Mannheim. „Das virtuelle Format hat sich bei vielen börsennotierten Gesellschaften bewährt – und auch Südzucker hat damit gute Erfahrungen gemacht“, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Stefan Streng auf der Hauptversammlung. Die Zahlen sprechen allerdings für ein geringeres Interesse der Aktionärinnen und Aktionäre. Denn nach vorläufiger Auswertung verfolgten am Donnerstag 320 Personen die Übertragung, etwas weniger als im vergangenen Jahr. Zum Vergleich: Bei den Präsenz-Hauptversammlungen im Mannheimer Rosengarten waren vor Corona noch rund 3.000 Menschen vor Ort.
Die Zeiten beim Mannheimer Südzucker-Konzern sind jedenfalls „spannend“, wie es Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ausdrückt. Der Aktienkurs habe gerade erst bei 9,99 Euro gelegen, quasi ein „Sonderangebot“. Im Juli 2023 sei der Kurs noch doppelt so hoch gewesen.
Kerngeschäft von Südzucker schreibt roten Zahlen
Tatsächlich läuft es im Kerngeschäft nicht gut, im vergangenen Geschäftsjahr 2024/2025 hat das Zucker-Segment wegen der niedrigen Preise operativ sogar rote Zahlen geschrieben. Konzernweit ging der Umsatz von Südzucker im Vorjahresvergleich um knapp sechs Prozent auf rund 9,7 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis fiel von 947 Millionen auf 350 Millionen Euro.
Sowohl Klose als auch sein Kollege Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) heben die Bedeutung der Nicht-Zuckerbereiche hervor. In der derzeitigen Lage zeige sich, dass Diversifizierung von Vorteil sei. Schmidt fürchtet allerdings, dass das kriselnde Kerngeschäft mit Zucker die weitere Entwicklung des Konzerns bremsen könnte.
Die Dividende je Aktie sinkt von 90 auf 20 Cent, 70 Cent weniger. Auf der Grundlage von 204,1 Millionen ausgegebenen Stückaktien ergibt sich daraus eine Ausschüttungssumme von rund 41 Millionen Euro – nach 184 Millionen Euro im Vorjahr.
Nach einem verhaltenen Start in das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2025/2026 rechnet Südzucker damit, dass die Gewinne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich zurückgehen werden. Die Prognose für das Gesamtjahr steht aber, Besserung ist in Sicht.
„Wir entwickeln uns weiter zu einem breit aufgestellten, diversifizierten Lebensmittelkonzern und Anbieter nachhaltiger, funktionaler Ernährungslösungen“, verspricht der Vorstandsvorsitzende Niels Pörksen. Gleichzeitig werde man intensiv daran arbeiten, „die Südzucker-Gruppe effizienter, resilienter und agiler aufzustellen“.
Das Management geht davon aus, dass Energie, Investitionen und Personal künftig teurer werden. Für die nächsten Jahre hat sich die Gruppe deshalb ein Einsparpotenzial von rund 200 Millionen Euro vorgenommen. Und schon jetzt macht die Runde, dass Südzucker bis zu 15 Prozent der Stellen in der Verwaltung streichen will.
Theresa von Fugler stellt sich den Aktionären vor
Pörksen setzt auf ein starkes Führungsteam. Tatsächlich wird der Vorstand bald wieder komplett sein, denn Theresa von Fugler, 47, kommt im Oktober. Die Managerin hat sich auf der Hauptversammlung vorgestellt, sie bringt Erfahrungen vom Biopharma-Unternehmen Sanofi und den beiden Konsumgüterkonzernen Henkel und L‘Oréal mit. Von Fugler weckt hohe Erwartungen: „Mit ihrer Haltung zu Nachhaltigkeit und Transformation, ihrer Expertise im Bereich Verbrauchermärkte sowie ihrer umfassenden Führungserfahrung wird sie unser Unternehmen bereichern und weiter voranbringen“, erklärt Pörksen.
Fast in Vergessenheit geraten sind indes die zahlreichen Kartellprozesse wegen verbotener Absprachen, mit denen sich Südzucker seit Jahren herumschlagen muss. Ein Berufungsverfahren liegt nach wie vor beim Oberlandesgericht Karlsruhe. Dabei geht es um Schadenersatzforderungen der Molkerei Müller (Az. 6 U 160/23). Nach Angaben eines Gerichtssprechers wird vor Ende dieses Jahres in diesem Fall wohl nicht mehr viel passieren – „aufgrund einer personellen Veränderung im zuständigen Senat“.
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