Mannheim/Frankfurt. Wenn die Riedbahn am 15. Dezember nach genau fünf Monaten Generalsanierung wieder in Betrieb geht, wird auf der rund 70 Kilometer langen Strecke zwischen Mannheim und Frankfurt nichts mehr so sein wie momentan. 117 Gleiskilometer, 152 Weichen oder 140 Kilometer Oberleitung werden erneuert, dazu 16 Kilometer neue Lärmschutzwände gebaut und 20 Bahnhöfe modernisiert - und das sind nur einige Zahlen eines Mammutprogramms.
Was das Projekt so einmalig macht, ist das nötige Tempo, sagt Sven Schäfer, der gemeinsam mit Manuela Benz (Bilder) Projektleiter im südlichen Riedbahn-Abschnitt von Biblis/Bobstadt bis Mannheim ist. „Wir hatten einen kurzen Vorlauf für die Planungen, und auch die Phase der Umsetzung ist für die Menge an Aufgaben extrem kurz. Doch das macht es auch spannend.“
Die Zeit zwischen der Generalprobe - einer gut dreiwöchigen Streckensperrung für erste Bauarbeiten im Januar - und der Generalsanierung hat das Planungsteam für Ergründungen und Vorbereitungen genutzt, die ohne großen Eingriff in den Betrieb möglich sind. Beispielsweise wurden Kabel für das neue Elektronische Stellwerk verlegt, das nach der Sanierung in Betrieb gehen soll. Auch Arbeiten an Lärmschutzwänden, die von außerhalb der Gleise möglich sind, wurden erledigt. „Viel mehr war nicht möglich, weil wir sonst den Bahnbetrieb beeinflusst hätten.“ Dieser muss bis Montag gewährleistet sein, weil die Bahn Mobilitätspartner der Fußball-EM ist und viele Fans, Mannschaften und Funktionäre transportiert.
„Vor allem aber haben wir die Arbeiten geplant, damit wir am 15. Juli voll durchstarten können“, so Schäfer. Er rechnet damit, dass es rund einen Tag dauert, bis alles eingerichtet ist. „Wir müssen die Oberleitung ausschalten und Teile zurückbauen, damit die Firmen dort sicher arbeiten können.“ Es ist geplant, dass die Firmen am 16. Juli ins Baufeld gehen. Beauftragt sind zwei große Generalunternehmer, einer im südlichen, einer im nördlichen Streckenabschnitt.
Die Bahn gibt ein Logistikkonzept vor, den Bauablauf organisieren die Firmen. „Die Logistik ist ein ganz spezieller Punkt“, erklärt Manuela Benz, „darüber haben wir uns sehr viele Gedanken gemacht“. In Mannheim sei der Rangierbahnhof ein großer Logistikstandort. Dort werde der größte Teil des Schotter- und Schwellenumschlags erfolgen.
Außerdem liegen an der Strecke zwei Umschlagplätze für Material. Die Auswahl der Flächen sei mit dem Regierungspräsidium abgestimmt und so getroffen worden, dass Anwohner möglichst vor Lärm und Staub geschützt werden. Der Bau werde außerdem von einem Immissionsschutzbeauftragten begleitet, „der aufpasst, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten werden, es nicht zu laut wird und falls doch, dagegensteuert“, so Schäfer.
Hohe Temperaturen könnten Schweißarbeiten verzögern
Auch für das Wetter muss das Team Vorkehrungen treffen, insbesondere für die Schweißarbeiten, bei denen die Schienen nicht heißer als 20 bis 26 Grad sein dürfen. „Die Alternative ist, mit den Arbeiten in die Nacht auszuweichen“, so Schäfer, der dennoch gelassen ist: „Da wir bis Oktober/November arbeiten, wird sich ein Zeitraum finden, in dem man die Arbeiten ausführen kann.“
In der Vollsperrung sieht Schäfer einen klaren Vorteil gegenüber den bisherigen Sanierungsarbeiten bei laufendem Betrieb: „Auf dieser Strecke bekommen wir nachts vielleicht vier bis fünf Stunden Sperrzeit. Bis man mit den Maschinen am Einsatzort ist, ist schon wieder ein Drittel der Zeit vergangen. Mit der Vollsperrung ist das wesentlich einfacher.“
Anspruchsvoll bei diesem Großprojekt seien die Logistik mit vielen beteiligten Firmen und - wenn es zu einem späteren Zeitpunkt an die Bauabnahme geht - dass die Gewerke miteinander harmonierten: „Die Schnittstellen zu allen betroffenen Gewerken und die Masse, die in der kurzen Zeit umgesetzt wird, ist schon sehr besonders.“
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Generalsanierung der Riedbahn Mannheim-Frankfurt startet - und das ganze Land schaut zu