Heidelberg. Kleinen und mittleren Unternehmen eine Alternative zur eigenen Kantine bieten - das ist das Geschäftsmodell des Start-ups Freshtaste aus Leimen. Gegründet im Jahr 2019, ist es bisher vor allem im Raum Heidelberg, Mannheim und an der Bergstraße aktiv. Jetzt will das junge Unternehmen den Radius erweitern und nimmt verstärkt die Regionen Stuttgart und Frankfurt ins Visier. Möglich wird das auch durch die Hilfe eines neuen Investors.
„In Stuttgart und Frankfurt sind wir inzwischen mit ersten Kunden gestartet. Insgesamt heben wir jetzt alles auf das nächste Level“, sagt Freshtaste-Mitgeschäftsführer Christopher Bär. Logistik und Liefergebiet würden dafür erweitert, in Leimen entstehe durch ein neues Zentrallager auch mehr Platz für die Produktion. Die Gerichte für die Kunden würden weiter in der Großküche in Heidelberg gekocht. Von dort aus werden sie laut Bär zwei Mal in der Woche mit einer eigenen Lieferflotte an die Kundenbetriebe in der Region ausgeliefert.
Mit der App an den Kühlschrank
Bei den Kunden sind spezielle Kühlschränke von Freshtaste aufgestellt, die mit dem Essen befüllt werden. Die sogenannten „Smart Fridges“ sind so ausgestattet, dass sie die Beschäftigten des Kundenunternehmens via App öffnen und sich Gerichte entnehmen können. Die Bezahlung ist ebenfalls über die App möglich. Für kleinere Betriebe, die zum Beispiel nur 30 oder 40 Beschäftigte haben, gibt es ein etwas anderes Modell, ohne Smart Fridge: Sie können über die sogenannte „Online-Kantine“ ein Mal pro Woche Essen für die Mitarbeitenden liefern lassen. Nachdem sich das Leimener Start-up bisher selbst finanziert hat, ist seit Ende 2023 erstmals ein Investor an Bord: Der Stuttgarter Early-Growth-Investor Engelhardt Kaupp Kiefer & Co. (EKK & Co.) hat sich mit einer Finanzierung von 1,2 Millionen Euro an Freshtaste beteiligt. EEK ist nach eigenen Angaben vor allem auf kleine, technologieorientierte Start-ups fokussiert, die schon ein erwiesenes Geschäftsmodell haben und vor einer Skalierung stehen.
Rückenwind durch Homeoffice
Mit dem frischen Kapital will das Start-up nicht nur die Logistik ausbauen, sondern auch die Freshtaste-App und den Smart Fridge weiterentwickeln. Der Umsatz soll nach derzeitiger Planung 2024 etwa verdoppelt werden, im vergangenen Jahr lag er laut Bär bei knapp zwei Millionen Euro. Auch die Zahl der Mitarbeitenden soll wachsen. Aktuell sind bei Freshtaste rund 50 Menschen beschäftigt, einige davon als Aushilfen.
Zielgruppe des Leimener Start-ups sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die keine eigene Kantine haben, ihrer Belegschaft aber trotzdem Verpflegung anbieten wollen. Die „Smart Fridge“-Option ist laut Bär für Unternehmen ab etwa 70 Mitarbeitenden geeignet, die vor Ort im Betrieb sind. Die aktuell größten Kunden von Freshtaste hätten zwischen 500 und 700 Beschäftigten.
Während die Pandemie für das Start-up aus Leimen vor allem während der Lockdown-Phasen sehr herausfordernd gewesen sei, profitiere man inzwischen vom anhaltenden Homeoffice-Trend, erklärt Co-Geschäftsführer Bär. Weil bei vielen Unternehmen nun nicht mehr alle Mitarbeitenden jeden Tag im Büro sind, lohne es sich für manche Firmen schlichtweg nicht mehr, eine eigene Kantine zu betreiben.
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