Mannheim/Frankfurt. Bergstraße. Am Montag sollen die Vorarbeiten für die Generalsanierung der Riedbahn abgeschlossen sein. Ab Mittwoch sollen auf der Bahnstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt wieder regulär die Züge rollen. Kaum zwei Wochen später, am 2. Februar, startet bereits die nächste riesige Infrastrukturmaßnahme der Deutschen Bahn, die Fahrgäste in der Metropolregion erheblich beeinflussen wird: Bis 26. Februar wird die Main-Neckar-Bahn auf einer Strecke von 92 Kilometern großflächig saniert. Die Bahn bündelt eine Vielzahl von Instandhaltungsmaßnahmen, um das parallel verlaufende Netz für den Ausweichverkehr während des Riedbahn-Projekts von Juli bis Dezember fit zu machen. Fahrgäste müssen mit Zugausfällen rechnen und teilweise auf Ersatzbusse umsteigen.
Längere Fahrzeiten
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Die Strecke zwischen Frankfurt und Darmstadt ist dann nur noch eingleisig befahrbar, der Nahverkehr soll mit einem angepassten Fahrplan für ausreichend Mobilität sorgen. Auf dem gesperrtem Streckenteil Darmstadt – Heidelberg werden statt Regional- und S-Bahnen insgesamt 87 Busse im Einsatz sein. Durch die Umleitungen im Fernverkehr müssen Passagiere mit einer mindestens 15 Minuten längerer Fahrzeit rechnen. Reisende auf der Strecke Frankfurt – Heidelberg müssen drei Wochen lang auf den alternativen ÖPNV zurückgreifen, während die Bahn an Gleisen, Weichen und Oberleitungen arbeitet.
Im Abschnitt Darmstadt-Heidelberg sei eine eingleisige Lösung aufgrund des intensiven Baupensums, das eine Streckensperrung erforderlich macht, nicht möglich. Das betonte Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Hessen, bei einem Pressegespräch am Freitag. „Schuld“ ist eine erforderliche Dammsanierung nördlich des Heppenheimer Bahnhofs. Auf rund 200 Metern Länge muss der teilweise sehr sandige Untergrund stabilisiert werden. Dafür ist ein Rückbau von Oberleitungen und Sicherungstechnik erforderlich, so Tim Müller von der DB InfraGO AG, die seit Beginn des Jahres als neue Gesellschaft am Start ist. Sie ist das Ergebnis einer Fusion von DB Netz AG und der DB Station&Service AG. In der Infrastrukturgesellschaft gehe es laut Vornhusen nicht nur um wirtschaftlichen Gewinn, sondern auch um einen an Gemeinwohl orientierten Ansatz.
Ersatzverkehr: Wichtige Linien im Überblick
- Frankfurt Hauptbahnhof-Darmstadt Hauptbahnhof: Die Züge der Regionalbahnlinien RB67/68 verkehren stündlich. Im Halbstundentakt werden die Züge der S 3 der S-Bahn Rhein-Main angeboten.
- Darmstadt Hauptbahnhof-Mannheim Hauptbahnhof: Die Regionalexpress-Linie RE 60 wird durch den Bus RE 60 ersetzt. Dieser fährt stündlich und bedient alle Halte der Regionalexpress-Linie. Fahrgästen der Regionalbahn-Linie RB 67 steht ersatzweise der Bus RB 67 zur Verfügung, der stündlich alle Halte der Regionalbahn-Linie anfährt. Die Anbindung nach Schwetzingen ist mit der halbstündlichen Linie S 9 der S-Bahn Rhein-Neckar sichergestellt.
- Darmstadt Hauptbahnhof-Heidelberg Hauptbahnhof: Die Regionalbahn-Linie RB 68 verkehrt als Bus RB 68, der im Stundentakt alle Halte der Regionalbahn-Linie ansteuert. Zusätzlich fährt im Stundentakt eine Express-Buslinie RE 68, die ohne Halt Darmstadt und Heidelberg miteinander verbindet. Die Anbindung nach Wiesloch-Walldorf ist mit der halbstündlichen Linie S 3 der S-Bahn Rhein-Neckar sichergestellt.
- Mannheim Hauptbahnhof-Bensheim: Die Linie S 6 der S-Bahn Rhein-Neckar wird durch den Bus S 6 ersetzt. Dieser bedient im Stundentakt alle Halte der S 6.
- Weinheim-Fürth: Die Regionalbahn RB 69 wird in den drei Bauwochen durch Busse ersetzt.
- Fernverkehrszüge werden über die parallel zur Main-Neckar-Bahn liegende Riedbahn umgeleitet oder fallen in Teilen aus. Die Züge der zweistündlichen ICE-Linie Hamburg–Hannover–Kassel–Gießen– Frankfurt–Heidelberg–Karlsruhe beginnen oder enden vorzeitig in Frankfurt. Der Abschnitt zwischen Karlsruhe und Frankfurt entfällt komplett. Die Halte in Darmstadt, Bensheim, Weinheim, Heidelberg, Wiesloch-Walldorf, Bruchsal, Karlsruhe-Durlach und Karlsruhe entfallen.
