Projekte - MVV bindet Heizkraftwerk auf Friesenheimer Insel ans Fernwärmenetz an / Arbeiten für neue Leitung beginnen

„Baustein der Energiewende“

Von 
Alexander Jungert
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Spaten und schweres Gerät sind bereit: Hier entsteht die sogenannte Startgrube für die Unterquerung des Altrheins. © Rinderspacher

Mannheim. Das schwere Gerät für die Bauarbeiten steht bereit. Unter dem Altrhein im Norden Mannheims wird in den nächsten Monaten ein Stahlbetontunnel errichtet, Fachleute sagen Düker dazu. Er soll in einer Tiefe von bis zu 27 Metern liegen, einen Querschnitt von 3,4 Metern haben und 400 Meter lang sein. Darin wird eine Leitung für Fernwärme installiert.

Auf der Friesenheimer Insel investiert der Mannheimer Energieversorger MVV in den nächsten Jahren insgesamt 100 Millionen Euro. Rund 60 Millionen Euro davon sind geplant, um das MVV-Heizkraftwerk an das Fernwärmenetz anzubinden. Dafür wird eine neue, fast drei Kilometer lange Leitung gebaut. Sie mündet am Mercedes-Benz-Parkplatz Süd (siehe Grafik) und muss auf dem Weg dahin den Altrhein unterqueren. Die gesamte Leitung soll im Winter 2019/2020 fertig sein.

Zwei Produktionsstandorte

Das Heizkraftwerk nutzt Wärme aus der Abfallverwertung bisher ausschließlich dafür, benachbarte Industrieunternehmen mit Dampf zu versorgen. Künftig werde auch „grüne Fernwärme“ nach Mannheim, Heidelberg, Schwetzingen, Brühl und Speyer fließen, wie MVV-Vorstandschef Georg Müller erklärt. „Die Friesenheimer Insel wird energietechnisch keine Insel mehr sein. Abfälle sind kein Abfall, sondern wertvoller Rohstoff.“ Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD), der zum ersten Spatenstich gekommen ist, spricht von einem „Meilenstein“. Der Standort auf der Friesenheimer Insel werde zu einem „wertvollen Baustein der Energiewende und einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft“.

Wenn das Großprojekt zu Ende ist, wird die Stadt künftig zwei Standorte haben, die Fernwärme produzieren. Hauptquelle ist derzeit das Grosskraftwerk Mannheim (GKM). Das solle auch so bleiben, sagt Joachim Manns, Geschäftsführer der MVV Umwelt. Im GKM, an dem neben der MVV auch die Energiekonzerne Energie Baden-Württemberg (EnBW) und RWE beteiligt sind, werden Fernwärme und Strom aus Steinkohle hergestellt.

Manns erklärt, mit Fernwärme aus Abfall könnten Eigentümer privater und öffentlicher Gebäude die gesetzlichen Anforderungen des Klimaschutzes leichter erfüllen. Zudem gebe die Einspeisung im Norden zusätzliche Sicherheit für die Versorgung im gesamten Netzgebiet. Allein in Mannheim werden momentan rund 60 Prozent aller Gebäude mit Fernwärme geheizt.

Der Düker unter dem Altrhein enthält nicht nur Leitungen für Fernwärme, sondern auch Verbindungen, um das benachbarte Werk des Pharmakonzerns Roche mit Dampf zu versorgen.

Aufbereitung von Phosphor

Die übrigen 40 Millionen Euro an Investitionen auf der Friesenheimer Insel steckt die MVV größtenteils in eine Anlage zur Aufbereitung von Phosphor. Dieses entsteht beim Klären von Wasser. Bisher wird Klärschlamm entweder von der Landwirtschaft auf die Felder aufgebracht – was wegen der Schadstoffe umstritten ist – oder in Kraftwerken mitverbrannt. Die MVV arbeitet daran, das in Klärschlamm enthaltene Phosphor aufzubereiten, dann kann es zum Beispiel als Dünger verwendet werden. Ab dem Jahr 2020 soll die neue Anlage starten. Geld fließt außerdem in die Leitwarte, sie soll digitalisiert werden.

Die MVV hatte zuletzt angegeben, auf der Friesenheimer Insel bis zu 15 neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen. Das Unternehmen hat insgesamt rund 6100 Beschäftigte.

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