Mannheim. Der Mannheimer „Benz“ entwickelt sich einen weiteren Schritt weg vom klassischen Motorenwerk in Richtung E-Mobilität. Denn das Battery Technology Center - ein neues Zentrum für Batterietechnologie - ist nun offiziell eröffnet. Rund 100 Menschen arbeiten dort, ein Großteil davon sind weiterqualifizierte Beschäftigte. Daimler Truck investiert 130 Millionen Euro. In dem Center werden Prototypen für Batteriezellen entwickelt, die in Nutzfahrzeugen zum Einsatz kommen. Die Pläne gehen sogar noch darüber hinaus.
Daimler Truck will bei Batterietechnologie künftig selbst mitmischen - und eine eigene Kompetenz aufbauen. „Wir haben entschieden, die Montage der zukünftigen Batteriegeneration selbst zu übernehmen und somit wichtige Wertschöpfung im eigenen Haus zu behalten“, erklärt Andreas Gorbach, Vorstandsmitglied von Daimler Truck und verantwortlich für Technologie, bei der Feierstunde. „In und für Europa werden wir das im Mercedes-Benz-Werk Mannheim tun und stärken damit weiter das Zukunftsbild des Standorts.“
Bislang kauft Daimler Truck Batteriezellen noch zu
Das Battery Technology Center verbindet die Entwicklung mit der Produktion. Experten bauen hier Wissen rund um Batterien und deren Produktionsprozesse auf. Dazu werden im neuen Center, das zum Richtfest im vergangenen Jahr noch InnoLab Battery hieß, zwei Bereiche geschaffen: der Bereich „Zelle“ und die Pilotlinie für die Batteriepaket-Fertigung.
Im Bereich „Zelle“ werden pilothaft Zellen hergestellt, sie gelten als das Herz einer Batterie. Von ihnen hängt die Leistungsfähigkeit ab. Bislang kauft Daimler Truck Batteriezellen noch zu, das soll sich künftig ändern.
Aus Zellen werden Batteriemodule, die nächstgrößere Einheit innerhalb einer Batterie, gefertigt, bevor im Anschluss daran aus diesen Modulen Batteriepakete hergestellt werden. Der Clou: In wenigen Jahren sollen die Erkenntnisse aus dieser Linie am Standort Mannheim in die Serienfertigung gehen - zum Start der nächsten Lithium-Ionen-Batteriegeneration.
Branchenexperte Dudenhöffer: Tolle Sache für Mannheim
Auch für Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer ist das Battery Technology Center eine große Chance für Daimler Truck, um Batteriezellen besser zu verstehen und sich auf die Elektromobilität auszurichten. Daimler Truck ist seines Wissens nach der einzige Nutzfahrzeughersteller, der selbst solche Forschungen betreibt. „Das ist eine tolle Sache für Mannheim“, sagt Dudenhöffer dieser Redaktion.
Daimler Truck will zwischen den Standorten Mannheim, Gaggenau und Kassel einen Produktions- und Technologieverbund für Antriebskomponenten und Batteriesysteme aufbauen. Das bedeutet: Die Standorte sollen sich nicht mehr hauptsächlich auf Verbrennertechnologien konzentrieren. Denn die Branche befindet sich in einem Wandel hin zu CO2-neutralen Lkw. So fokussiert sich Mannheim künftig auf Batterietechnologien und Hochvoltsysteme.
Die Arbeitnehmervertretung steht hinter dem eingeschlagenen Kurs. „Das Battery Technology Center ist ein wichtiger strategischer Teil der Transformation unseres traditionsreichen Motorenstandorts in Richtung emissionsfreier Antriebe“, sagt Bruno Buschbacher, Betriebsratsvorsitzender am Standort Mannheim. Man werde einerseits noch lange Motoren bauen, gleichzeitig schaffe man mit dem Center jedoch die Grundlage für die spätere Serienproduktion von Batteriesystemen. „Damit sichern wir Arbeitsplätze und den Standort insgesamt ab.“ Für die „sozialverträgliche Gestaltung dieses Zukunftsbildes“ will er sich auch weiter einsetzen. Denn aus Buschbachers Sicht ist das kein Selbstläufer.
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Das Bestandsgebäude mit der Nummer 18 aus dem Jahr 1952, indem sich das Battery Technology Center befindet, erstreckt sich über eine Fläche von 7500 Quadratmetern. Es wurde innerhalb von rund 15 Monaten komplett entkernt sowie generalsaniert. Bis 2020 war in Halle 18 die Zerspanung für Zylinderkurbelgehäuse und Schwungräder angesiedelt. Darüber hinaus entstand ein neuer Anbau auf weiteren rund 3500 Quadratmetern Fläche, der aus 600 Beton-Fertigteilen errichtet wurde.
Über 60 neue Anlagen werden aufgebaut, an denen die Beschäftigten tüfteln. Neben einer Dachbegrünung befinden sich Photovoltaikanlagen auf dem Neubau, deren Versorgung etwa 50 Einfamilienhäusern entspricht.
Wörth produziert eActros 600 bald in Serie
Daimler Truck hatte kürzlich erst mitgeteilt, zusammen mit Partnern den Bau einer Batteriezellenfabrik im US-Bundesstaat Mississippi begonnen zu haben. Ab 2027 ist eine jährliche Produktionskapazität von 21 Gigawattstunden geplant. Rechnerisch reicht das für 35 000 Elektro-Lkw mit je 600 Kilowattstunden Batteriekapazität.
Bei Daimler Truck ist der Wandel zum E-Motor im vollen Gange. Der Lastwagen eActros 600 soll Ende 2024 im Werk Wörth (Pfalz) in Serienproduktion gehen. Der Lkw schafft demnach 500 Kilometer ohne Zwischenladen. Im April konnte Daimler Truck einen Erfolg beim Schnellladen von E-Lkws vermelden. Außerdem engagiert sich das Unternehmen beim Ausbau von Ladesäulen. (mit dpa)
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