Industriedienstleister

Bilfinger bekennt sich zum Standort Mannheim

Profitabler und agiler will Bilfinger werden und hat sich dazu ein Effizienzprogramm verordnet, Stellenabbau inklusive. Was das für die Zentrale in Mannheim genau bedeutet, ist offen - bleiben soll sie aber auf jeden Fall

Von 
Tatjana Junker
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Die Bilfinger-Zentrale in Mannheim. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. 750 Stellen weltweit will der Industriedienstleister Bilfinger im Zuge seines Effizienzprogramms abbauen, und zwar schon bis Jahresende. Doch wie viele Jobs davon in der Mannheimer Zentrale betroffen sind - das bleibt auch an diesem Vormittag Anfang Mai offen. Man werde dazu heute keine konkreten Zahlen nennen, sagt Vorstandschef Thomas Schulz auf Nachfrage, als er am Donnerstag die Geschäftszahlen für das erste Quartal vorstellt.

Dass das Effizienzprogramm, mit dem Bilfinger nicht nur sparen, sondern auch agiler werden will, „läuft und im Zeitplan ist“, hatte der Konzernchef zuvor schon kurz erläutert. Vor allem in der Verwaltung will der Industriedienstleister abspecken und Abläufe verschlanken - auch in der Mannheimer Zentrale, wie Schulz bekräftigt. Geplant sei unter anderem, Aktivitäten an Standorten zu bündeln. Der Konzernchef verweist darauf, dass seit der Pandemie und durch die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten manche Verwaltungsgebäude von Bilfinger zu weniger als 20 Prozent belegt seien. Die Zusammenlegung von Aktivitäten senke daher nicht nur die Kosten, sondern habe auch soziale Vorteile, weil sich die Beschäftigten dadurch wieder mehr begegnen würden, argumentiert Schulz sinngemäß.

Der Standort Mannheim soll aber bestehen bleiben, zumindest soviel stellt Schulz am Donnerstag klar. In den vergangenen Monaten hatte es Spekulationen gegeben, wonach das Unternehmen die Zentrale in Mannheim ganz aufgeben und die Mitarbeitenden auf andere Standorte verteilen könnte.

Heidelberger Einheit aufgelöst

Aktuell arbeiten in der Mannheimer Bilfinger-Zentrale 230 Menschen. „Wir haben in Mannheim viele hochkompetente Mitarbeiter, die wir auch in Zukunft brauchen“, sagt Finanzvorstand Matti Jäckel. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über den Stellenabbau liefen seit einigen Wochen. Sie seien konstruktiv, dauerten aber noch. Die Zahl der Beschäftigten in der Region ist unterdessen in den vergangenen Monaten bereits gesunken: Ende März lag sie bei knapp 950 Mitarbeitenden, rund 40 weniger als ein Jahr zuvor.

Hintergrund ist, dass Bilfinger die Unternehmenseinheit Digital Next in Heidelberg zum Ende 2022 aufgelöst hat. Die rund 30 betroffenen Beschäftigten seien entweder konzernintern gewechselt oder hätten das Unternehmen verlassen, erklärt eine Sprecherin. Die Digitalsparte von Bilfinger hatte ihr neues Domizil in Heidelberg erst 2019 neu bezogen.

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Geschäftlich läuft es für das Mannheimer Unternehmen unterdessen aktuell rund. Man habe ein sehr erfolgreiches erstes Quartal hinter sich, so Vorstandschef Schulz. Der Umsatz stieg um rund zehn Prozent, auch wegen des milden Winters: Auf den Baustellen konnte so wieder früher mit den Arbeiten begonnen werden. Auch der Auftragseingang legte stark zu. „Unser Markt ist anhaltend positiv, in allen Regionen und allen Kundensegmenten.“ Bilfinger profitiert nach eigenen Angaben davon, dass „die Masse“ der Unternehmen in allen Industrien inzwischen ihre Zielvorgaben zur Nachhaltigkeit deutlich nach vorne verlegt habe. „Das gibt uns sehr viel Rückenwind“, sagt Schulz. In Norwegen arbeitet Bilfinger zum Beispiel bei einem Projekt zur CO2-Abscheidung an einer Zementanlage von Heidelberg Materials mit. Bilfinger ist bei dem Vorhaben für den Rohrleitungsbau und die Isolierungen zuständig. In Deutschland und Österreich wiederum unterstütze man verschiedene Stadtwerke bei der Wärmewende. In München beispielsweise installiert Bilfinger nach eigenen Angaben einen 2-Zonen-Wärmespeicher.

Seine Jahresziele bekräftigt das im S-Dax notierte Unternehmen: Für 2023 rechnet Bilfinger mit einem Umsatz zwischen 4,3 und 4,6 Milliarden Euro. Durch erste Effekte des Effizienzprogramms soll zudem die Profitabilität steigen: Angepeilt wird eine Ebita-Marge von 3,8 bis 4,1 Prozent.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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