110 Millionen Tonnen Methanol werden pro Jahr hergestellt. Das macht den Stoff zur weltweit am meisten produzierten Chemikalie. Traditionell wird er auf Basis von fossilen Brennstoffen wie Erdgas oder Kohle erzeugt und gilt als wichtiger Grundstoff in der Textil- und Kunststoffindustrie. Auch die Schifffahrt braucht Methanol als Kraftstoff. Das Mannheimer Start-up ICODOS mit seinen Gründern David Strittmatter, Jens Geppert und Francisco Vidal Vazquez hat ein Verfahren entwickelt, um aus Klärschlamm und biologischen Abfällen in Verbindung mit erneuerbarem Strom Biomethan und E-Methanol herzustellen.
Mannheimer Gründerpreis MEXI: Jeweils 10 000 Euro Preisgeld
Für diese innovative Idee sind sie am Donnerstagabend mit dem MEXI 2024 ausgezeichnet worden, dem Mannheimer Existenzgründungspreis. Der MEXI wird einmal im Jahr in drei Kategorien - Technologie, Dienstleistungen und Social Economy - verliehen und ist mit jeweils 10 000 Euro dotiert. ICODOS ist der Preisträger im Bereich Technologie, den Dienstleistungspreis erhält Virtualbadge.io, eine Plattform, auf der fälschungssichere Zertifikate, etwa für Bildungslehrgänge, eingestellt, verwaltet und heruntergeladen werden können, und Gewinner für die Social Economy ist myBuddy. Dahinter steht ein digitales Forum, das junge Menschen unterschiedlicher Kulturen zu Veranstaltungen im echten Leben zusammenbringen will. Insgesamt 36 Start-ups hatten sich für den MEXI beworben.
Mannheim als Stadt der Gründerinnen und Gründer
„Wir waren schon immer eine Existenzgründerstadt, wir heißen starke Unternehmen willkommen und wollen sie fördern“, betonte Mannheims Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch bei der Preisverleihung vor 200 Gästen aus Wirtschaft und Politik in der Alten Schildkrötfabrik. Zugleich dankte er den drei Unternehmen, die den MEXI sponsern: die Sparkasse Rhein Neckar Nord, Roche und - zum ersten Mal dabei - der Papierhersteller Essity. Die wiederum unterstreichen, dass sie selbst von den Neugründungen profitieren.
Konzerne profitieren von Start-ups
So erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Rhein Neckar Nord, Helmut Augustin, mit Blick auf das Tool für die Erstellung von Zertifikaten: „Das ist eine Lösung, die uns als Sparkasse weiterbringen kann.“ Das hören die Gründer von Virtualbadge.io, Giovanna Pergher, Daniel Szymkowiak, Kenny Strubel und Malte Zander gerne. Auch Christian Wünsch betont für das Team der Methanol-Macher: „Der MEXI ist für uns Motivation, es geht nicht nur ums Preisgeld, sondern um eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein“, sagt der 24-Jährige. Augustin betont derweil, dass sich die Sparkasse über ihren Venture Capital Fonds an Start-ups beteilige. „Wir glauben an die Unternehmen, auch wenn wir manchmal Lehrgeld zahlen müssen.“
Mannheimer StartUp MyBuddy: Interkulturelle Kompetenz als Mehrwert
Bei myBuddy, von Weihua Wang ins Leben gerufen, geht es weniger ums Geld als ums Miteinander. Die studierte Betriebswirtschaftlerin bezeichnet das Projekt als Herzensidee. Sie kam als Achtjährige von China nach Deutschland, und ihre persönliche Einwanderungsgeschichte hat Weihua Wang geprägt. „Im Kern geht es bei myBuddy um Austausch und das Herstellen von Kontakten, wir wollen die Bubbles, den Blasen, in denen wir alle leben, miteinander verbinden“, so die 29-Jährige. Denn sie ist überzeugt: Die Innovationskraft einer Gesellschaft hängt auch von den interkulturellen Kompetenzen der Menschen ab.
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