Tiefenbohrung

Geothermie-Projekt in der Südpfalz startet: Auf Lithium ausgerichtet

Das Karlsruher Unternehmen Vulcan Energy startet mit Geothermie im Oberrheingraben. In der Südpfalz will das Start-up Lithium aus Thermalwasser gewinnen.

Von 
Walter Serif
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Vulcan Energy hat sein Geothermie-Projekt in der Südpfalz gestartet. Hier der Bohrplatz am Standort Schleidberg. © Vulcan Energy

Karlsruhe. Vulcan Energy hat sein ehrgeiziges Geothermie-Projekt „Lionheart“ im Oberrheingraben gestartet, wie das Karlsruher Unternehmen am Dienstag mitteilte. Demnach haben die Arbeiten für die erste neue Tiefenbohrung begonnen. Das Start-up will pro Jahr 48.000 Tonnen Lithium aus dem Thermalwasser holen, das in rund 3.500 Metern Tiefe liegt. Das Metall soll an die europäische Auto- und Batterieindustrie verkauft werden. In der ersten Projektphase muss sich das Unternehmen aber noch mit der Hälfte der Menge begnügen, aber auch diese Menge würde für 500.000 Autobatterien reichen.

Außerdem will das Unternehmen mit der Geothermieanlage auch Wärme und Strom liefern. Die Bohrarbeiten für die Anlage führt die Vulcan-Tochter Vercana am Standort Schleidberg aus. Dieser liegt zwischen Landau und Insheim. Dort stehen bereits zwei Geothermieanlagen des Unternehmens.

Geothermie in Südpfalz als Grundstein für kommerzielle Lithium-Produktion

Im nächsten Schritt folgt der Start der Arbeiten an den Rohrleitungssystemen, der Fernwärmezentrale für Landau, des Geothermiekraftwerks in Landau und der Lithiumextraktionsanlage. Insgesamt sieht die erste Projektphase die Errichtung von fünf neuen Bohrplätzen mit bis zu 24 weiteren Förder- und Reinjektionsbohrungen vor. In Kombination mit den bereits bestehenden vier Bohrungen an den beiden unternehmenseigenen Geothermieanlagen soll so ein integriertes System zur Gewinnung von erneuerbarer Wärme und Strom sowie Lithium entstehen.

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Mit der ersten neuen Bohrung macht Vulcan nach eigener Einschätzung einen entscheidenden Schritt zur Steigerung der geothermischen Wärme- und Energieproduktion und legt damit zugleich den Grundstein für die künftige kommerzielle Lithiumproduktion. Bisher ist es noch keinem Unternehmen gelungen, in großem Maßstab Lithium aus Tiefenthermalwasser zu gewinnen.

„Mit der erfolgreichen Inbetriebnahme der elektrischen Bohranlage und dem Start der Bohrarbeiten sind wir unserem Ziel – der künftigen Lithiumproduktion und Nutzung der Tiefengeothermie – einen Schritt nähergekommen. Auf diesen Beitrag für die Region ist die Crew vor Ort sehr stolz“, sagte Marco Köpsel, der Geschäftsführer des Bohrunternehmens.

Geothermie von Vulcan: Wärme für die Stadt Landau, Pläne für Bohrungen in Mannheim

„Mit der neuen Bohrung erweitert Vulcan die geothermische Leistung und somit die Möglichkeit der Wärmelieferung an die Stadt Landau und die Region“, sagte Vulcan-Geschäftsführer Thorsten Weinmann. Er betonte, dass das Team „alle vorbereitenden Arbeiten mit großer Sorgfalt umgesetzt, die behördlichen Genehmigungen eingeholt und sämtliche Sicherheitsprüfungen erfolgreich abgeschlossen“ habe. „Bereits frühzeitig wurden die lokale Bevölkerung und Interessensgruppen in die gesamte Projektentwicklung umfassend einbezogen – das erhaltene Feedback war durchweg positiv“, so Weinmann weiter.

Eine Vulcan-Mitarbeiterin hält in einem Labor eine Glasschale mit Lithiumchlorid in den Händen. Das soll bald durch die Bohrungen der Geothermie gewonnen werden. © picture alliance/dpa

Mit Blick auf die Zukunft äußerte sich der Vulcan-Geschäftsführer optimistisch. „Diese Entwicklung bringt uns unserem Ziel einen bedeutenden Schritt näher: einer verlässlichen grundlastfähigen Versorgung mit erneuerbarer Wärme sowie dem Aufbau einer nachhaltigen, europäischen Lithium-Wertschöpfungskette für die Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge.“

Das Unternehmen plant auch mehrere Anlagen in der Metropolregion, darunter in Mannheim und Ludwigshafen. Allein in Mannheim sind bis zu fünf Standorte noch im Rennen. In Kürze soll die Entscheidung fallen.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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