Es ist ein Mammutprogramm, das sich die Deutsche Bahn für die nächsten fünf Monate auf der Riedbahn vorgenommen hat. Auf 70 Kilometern lässt sie die komplette Schieneninfrastruktur und -technik austauschen. Anders als bisher in mehreren Abschnitten bei laufendem Betrieb wird die Bahnstrecke voll gesperrt, so dass keine Züge fahren können.
Die Begründung für diese Herangehensweise ist nachvollziehbar: Das Pensum lässt sich besser bewältigen, wenn die Bautrupps nicht jedes Mal neu an- und abrücken müssen. So sollen die Einschränkungen für die Fahrgäste insgesamt geringer sein. Doch wer als Schüler, Studentin oder Pendler auf die Züge angewiesen ist, wird das sicher anders sehen. Selbst mit Langzeiturlaub und viel Homeoffice wird man sich den Behinderungen nicht entziehen können.
Bahn-Vielfahrer wird angesichts vieler täglicher Verspätungen und Zugausfälle die Riedbahn-Sperrung nicht mehr erschüttern. Trotzdem brauchen alle Bahnfahrer ein starkes Nervenkostüm. Denn die Auswirkungen treffen auch die parallel verlaufenden Strecken linksrheinisch und an der Bergstraße. Züge in den Norden, nach Berlin, ins Rheinland oder Ruhrgebiet sind ebenfalls von Umleitungen und Verspätungen betroffen.
Es gibt wenig Anlass zur Hoffnung auf Besserung
Wenn die Generalsanierung Mitte Dezember - hoffentlich - erfolgreich beendet ist, wird trotzdem keine Normalität einkehren. Zwar sind die Störungen auf der Riedbahn enorm und verzögern bundesweit den Verkehr. Gemessen an 39 000 Kilometern Gesamtnetz werden 70 renovierte Kilometer die Lage nicht wesentlich verbessern. Das marode Netz ist die Hauptursache, warum die Bahn zurzeit so unpünktlich ist wie lange nicht mehr.
Deshalb plant die Bahn weitere Generalsanierungen, die nächste in der Region 2027 zwischen Heidelberg und Frankfurt. Dann ist wieder mit Einschränkungen auf Parallelstrecken zu rechnen. Der Ersatzverkehr wird deshalb zum Dauerzustand mit kurzen Verschnaufpausen.
Die Bahn steht mit dem Vorhaben unter enormem Druck. Funktioniert der Ersatzverkehr, verlaufen die Arbeiten und folgenden Tests wie geplant, klappt die Umstellung auf das digitale Stellwerk? Die Riedbahn ist das Pilotprojekt und soll als Blaupause für etwa 40 weitere Generalsanierungen dienen, Erfahrungswerte fehlen. Ein Effekt, der sich daraus ergibt: Die ganze Republik schaut darauf, was in den nächsten 152 Tagen zwischen Mannheim und Frankfurt passiert.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Generalsanierung der Riedbahn Mannheim-Frankfurt startet - und das ganze Land schaut zu
Es ist ein Mammutprogramm, das sich die Deutsche Bahn für die nächsten fünf Monate auf der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt vorgenommen hat. Mit dem Pilotprojekt steht sie enorm unter Druck, meint Christian Schall