Südwestmetall

Metallindustrie: Arbeitgeber warnen vor steigenden Kosten

Im Herbst steht in der Metall- und Elektroindustrie die nächste Tarifrunde an, viele Beschäftigte hoffen auf mehr Geld. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall in Baden-Württemberg warnt unterdessen vor drastischen Folgen.

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Tatjana Junker
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Noch liegen die Trillerpfeifen der IG Metall in der Kiste. Mit Blick auf die Tarifrunde im Herbst laufen sich die Parteien verbal aber langsam warm. © dpa

Mannheim/Stuttgart. Wenige Monate vor dem Start der Tarifrunde bringen sich Arbeitgeber und Gewerkschaft in der Metall- und Elektroindustrie in Stellung: Nachdem die IG Metall am Wochenende verkündet hat, dass die Beschäftigten in den Betrieben „spürbar mehr Geld“ erwarteten, treten die Arbeitgeber aufs Bremspedal.

Jede weitere Erhöhung der Arbeitskosten erschwere es „den Betrieben noch mehr, hier am Standort ihre Zukunft zu gestalten“, warnte Harald Marquardt, stellvertretender Vorsitzender des baden-württembergischen Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Montag in Stuttgart. Marquardt wird die Arbeitgeber der Metall- und Elektrobranche im Herbst als Verhandlungsführer in der Tarifrunde vertreten. Südwestmetall stellte am Montag eine Umfrage vor, die der Verband unter seinen Mitgliedsbetrieben durchgeführt hat. Das Ergebnis fällt düster aus: „Viele unserer Firmen sind in einer äußerst schwierigen Lage“, bilanzierte Marquardt.

Arbeitgeberverband warnt vor Verlagerungen ins Ausland

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Simon Retzbach
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Er verwies auf eine Befragung des ifo-Instituts von September 2023: Demnach hatten 15 Prozent der M+E-Unternehmen angegeben, dass sie für 2023 einen Verlust erwarteten. Weitere 23 Prozent rechneten mit einer Nettoumsatzrendite von weniger als zwei Prozent. Die Branche habe in Baden-Württemberg außerdem mit einer schlechteren Auftragslage zu kämpfen: Der Ordereingang sank im Frühjahr 2024 um rund 8 Prozent gegenüber dem Frühjahr 2023. Zu den Faktoren, die die M+E-Unternehmen belasten, gehören laut der Südwestmetall-Umfrage Bürokratie und hohe Preise für Energie, Rohstoffe und Material. „Aber am häufigsten nennen die Firmen die hohen Arbeitskosten als besonders belastend für ihre Geschäftsentwicklung“, mahnte Marquardt.

Die IG Metall sieht durchaus Spielraum für höhere Löhne

Der stellvertretende Verbandschef warnte davor, dass Deutschland für die Betriebe an Attraktivität verliere: „Uns bereitet vor allem Sorge, dass in den nächsten fünf Jahren fast jedes zweite Unternehmen seine Investitionen noch mehr in Richtung Ausland verschieben will“. Knapp 80 Prozent der Unternehmen, die bereits im Ausland produzierten, bezeichneten ihre ausländischen Standorte als rentabler, knapp die Hälfte sagt sogar „deutlich rentabler“. „Reine Appelle an unsere Unternehmen, mehr in Deutschland zu investieren, reichen da nicht mehr aus“, so Marquardt: „Wir haben ein Kostenthema, vor dem wir nicht die Augen verschließen können.“

Für die Beschäftigten der Branche hatte die Gewerkschaft IG Metall am Wochenende unterdessen die Erwartung formuliert, dass die Gehälter mit Blick auf anhaltend hohe Preise deutlich steigen. Bei einer Umfrage unter den Beschäftigten hätten 72 Prozent dauerhaft gestiegene Kosten und den Wunsch nach einer höheren Kaufkraft angegeben. Gleichzeitig bewerteten viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die wirtschaftliche Lage ihrer Betriebe als zufriedenstellend bis sehr gut. IG-Metall-Tarif-Vorständin Nadine Boguslawski sagte dazu: „Die wirtschaftliche Situation der Betriebe nehmen die Beschäftigten insgesamt deutlich positiver wahr, als es das aktuelle Wehklagen der Arbeitgeberverbände vermuten lässt. Es gibt etwas zu verteilen.“ (mit dpa)

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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