- Die zweistündlichen EC-Züge Frankfurt–Heidelberg–Stuttgart–München– Salzburg–Klagenfurt verkehren wie folgt: Die Hälfte der Züge beginnt/endet in Heidelberg, die Halte in Frankfurt, Darmstadt, Bensheim und Weinheim können daher während der Maßnahme nicht bedient werden. Die andere Hälfte der Züge wird zwischen Frankfurt und Heidelberg umgeleitet, es kommt hier laut Bahn zu Fahrzeitverlängerungen von etwa 15 Minuten. Die Stopps in Darmstadt, Bensheim und Weinheim entfallen, dafür halten die Züge ersatzweise in Mannheim.
- Die Bauarbeiten auf der Main-Neckar-Bahn haben auch Auswirkungen auf die Verkehre von VIAS (RB 66) und FlixTrain. Passagiere sollten die Informationen zu möglichen Umleitungs- und Ersatzkonzepten beachten. tr
Zwischen Darmstadt und Heidelberg werden auf mehr als 50 Kilometern Oberleitungen erneuert, um künftig eine höhere Streckenauslastung zu ermöglichen. Auch die Ertüchtigung von Schienen und Weichen ist geplant. Dafür nimmt der Staatskonzern über 15 Millionen Euro in die Hand. Entscheidend für die konzertierte Aktion ist eine neue Herangehensweise der Bahn bezüglich der Pflege ihres Hochleistungsnetzes: Statt vieler kleiner Baustellen setzt man jetzt auf große Maßnahmen und Totalsperrungen, um mehrere Gewerke gleichzeitig angehen zu können. Das Riedbahn-Konzept macht den Auftakt, die Main-Neckar-Linie ist eine Art Prolog. Darüber hinaus werden im Februar die nötigen Baugrunderkundungen für eine geplante Generalsanierung der Strecke erfolgen, die ab 2027 vorgesehen ist.
Knapp 500 Busfahrten pro Tag ersetzen Nahverkehrszüge
Für die betroffenen Regional- und S-Bahnen richtet die DB einen Ersatzverkehr mit 87 weitgehend barrierefreien Überland- und Gelenkbussen ein. Knapp 500 Busfahrten pro Tag ersetzen Nahverkehrszüge zwischen Darmstadt und Heidelberg beziehungsweise Mannheim. Neben 35 Fahrzeugen der DB-eigenen Flotte kommen weitere 52 Fahrzeuge von externen Busunternehmen hinzu. Um Reisenden einen möglichst engen Takt anzubieten, besteht das Ersatzangebot aus mehreren Buslinien und nutz so weit wie möglich die Verbindungen zum bestehenden Regional- und S-Bahn-Verkehr sowie zu städtischen Verkehrsangeboten, so die Bahn weiter. Die Haltestellen des Ersatzverkehrs wurden mit Aufgabenträgern und Kommunen nach den örtlichen Gegebenheiten und Passagierströmen ausgewählt. Sie liegen zentral, aber nicht immer unmittelbar am Bahnhof, so Christoph Krekel (Leiter Baubetriebsmanagement).
Den Fernverkehr leitet die DB vor allem über die Riedbahn um. Da die Strecken mit den regulär rollenden Bahnen bereits stark ausgelastet sind, können jedoch nicht alle Züge fahren. Die neuen Verbindungen sind im Fahrplan hinterlegt und in den elektronischen Auskunftsmedien der DB abrufbar. Zudem würden die Haushalte entlang der Main-Neckar-Bahn per Post informiert. An der Bergstraße seien bereits alle Haushalte auf diese Weise erreicht worden, wie Benjamin Schmidt vom Bahnhofsmanagement mitteilt. Seit kurzem informieren Plakate an den Bahnhöfen über Linien und Bushaltestellen.
Bis auf Riedstadt Goddelau und Wolfskehlen können die Fahrgäste weitestgehend die gleichen Ersatzbus-Haltestellen wie bei Riedbahnsperrung nutzen. Diese fahren mindestens alle 30 Minuten, das macht in Summe knapp 500 Fahrten pro Tag. Für die Fahrt müsse allerdings je nach Tageszeit deutlich mehr Zeit als mit dem Zug eingeplant werden.
Nach Angaben von Christoph Krekel handelt es sich bei der Infrastrukturmaßnahme um die bislang größte ihrer Art auf dieser Strecke. „In dieser Dimension ist das beispiellos.“ Markus Paul von DB Regio bittet Passagiere um Nachsicht. In Einzelfällen müsse man im Bus mit einer nahezu doppelten Reisezeit wie mit der Bahn kalkulieren.
Hintergrund des Eingriffs ist die Strategie „Starke Schiene“. Mit dem Milliardenprogramm will die Deutsche Bahn ihr Netz stärken und die Fahrgastzahlen verdoppeln. Nach den Instandhaltungs- und Inspektionsmaßnahmen soll die Main-Neckar-Bahn insgesamt robuster sein, so dass Züge bereits während der Generalsanierung der benachbarten Riedbahn verlässlich über die Gleise rollen können.
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