicht nur für Mannheim

Der Schweizer Konzern Roche plant, mehr Mitarbeiter einzustellen und hohe Investitionen in Deutschland zu tätigen. Das sagte Thomas Schinecker, Chef der Roche-Gruppe weltweit, vor Journalisten in Mannheim

Von 
Dieter Keller
Lesedauer: 
Wichtiger Standort: Von den 18 200 Roche-Mitarbeitern in der Bundesrepublik arbeiten alleine rund 9000 in Mannheim. © Firmenbild

Mannheim. Der Schweizer Pharmakonzern Roche will seine Aktivitäten in Deutschland ausbauen. „Ich gehe davon aus, dass die Mitarbeiterzahl weiter steigt“, sagte Thomas Schinecker, Chef der Roche-Gruppe weltweit, vor Journalisten in Mannheim. Deutschland sei ein „extrem wichtiger Standort“. In den nächsten drei Jahren sind hier Investitionen von einer Milliarde Euro fest beschlossen. „Wir investieren in Deutschland mehr, als wir verdienen.“ Von den 18 200 Mitarbeitern in der Bundesrepublik arbeiten alleine rund 9000 in Mannheim.

Beim Umsatzwachstum kann das Deutschland-Geschäft allerdings mit der weltweiten Entwicklung nicht ganz mithalten. Das sei normal für einen „sehr reifen Markt“, so Schinecker. Hagen Pfundner, Chef der Roche Deutschland Holding, rechnet in diesem Jahr mit leichtem Wachstum. Näher wollte er dies nicht beziffern. Weltweit hat der Konzern spätestens im zweiten Quartal 2024 die Delle nach Corona überwunden. Von April bis Juni stieg der Umsatz um neun Prozent. Im ersten Halbjahr setzte er mit 29,8 Milliarden Franken (31,7 Milliarden Euro) insgesamt fünf Prozent mehr um. Der Gewinn sei doppelt so stark gewachsen, so Schinecker. Für das ganze Jahr rechnet er weiter mit kräftigem Wachstum, und 2025 soll sich dies fortsetzen.

Für die nächsten Jahre bis 2030 sieht der Konzernchef Roche gut aufgestellt. Im Geschäftsfeld Diagnostik kämen wichtige neue Produkte, die für mittleres bis hohes Wachstum sorgten. Im noch umsatzstärkeren Pharmabereich seien vielversprechende neue Medikamente in der Pipeline. So rechnet er in naher Zukunft mit der Zulassung eines neuen Mittels gegen Brustkrebs in den USA und wenig später in Europa. Neben Krebsmedikamenten hat sich Roche stark auf Herz-Kreislauf- sowie neurologische Erkrankungen konzentriert.

Schinecker ist jetzt seit 18 Monaten im Amt. Die Zeit seither hat er genutzt, um die Strategie zu überarbeiten und den Konzern effektiver aufzustellen. So seien im Bereich Diagnostics durch eine bessere Organisation etwa des Qualitätsmanagements 500 Millionen Franken Freiraum für mehr Forschung eröffnet worden. Er sei bereits „extrem produktiv“. Das strebt er auch für die Pharmaaktivitäten an. Hier wurden weniger aussichtsreiche Projekte gestoppt, um andere beschleunigen zu können. Bis 2030 sollten 20 grundlegend neue Medikamente auf den Markt kommen. Da die Entwicklung bis zur Markteinführung im Schnitt 13 Jahre dauert, lässt sich das gut überschauen.

Deutschland zweitwichtigster Standort nach den USA

Gemessen an der Zahl der Mitarbeiter ist Deutschland der zweitwichtigste Standort nach den USA (26 000), aber noch vor der Schweiz (17 000). Schinecker reagiert besonders sensibel auf die Themen Fremdenfeindlichkeit und Diversität - und blickt dabei als erstes auf die Schweiz. Im Heimatland von Roche gibt es Bestrebungen, den Zuzug von Ausländern auch aus der EU zu begrenzen. Jede Ausgrenzung widerspreche den Prinzipien des Konzerns, machte er klar. „Wenn wir in der Schweiz nicht die nötigen Mitarbeiter einstellen können, müssen wir ins Ausland gehen.“ Roche habe Mitarbeiter aus 100 Ländern. Er sei besorgt, dass viele Länder auf Protektionismus setzten und nicht auf Innovationen.

Mehr zum Thema

Gründungen

Wie attraktiv ist der Start-up-Standort Mannheim, Herr Brümmer?

Veröffentlicht
Von
Tatjana Junker
Mehr erfahren
Forschungslabore

Wie Roche in Mannheim Chemie spielerisch näherbringen will

Veröffentlicht
Von
Christian Schall
Mehr erfahren
Photovoltaik

Roche baut am Standort Mannheim eine der europaweit größten Photovoltaik-Anlagen

Veröffentlicht
Von
pm/sr
Mehr erfahren

In Deutschland haben sich die Rahmenbedingungen für den Pharmabereich verbessert, stellen er und Pfundner zufrieden fest. „Die deutsche Politik hat realisiert, dass die Gesundheitsbranche besonders wichtig ist“, so Schinecker, und das ohne Subventionen. Dieser Sinneswandel sei wichtig gewesen, um hier mehr zu investieren. Erstmals seit vielen Jahren finde man Gehör im Bundeswirtschaftsministerium. Von ihm seien die Impulse für den Dialog mit Forschungs-, Finanz- und Gesundheitsministerium ausgegangen, eine Strategie zu erarbeiten. Ein erster Erfolg sei, dass die Zulassungsverfahren für klinische Tests deutlich beschleunigt wurden, von 180 auf unter 30 Tage.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen