Mannheim. Der französische Bahntechnik-Konzern Alstom plant erhebliche Einschnitte an seinen deutschen Standorten, darunter auch in Mannheim. Im Stadtteil Käfertal sollen die Produktion und das Servicegeschäft eingestellt und der Zukunftsbereich für alternative Antriebstechnik nach Frankreich verlagert werden.
Dadurch dürften nach Informationen dieser Redaktion mehr als 100 der insgesamt rund 1000 Jobs gefährdet sein, die genaue Zahl steht noch nicht fest. Ein Werksgebäude soll zudem verkauft werden.
IG Metall Mannheim kritisiert Alstom-Management scharf
Die IG Metall Mannheim reagierte am Mittwochabend empört. „Die Ankündigung von Alstom ist eine Kampfansage des Unternehmens an die Beschäftigten, die seit Jahrzehnten gute Arbeit machen“, sagte Gewerkschafterin Janna Köke dieser Redaktion. „Das einzige, worauf man sich bei Alstom in den letzten Jahren verlassen konnte, sind Fehlentscheidungen des Managements.“ Köke sei sich sicher, dass die Beschäftigten und der Betriebsrat alle Möglichkeiten nutzten, „um die Umsetzung dieser Pläne zu verhindern“.
Die Nachricht schlägt bereits Wellen bis ins Rathaus. Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) und Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle (SPD) haben nach Bekanntwerden der Pläne Kontakt mit dem Leiter des Alstom-Standorts Mannheim, Philippe Hartheiser, und dem Betriebsratsvorsitzenden Otto Schäfer aufgenommen, um sich über die aktuellen Entwicklungen zu informieren.
„Wir setzen uns für die Alstom-Mitarbeitenden in Mannheim ein und wollen gemeinsam nachhaltige Zukunftsperspektiven für den Standort entwickeln“, erklärte Oberbürgermeister Specht in einer Mitteilung der Stadt. Bürgermeister Riehle ergänzte: „Mannheim hat eine lange Tradition als Standort der Bahnindustrie, den wir angesichts der Herausforderungen durch die Verkehrswende erhalten und stärken wollen.“
Stadt Mannheim fürchtet negative Folge für Mobilitätswende
Die Stadt Mannheim hat zudem nach eigenen Angaben das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg kontaktiert, um auf den drohenden Know-How-Verlust im Land für das Zukunftsthema Mobilitätswende hinzuweisen.
Der Mannheimer Alstom-Standort gehörte bis 2021 zu Bombardier. Seit der Übernahme ist das Unternehmen nie wirklich zur Ruhe gekommen.
Besonders hart trifft es den traditionsreichen Standort Görlitz in Sachsen: Das Werk mit derzeit rund 700 Mitarbeitern soll bis Ende März 2026 geschlossen werden. Grund sei die strategische Verlagerung von Rohbauarbeiten nach Osteuropa, teilte das Unternehmen mit. Der Schritt sei Teil einer Spezialisierung der deutschen Standorte.
Mit Blick auf den 175 Jahre alten Standort im ostsächsischen Görlitz hieß es, dass „fortgeschrittene vertrauliche Gespräche mit einem industriellen Partner über ein mögliches Engagement am Standort“ liefen. Ziel sei, insbesondere für die Industriearbeitsplätze eine nachhaltige Perspektive zu schaffen. Derlei Pläne sind schon länger bekannt, nun machte Alstom Details zur geplanten Umstrukturierung öffentlich.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende, René Straube, bezeichnete die Alstom-Entscheidung als „ganz bitter“. „Ich finde das unglaublich tragisch“, sagte Straube, der auch Betriebsratsvorsitzender für den Standort Görlitz ist, der Deutschen Presse-Agentur. Er warnte vor Qualitätsverlusten aufgrund der Verlagerung ins Ausland. Bislang werden in Görlitz unter anderem Doppelstockwagen für Israel produziert. (mit dpa)
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