Ludwigshafen. Wer in der Region lebt, dem begegnet so ziemlich überall ein Bäcker Görtz. 207 Filialen hat der Platzhirsch aus Ludwigshafen inzwischen, von Bensheim über Weinheim und Mannheim bis Landau und Speyer. Nicht nur an eigenen Standorten, sondern auch dort, wo man nicht unbedingt eine Bäckerei erwartet, zum Beispiel in Baumärkten, Kliniken oder Schulkantinen.
Und natürlich ist Görtz bei Discountern und Supermärkten gut dabei: „Wir arbeiten inzwischen mit allen großen Lebensmittelhändlern zusammen“, erklärt Peter Görtz. Mit 70 Verkaufsstellen ist Rewe der wichtigste, aber auch Aldi, Lidl/Kaufland oder Edeka zählen dazu. Dazu kommen auch mehr und mehr Partner, die eine Filiale in Eigenregie betreiben. 51 sind es inzwischen.
Neuer Standort auch in Mannheim
Seit 60 Jahren gibt es Bäcker Görtz inzwischen - und das Wachstum ist ungebremst: 20 neue Filialen kommen im laufenden Jahr dazu, gerade wurde eine in Plankstadt eingeweiht, nächste Woche werden weitere Standorte in Annweiler und Speyer eröffnet, demnächst folgt eine Filiale auf dem Mannheimer Lindenhof. Jetzt wollen die Brüder Frank und Peter Görtz auch die - selbst gesetzten - Grenzen sprengen: „Wir vergrößern unser Absatzgebiet“, so Peter Görtz.
Bisher liegt der Radius der Filialen rund um die Produktion in Ludwigshafen bei gut 50 Kilometern, künftig soll er auf 70 Kilometer ausgeweitet werden. Eine Entfernung, bei der man noch gut die in der Nacht hergestellte Ware ausliefern und an einem Tag verkaufen kann.
Bäcker Görtz: Große Produktion
- 17 000 verschieden Brote und 200 000 klassische Brötchen werden täglich bei Görtz produziert.
- In der Woche werden 28 Tonnen Mehl verarbeitet.
- Jeden Tag kommen rund 100 000 Kunden in die Filialen.
- Für 2023 wird ein Umsatz von rund 170 Millionen Euro erwartet, im Vorjahr waren es 150 Millionen Euro.
- Zahlen zum Gewinn werden nicht verraten. Nur: „Wir sind wirtschaftlich stark. “
So hat sich Peter Görtz Karlsruhe als neues Ziel für die Expansion ausgeguckt, die nächste Großstadt also nach Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg. Zudem gebe es noch die ein oder andere Lücke im bestehenden Filialnetz.
Alle Standorte werden vom Backhaus in Ludwigshafen-Rheingönheim beliefert. In der Zentrale arbeiten rund 370 Menschen, 300 davon in der „Backstube“. Insgesamt hat Görtz 1800 Beschäftigte. Im Oktober soll die Erweiterung des Backhauses in Betrieb genommen werden. Rund 15 Millionen Euro hat Görtz dort in zusätzliche Produktionskapazitäten auf einer Fläche von 3600 Quadratmetern investiert.
Görtz-Geschäftsführer: "Halten Bäcker-Handwerk hoch"
Die beiden Geschäftsführer haben sich die Aufgaben geteilt, Frank Görtz ist für alles rund ums Backen zuständig einschließlich Fuhrpark, der 56-jährige Peter Görtz vor allem für die Expansion. In der Produktion ist Frank Görtz eigentlich jede Nacht zu finden, sagt der 48-Jährige - auch samstags und sonntags. Freude daran hat er offensichtlich immer noch. Auch wenn der Betrieb ganz andere Dimensionen hat, als die kleine Bäckerei, die die Geschwister von ihren Eltern übernommen und massiv ausgebaut haben. „Das Schöne ist die Arbeit mit einem Naturprodukt, dass man sieht, was man macht“, sagt Frank Görtz. „Und der Backgeruch!“
Trotzdem bestehen die beiden darauf, dass sie keinen Industriebetrieb führen, sondern bei aller Größe das Bäcker-Handwerk hochhalten. Man stelle kein Industrieprodukt her, sondern ein Lebensmittel, das innerhalb eines Tages verkauft werden muss. Die Rohstoffe kämen zu 95 Prozent aus der Region. Gleichzeitig werden die Prozesse ständig optimiert. „Nicht um Mitarbeiter abzubauen“, betont Frank Görtz. Es gehe darum, die teilweise noch immer harte körperliche Arbeit zu erleichtern und auch den Mangel an Fachkräften durch mehr Technik auszugleichen. „Es ist eine Gratwanderung zwischen regionaler Herstellung, Tradition und modernen Arbeitsplätzen“, sagt Peter Görtz.
Norwegische Investmentfirma ins Boot geholt
„Die Geschäfte laufen gut“, sagen die beiden beim Pressegespräch, bevor der 60. mit 180 Gästen gefeiert wird. Ein Mitarbeiterfest soll es im Frühjahr geben, wenn die Backstube fertig ist. Vor einem Jahr holte die Familie einen Finanzinvestor mit ins Boot. Die norwegische Investmentfirma FSN Capital hält 72 Prozent der Anteile. „Das ist der richtige Weg“, sagt Frank Görtz. So habe man sich mit Hilfe von FSN bei der Entwicklung von Führungskräften neu aufgestellt. Der Investor bringe eine Erfahrung mit, die man als Familienbetrieb einfach nicht habe.
Mit FSN sei das Bestehen garantiert, auch wenn die Beiden in Ruhestand gehen. „Die Zukunft unseres Unternehmens soll nicht auf den Schultern der nächsten Generation liegen“, betont Peter Görtz. Dabei stehen die Chancen gut, dass diese einsteigt. Seine Tochter Anabel ist Bäckermeisterin, absolviert ein betriebswirtschaftliches Studium und arbeitet bereits tatkräftig mit.
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