Handel

Einzelhandel in der Mannheimer Innenstadt: Warum es für diesen Laden gut läuft

Ladensterben, schleppende Umsätze - die Klagen des Einzelhandels in der Innenstadt sind groß. Davon hebt sich das Haushaltswarengeschäft Topf und Pfanne ab. Geschäftsführerin Simone Klingel verrät ihr Erfolgsgeheimnis

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Walter Serif
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Das Team von Topf und Pfanne: Petra Brunner (l.), Geschäftsführerin Simone Klingel (M.) und Esther Zeiher (r.). © Thomas Tröster

Mannheim. „Mein Hund hat immer Hunger. Er frisst und frisst“, sagt Nicole Mallzahn, die mit Verkäuferin Esther Zeiher ein kleines Schwätzchen hält. Die Fußgönheimerin gehört zu den vielen Stammkundinnen des Haushaltswarengeschäfts Topf und Pfanne in den Mannheimer Quadraten. Dort wird natürlich nicht nur geschwätzt. „Hier gibt es wirklich alles. Pfannen, Bräter, Gläser und Pfeffermühlen. Deshalb kaufe ich immer wieder gerne ein“, sagt Nicole Mallzahn und verlässt mit einem Lächeln auf dem Gesicht mit ihrem Coated Retriever an der Leine den Laden.

Dass Topf und Pfanne nicht gleich beim Thema Ladensterben genannt wird, liegt vielleicht auch daran, dass hier - so abgedroschen es klingen mag - der Kunde noch König ist. Deshalb läuft das Geschäft so gut. „Das Schöne ist, dass wir als Einzelgeschäft nicht an bestimmte Sortimente gebunden sind. Und oft kommen die Leute zu uns mit Ideen, die wir dann umsetzen. Kürzlich wollte jemand einen speziellen Dänischen Schneebesen kaufen, den wir nicht im Angebot hatten. Ab Mitte Dezember wird er bei uns im Sortiment sein“, sagt Simone Klingel.

Mannheimer Geschäft Topf und Pfanne hat keinen Online-Shop

Simone Klingel ist seit zehn Jahren Geschäftsführerin, ihr Mann Gesellschafter. „Ich komme aus der Mainzer Ecke, wir haben uns beim Studium in Mannheim kennengelernt“, sagt die 50-Jährige. Sie hat an der Berufsakademie Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Handel studiert. Das Geschäft gibt es schon seit 1976, der Standort war zunächst in Käfertal, bis die Gründerin in die Innenstadt gezogen ist. Nach deren Renteneintritt haben die Klingels das Geschäft übernommen.

Ich schätze den Kundenkontakt und weiß, dass die Menschen nach meiner Beratung zufrieden aus dem Geschäft gehen.
Simone Klingel Geschäftsführerin von Topf und Pfanne

In einem Punkt sind die neuen Besitzer aber ziemlich „old school“: „Wir verkaufen nichts im Internet.“ Weil es sich nicht rechnet? „Wir haben uns das während des ersten Lockdowns überlegt, uns dann aber dagegen entschieden, weil wir einen zusätzlichen Online-Handel mit unserem Personal nicht hätten stemmen können. Außerdem hatten wir damals noch keine digitale Scanner-Kasse, da wurden die Kassenzettel noch mit der Hand geschrieben.“

Aber eigentlich ist Simone Klingel froh, dass nichts aus dem Online-Shop geworden ist: „Ich verkaufe meine Sachen lieber im Laden. Ich schätze den Kundenkontakt und weiß, dass die Menschen nach meiner Beratung zufrieden aus dem Geschäft gehen. Es herrscht schon eine Wohlfühlatmosphäre, weil hier alles so familiär ist“, sagt Simone Klingel.

Glauben Sie, dass jemand, der eine vor zehn Jahren im Internet bestellt hat, Ersatz bekommt?
Simone Klingel Geschäftsführerin von Topf und Pfanne

Dazu trägt auch ihr eingespieltes Team bei. „Ohne meine Mitarbeiterinnen wären wir nicht so erfolgreich. Sie sind der Hauptfaktor“, sagt Simone Klingel. Und offensichtlich gefällt es dem Team bei ihrer Chefin. Sie hat jeweils zwei Vollzeitkräfte und Aushilfen. Die sind auch nach der Corona-Pause treu geblieben. Auch das unterscheidet Topf und Pfanne von anderen Geschäften im Einzelhandel, der wie alle Branchen unterm Fachkräftemangel leidet.

Nach Klingels Einschätzung möchten auch ihre Kunden nicht im Internet einkaufen, sondern lieber den stationären Handel stärken. „Sie wollen eine gute Beratung, die sie online nicht bekommen. Und wir kümmern uns auch, wenn ein Kunde mit einem bei uns gekauften Produkt Probleme hat. Zum Beispiel gibt es bei uns Pfeffermühlen mit einer 25-jährigen Garantie auf das Mahlwerk. Glauben Sie, dass jemand, der eine vor zehn Jahren im Internet bestellt hat, Ersatz bekommt?“, macht Klingel Werbung in eigener Sache. Und zu ihr kann auch ein Kunde kommen, der einen Dosenöffner gekauft hat und nicht mit ihm klarkommt. „Wir zeigen dann, wie der funktioniert. Da braucht sich keiner dafür zu schämen.“

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Dass das Geschäft nicht schlecht läuft, liegt auch daran, dass die „Miete noch tragbar“ ist. „Da haben wir Glück. Wir sind mit unseren 100 Quadratmetern Verkaufsfläche ja auch ziemlich klein. Wenn wir uns vergrößern würden, würde sich das nicht mehr rechnen. Und auf den Planken müsste ich sechs bis achtmal so viel Umsatz allein für die höhere Miete machen.“

Die hohen Mieten sind für sie der Hauptgrund, warum es nur wenige kleine inhabergeführte Geschäfte in Mannheim gibt. „Wir bräuchten wirklich mehrere, denn die vielen Ladenschließungen machen die Stadt bestimmt nicht attraktiver“, bedauert Klingel.

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Und natürlich spürt auch sie, dass das Geld bei den Kunden nicht mehr so locker sitzt. „Die Inflation macht den Leuten zu schaffen, das merken wir auch“, sagt Klingel. Insgesamt liegen die Umsätze nach ihren Angaben aber wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Und wie hat der Laden die Pandemie überstanden? „Wir hatten nach den Lockdowns einen Riesenboom und konnten die Verluste während der Schließungen wieder aufholen. Das war wie ein zusätzliches Weihnachtsgeschäft. Viele saßen ja im Homeoffice und haben sich zu Hause etwas gekocht und geschaut, was in der Küche erneuert werden muss. Und man hat sich was gegönnt, Geld für Kleidung oder Reisen hat man ja damals wenig ausgegeben.“ Jetzt läuft das Geschäft nach ihren Angaben wieder normal. Und das „reguläre“ Weihnachtsgeschäft bringt ein Drittel des Jahresumsatzes in die Kasse.

Topf und Pfanne in Mannheim: Zur Hälfte kommen Stammkunden

Und wie setzt sich die Kundschaft zusammen? „Die Hälfte sind Stammkunden, oft schon in zweiter Generation, da kommen dann die Töchter und Söhne zu uns. Altersmäßig ist auch alles dabei, bei uns kaufen auch Erstsemester etwas, die gerade ihr Studium begonnen haben.“ Kommen auch Männer? „Ja, viele.“ Unterscheiden die sich im Kaufverhalten? Da muss Simone Klingel schmunzeln: „Die Frauen kaufen eher praktische Sachen ein. Die Männer lassen sich da eher verleiten und nehmen gerne hochwertige Gegenstände mit. Zum Beispiel teure Messer.“

Besonders gut laufen Kupfertöpfe. „Das ist hier der Renner. Ein wahres Schmuckstück, das kaufen dann die Männer für ihre Frauen“, sagt Klingel. Und was ist das da im Regal? „Eine Mini-Cocotte. Frau Zeiher macht da immer einen Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern und Vanilleeis. Der ist sehr lecker“, schwärmt Simone Klingel von den Backkünsten ihrer Mitarbeiterin. Den würden ihre Kunden bestimmt gerne probieren.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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