Kommentar Bei der Wärmewende droht neues Chaos

Die neue Bundeswirtschaftsministerin wettert gegen Wärmepumpen und hat ein Herz für alte Gas- und Ölheizungen. Das sorgt für Verwirrung, meint Walter Serif.

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Walter Serif
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Mannheim. Bei der Wärmewende bahnt sich neues Chaos an – niemand weiß, was jetzt eigentlich Sache ist. Monatelang hat zum Beispiel die Mannheimer MVV für Verunsicherung in der Stadtgesellschaft gesorgt, weil sie trotz der heftigen Kritik am Gas-Aus 2035 festhält. Der Energiekonzern hat sein Handeln auch mit dem berühmt-berüchtigten Heizungsgesetz begründet. Das Problem dabei: Kanzler Friedrich Merz will das – wie es korrekt heißt – Gebäudeenergiegesetz abschaffen beziehungsweise ein neues daraus machen. Was dabei am Ende herauskommt? Das weiß keiner so richtig.

Wärmewende

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Klar ist nur, dass die Union den Menschen mehr Flexibilität bei der Wahl ihrer Heizung bieten will. Der Begriff der Technologieoffenheit macht wieder die Runde. Wenn man zum Beispiel Wirtschaftsministerin Katherina Reiche genau zuhört, lässt sich daraus aber durchaus die Sehnsucht nach den guten alten Zeiten heraushören. Sie wettert gegen das angebliche Wärmepumpen-Diktat der Grünen und will das Verbot alter Gas- und Ölkessel wieder einkassieren.

Kein Wunder, dass der Südwest-Ableger des Verbands für Energiehandel (VEH) frohlockt. Die mittelständischen Energiehändler fordern, dass E-Fuels oder synthetische Brennstoffe Teil der Wärmewende werden sollen. Diese sind zwar teuer, haben aber den Vorteil, dass der Kunde seine Ölheizung behalten kann. Allerdings kommt noch die CO₂-Steuer drauf, die ab 2027 kräftig steigen wird. Ob sich das auf Sicht also noch finanziell lohnen würde, muss sich zeigen. Fakt ist, dass in vielen Kellern noch Ölkessel stehen und der Absatz stabil ist.

Die Aussagen der Wirtschaftsministerin dürften die Verwirrung der Menschen vergrößern

Klar ist allerdings, dass Deutschland seine Klimaziele ohne die Wärmewende nicht erreichen kann. Da ist aber bisher viel zu wenig passiert. Stattdessen trägt der politische Dauer-Streit zur Verunsicherung bei Bürgerinnen und Bürgern bei. Das ist unverantwortlich. Die Aussagen der Wirtschaftsministerin dürften die Verwirrung der Menschen vergrößern. Denn auch die neue Bundesregierung hält zumindest in der Öffentlichkeit am Ziel fest, dass Deutschland 2045 klimaneutral werden soll.

Dass es da Widerstände gibt, liegt auf der Hand. Die Kosten der Wärmwende sind immens hoch, Umfang und Dauer der staatlichen Förderung aber unklar. Es gibt berechtigte Zweifel daran, ob die Haushalte das alles finanziell stemmen können. Der Staat kann jedenfalls nicht nur ehrgeizige Klimaziele formulieren und die Leute auf den Kosten sitzen lassen. Wir brauchen Planungssicherheit und müssen wissen, was auf uns zukommt.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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