Bergstraße. Die geplante Bahn-Neubaustrecke Mannheim-Frankfurt kommt – aber wohl später als geplant. Davon geht Ulrich Guldner von der Bürgerinitiative Lampertheim – Lebensraum vor ICE-Trasse! (BILA) aus. „Spekulationen, die Bahn könnte das seit Jahren geplante Projekt auf Eis legen, teile ich nicht“, sagt er. Entsprechende Gedankenspiele hatten die Runde gemacht, nachdem das Bundesverfassungsgericht im November den zweiten Nachtragshaushalt 2021 für verfassungswidrig und nichtig erklärt hatte. Weil im betroffenen Klimafonds Milliardenbeträge für die Finanzierung künftiger Bahnprojekte vorgesehen waren und nun fehlen, so die Spekulationen, könnte die Neubaustrecke dem Sparzwang geopfert werden.
Wie berichtet, hatte die Deutsche Bahn (DB) solche Gedankenspiele zwar zurückgewiesen. Das DB-Infrastrukturunternehmen gab aber die allgemein gehaltene Losung aus, bestimmte Projekte könnten bis zur Klärung der Finanzierung zeitlich gestreckt werden. Daher, so Guldners Schlussfolgerung, könnte es womöglich bis weit in die 2030er Jahre dauern, bis die Trasse gebaut ist. In früheren Planungen war der Baustart für Mitte der 2020er Jahre vorgesehen.
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Doch allein der Planfeststellungsbeschluss für den Trassenabschnitt zwischen Lorsch und Mannheim dürfte erst Ende des Jahrzehnts kommen, gibt der Mann von der BILA zu bedenken. Erst dann könne die Bahn entsprechende Ausschreibungen auf den Weg bringen. „Man darf davon ausgehen, dass sich die Frage der Finanzierung für eine Bundesregierung stellen wird, die erst in einer oder zwei Legislaturperioden im Amt ist“, sagt Guldner.
Dass die Strecke kommt, daran gebe es aber keine Zweifel. Damit bleibe auch die Frage aktuell, wie das Teilstück zwischen Lorsch und Mannheim einmal aussehen wird.
Welche Variante kommt?
Für die Lampertheimer steht die Frage im Vordergrund, auf welchem Weg die geplante Schnellbahnstrecke dann durch Lampertheims Gemarkung führen soll. Bisheriger Stand ist es, dass die Bahn einen Tunnel durch den Wald bauen will. War dieser bisher in einer „offenen Bauweise“ geplant, wird mittlerweile auch eine andere Variante diskutiert, nämlich ein Tunnel nach „bergmännischer Bauweise“ – also tief unter der Erde. Früher schon hatten Guldner und seine Mitstreiter von BILA diese Variante ins Spiel gebracht und argumentiert, ein Tunnel in offener Bauweise schade dem Ökosystem Wald.
In dem Fall würde ein 22 Meter breiter und 18 Meter tiefer Graben ausgehoben, in den die Tunnelröhren einbetoniert und dann mit Erde überworfen werden. Die bergmännische Variante hat aus Sicht der Bürgerinitiative den Vorteil, dass die Schnellzüge etwa 30 Meter unter der Erde fahren und die Natur weniger belasten würden. Bei einer Sitzung des Beteiligungsforums 2022 hatte die Bahn signalisiert, dass sie sich auf die Diskussion über verschiedene Varianten des Tunnelbaus einlässt. Folglich hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr Baugrunduntersuchungen zwischen Lorsch und Mannheim-Waldhof in Auftrag gegeben, die auch beide Tunnelvarianten für Lampertheim in Betracht ziehen sollten. Was die Untersuchungen ergeben haben, soll bei einer weiteren Auflage des Beteiligungsforums am 4. März mitgeteilt werden, wie die Bahn auf Anfrage mitteilt. Eine Vorentscheidung erwartet Guldner bei dem nicht-öffentlichen Treffen nicht: „Die Bahn muss zunächst die Kosten der verschiedenen Varianten berechnen.“
Während es der BILA um die Frage geht, wie sich ein massiver Eingriff in das System Wald vermeiden lässt, blickt die Bahn naturgemäß auf Kosten. Dass ein Tunnel in bergmännischer Bauweise wesentlich mehr kosten würde als die ursprünglich geplante Variante, so das bisherige Argument, hält Guldner nicht für ausgemacht. „Ich halte es daher für realistisch, dass sich die Bahn am Ende für die bergmännische Bauweise entscheidet.“
Auch Lampertheims Bürgermeister Gottlieb Störmer hält ein Umdenken für möglich: „Auch wenn die aktuelle finanzielle Situation im Bund nicht besonders rosig aussieht, bin ich davon überzeugt, dass die Entscheider erkennen werden, dass der bergmännische Tunnel in einem solchen Jahrhundertprojekt die bessere Lösung für die Menschen in der Region sein wird.“ Das hätte den Vorteil, dass der direkte Weg von Lorsch in Richtung Riedbahn, wo sich die ICE-Strecke einfädeln soll, gewählt werden könnte, wie er bei früherer Gelegenheit sagte. Dann nämlich würde es Sinn machen, den Tunnel nicht mit einer Verschwenkung unter dem Wald zu bauen, sondern direkt zwischen Lorsch und der Riedbahn. Das wiederum könne dazu führen, dass die Trasse den Stadtteil Neuschloß nicht an der Ostseite passieren würde, sondern westlich.
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