Rhein-Neckar. Um die geplante Bahn-Neubaustrecke Mannheim-Frankfurt ist es in den vergangenen Monaten ruhig geworden. Die volle Aufmerksamkeit der Deutschen Bahn (DB) und der Öffentlichkeit galt zuletzt vor allem der Riedbahn, die als erste Bahnstrecke in Deutschland im Sommer fünf Monate lang generalsaniert werden soll. Die Baustelle wird große Einschränkungen für Bahnreisende bedeuten. Wie groß, das hat eine Generalprobe mit rund vierwöchiger Sperrung im Januar gezeigt.
Abkehr der Bahn von ursprünglichen Plänen
Die erste Neuigkeit zur Neubaustrecke seit langem, mit der am Montag als erstes der Kreis Bergstraße an die Öffentlichkeit gegangen ist, hat es jedoch in sich. Denn nach Angaben des Landratsamts kehrt die Bahn auf dem Streckenabschnitt zwischen Lorsch/Einhausen und Mannheim-Blumenau von ihrer ursprünglichen Planung ab. Demnach habe die Bahn am Montag beim Beteiligungsforum – eine Runde aus Politik, Behörden, Verbänden und Initiativen, die die Planungen begleitet – bekanntgegeben, die Trasse im südlichen Teil des Kreises Bergstraße nun doch in einem bergmännischen Tunnel verlaufen zu lassen. Dafür hatten sich Akteure und Initiativen aus der Region, unter anderem die Lampertheimer Bürgerinitiative „Lebensraum vor ICE-Trasse“ (BILA), seit Jahren eingesetzt.
Als die Bahn Ende 2019 zunächst eine Vorzugstrasse für den südlichen Abschnitt der geplanten Neubaustrecke und ein Jahr später dann den gesamten Streckenverlauf von Frankfurt nach Mannheim präsentierte, sollten die Gleise zwischen Lorsch/Einhausen und Mannheim bereits weitgehend in Tunneln verlaufen, einzelne Abschnitte durch den Lampertheimer Wald aber auch in Trögen oder überirdisch. Allerdings – und das war der entscheidende Kritikpunkt – plante die Bahn, die Tunnel in offener Bauweise zu erstellen. Dafür hätten schwere Baufahrzeuge sich den Weg in den Wald bahnen müssen, es wäre eine breite Schneise entstanden; Kritiker wie die BILA befürchteten massive Eingriffe in Wald und Natur sowie Vernichtung von Lebensräumen.
IHK für Klarheit bei Finanzierung
Nach den am Montag bekanntgewordenen Plänen soll der Tunnel nun nach dem bergmännischen Verfahren mit Tunnelbohrgeräten gebaut werden. Er soll nördlich des Siedlungsgebietes von Einhausen starten, die Weschnitz unterirdisch queren, nordwestlich an Lampertheim-Neuschloß vorbeiführen und bei Mannheim-Blumenau enden.
„Dies ist ein ausgezeichneter Tag für die Region“, sagte Christian Engelhardt (CDU), Landrat des Kreises Bergstraße. Mit der nun vorgelegten Planung und dem Tunnelbau sei eine der grundlegendsten Forderungen, „die wir hierzu über Jahre vehement gegenüber der Bahn vorgebracht haben“, erreicht worden. Die Deutsche Bahn veröffentlichte am Montag keine Informationen zu den Planänderungen.
Nachdem die Bahn kürzlich angekündigt hatte, sich zunächst auf die Instandhaltung des Bestandsnetzes konzentrieren zu wollen, wertet die IHK Rhein-Neckar es „als positives Signal, dass die Deutsche Bahn die Planungen für die Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim unverändert fortführt“. Allerdings ist es nicht unüblich, Projekte zunächst weit zu planen und erst zu einem späteren Zeitpunkt die Finanzierung zu klären.
Daher warnte IHK-Verkehrsexpertin Dagmar Bross-Geis, dass die Planungen zwar weitergingen, die Umsetzung der Neubaumaßnahme aber noch nicht garantiert sei: „Wir brauchen rasch Sicherheit durch eine neue Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund und Deutscher Bahn.“
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