Vergütungsbericht

Warum SAP-Chef Christian Klein 19 Millionen Euro erhält

Das Management des Walldorfer Softwarekonzerns SAP verdient 2024 deutlich mehr als zuvor. Wie kann das sein? Und was sagen Arbeitnehmervertreter?

Von 
Alexander Jungert
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SAP-Vorstandsvorsitzender Christian Klein. © SAP SE

Walldorf. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat veröffentlicht, was die Vorstandsmitglieder im Jahr 2024 verdient haben – mit einigen interessanten Details. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wer verdient im Management am meisten und warum?

Top-Verdiener ist der 44-jährige Vorstandsvorsitzende Christian Klein – mit fast 19 Millionen Euro. Das sind rund zwölf Millionen mehr als 2023. Vor allem liegt das an den langfristigen, erfolgsabhängigen Bestandteilen der Vergütung (siehe nächste Frage). Der Aktienkurs von SAP hat sich seit 2021 stark entwickelt und immer wieder neue Rekorde erreicht. Der Konzern spricht von einem Plus von mehr als 120 Prozent. Diese Performance ist noch besser gewesen als die des deutschen Leitindex Dax oder der US-Technologiebörse Nasdaq – und ebenso besser als die des SAP-Konkurrenten Microsoft.

Klein nimmt diese Kurssteigerung komplett mit, ebenso sein Vorstandskollege Thomas Saueressig (ehemals Produktentwicklung, jetzt verantwortet er das Cloud-Geschäft). Beide gehören schon länger dem Vorstand an, Klein seit 2018, Saueressig seit 2019. Und: Beide haben maßgeblich Anteil an der Strategie, den Walldorfer Softwarekonzern stärker auf das Cloud-Geschäft auszurichten – die sich im Nachhinein als erfolgreich erwiesen hat. Für SAP war 2024 nach früheren Angaben Kleins ein „fantastisches Jahr“. So konnte SAP die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 34,2 Milliarden Euro ausbauen. Unter dem Strich blieben mit 3,15 Milliarden Euro allerdings nur rund die Hälfte des Gewinns aus dem Vorjahr übrig. Für den Abbau Tausender Stellen hatte das Unternehmen 2024 mehrere Milliarden Euro an Einmalkosten aufgewendet. Für dieses Jahr nimmt sich SAP erneut eine große Gewinnsteigerung vor.

Wie setzt sich die Vergütung bei SAP zusammen?

Die sogenannte gewährte und geschuldete Vergütung ist das, was jedes Vorstandsmitglied bekommt. Diese Summe zu berechnen, ist außerordentlich kompliziert. Im Vergütungsbericht stehen seitenweise Erklärungen, Grafiken und Formeln. Vereinfacht erklärt: Die gesamte Vergütung setzt sich aus festen sowie erfolgsabhängigen Bestandteilen (kurz- und langfristig) zusammen. Letztere richten sich danach, inwieweit zuvor vereinbarte Ziele erreicht worden sind. Sie haben einen deutlich größeren Anteil als die festen Komponenten. Die Vorstandsmitglieder erhalten ihr Geld erst nach der Hauptversammlung im Mai – denn die Aktionäre müssen der Vergütung zustimmen.

Die Übersicht zeigt, was die SAP-Vorstandsmitglieder 2024 im Vergleich zum Vorjahr verdient haben. © MM-Grafik

Auf welche Personen lohnt ein weiterer Blick?

Technologie-Chef Jürgen Müller hatte SAP im September 2024 überraschend verlassen. Nach eigener Darstellung verhielt er sich auf einer Firmenfeier „unangemessen“ und entschuldigte sich in einer ungewöhnlich offenen Pressemitteilung dafür. Für seine neun Monate als Vorstandsmitglied erhält er insgesamt rund 7,1 Millionen Euro (nach 3,6 Millionen Euro im Vorjahr). Auch Müller profitiert von langfristigen Zahlungen. Ob der ehemalige Technologie-Chef künftig noch welche erhält, darüber schweigt SAP. Eine Abfindung jedenfalls soll Müller nicht bekommen haben – im Gegenzug zu zwei anderen Spitzenkräften.

Vertriebschef Scott Russell und Marketing-Chefin Julia White nämlich. Beide verließen den Konzern Ende August 2024 vorzeitig. Zusätzlich zu ihren Millionen-Gehältern erhalten sie eine Abfindung: Russell 12,6 Millionen Euro, White neun Millionen Euro. Die Abfindung ist quasi als Entschädigung zu verstehen für die Restlaufzeit der ursprünglichen Bestellung als Vorstandsmitglied. Beide Manager sollten eigentlich bis Anfang 2027 im Amt sein.

Wie sieht die Vergütung des Aufsichtsrats aus?

Top-Verdiener in dem 18-köpfigen Gremium ist der Aufsichtsratsvorsitzende Pekka Ala-Pietilä mit 400.000 Euro. SAP-Urgestein Hasso Plattner, der im Mai 2024 ausgeschieden ist, kommt auf 179.000 Euro. Die Werte der anderen Aufsichtsratsmitglieder liegen größtenteils zwischen 200.000 und 300.000 Euro.

Wie begründet SAP die hohen Summen für Spitzenmanager?

„Die Vergütung des SAP-Vorstands soll der anspruchsvollen Aufgabe der Vorstandsmitglieder Rechnung tragen, ein globales Unternehmen in einer schnelllebigen Branche zu führen“, heißt es im Vergütungsbericht. „Sie soll so bemessen sein, dass sie international konkurrenzfähig ist und die SAP im weltweiten Wettbewerb um hoch qualifizierte Führungskräfte unterstützt, insbesondere im Kontext der internationalen Softwarebranche. Wir wollen damit nachhaltige Anreize für eine engagierte und erfolgreiche Arbeit in einem dynamischen Geschäftsumfeld schaffen.“ Übrigens: 2024 steigt die Vergütung des gesamten Vorstands um 143 Prozent auf 58,29 Millionen Euro.

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Was sagt die Arbeitnehmervertretung dazu?

Die IG Metall Heidelberg ist wenig begeistert und kritisiert in einer Mitteilung das „exorbitante“ Wachstum der Bezüge. „Während SAP nach eigenen Angaben alle Ziele für 2024 erreicht oder gar übertrifft, wurde die SAP Belegschaft in Deutschland mit einer mageren Gehaltsrunde abgespeist.“ Schon Ende Januar hatte sich die Arbeitnehmervertretung enttäuscht darüber gezeigt, dass die SAP-Beschäftigten im Durchschnitt lediglich 2,4 Prozent mehr Geld erhalten sollen.

Das fange kaum die Effekte der Inflation auf, der Erfolg von SAP komme wenig bei den Beschäftigten an. „Offenbar haben unsere Vorstände gut verhandelt“, sagt Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE. „Der Belegschaft wird dies nur schwer zu vermitteln sein.“ Als Außenstehender muss man wissen: Die gesamte Vergütung der SAP-Beschäftigten speist sich aus mehreren Töpfen – Grundgehalt, Boni, Aktienbeteiligungsprogramme sowie Prämien. Mitarbeiter, die SAP-Aktien besitzen – und dazu gehören die meisten – profitieren also auch vom Kursanstieg der vergangenen Monate.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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